Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
verhüllt, um seine westlichen Gesichtszüge zu verbergen. Als er darunter hervorspähte, sah er draußen überall bewaffnete Männer. Sie bevölkerten die Straßen, fuhren Motorrad oder spähten von ummauerten Gebäuden herab. Es waren Haqqani-Kämpfer, und es musste Tausende von ihnen geben. Obwohl die pakistanische Armee hier über einen winzigen Stützpunkt verfügte und der ISI einige geheime Unterschlupfe unterhielt, war Miran Shah die Stadt der Haqqanis.
    Als sie nach Süden durch Ackerland weiterfuhren, glaubte Sam, hinter sich Feuer aus automatischen Waffen zu hören. Er fragte den neben ihm sitzenden Soldaten per Zeichensprache, ob er wisse, woher das Feuer stamme. Der junge Soldat zuckte jedoch nur die Achseln, als wollte er sagen: »Ist was? Irgendwo schießen sie, na und?«
    Driscolls Lkw bog nach Westen in die Straße von Miran Shah nach Boya ein. Er fuhr an senkrechten Felsen vorbei und stieg dann auf engen Serpentinen aufs Hochland hinauf, wobei der Motor das Letzte aus sich herausholen musste, wie man an seinem lauten Dröhnen hörte. Kurz nach sieben Uhr morgens bog der Lkw von der Straße ab und kletterte einen steilen Felsweg empor, der zu einem Gehöft auf einer Berghöhe führte.
    Zwei andere Lastwagen waren bereits eingetroffen und parkten jetzt in einer Garage gegenüber dem Haupttor. Al-Darkur, zwei Hauptleute und eine der beiden Kommandoeinheiten kamen auf dem staubigen Hof zusammen und sprachen aufgeregt in Urdu miteinander. Driscoll wusste nicht, worum es ging, bis Mohammed auf ihn zutrat. »Der andere Lkw hat es nicht geschafft. Sie wurden mitten in der Stadt überfallen. Einer meiner Hauptleute bekam einen Schuss ins Handgelenk und ein Soldat einen Bauchschuss ab. Sie haben sich in den Stützpunkt gerettet, aber sie glauben nicht, dass der Soldat überleben wird.«
    »Das tut mir leid.«
    Al-Darkur klopfte ihm auf die Schulter. »Aber wir haben es geschafft. Herzlichen Glückwunsch. Bisher wollte ich nur, dass Sie dasitzen und zuschauen, wie wir die Arbeit machen. Aber jetzt brauche ich Ihre Hilfe.«
    »Sagen Sie mir einfach, was ich tun soll.«
    »Wir werden von hier oben die Straße überwachen. Das Lager liegt nur drei Kilometer weiter westlich, und jeder, der vom Flugplatz oder von Miran Shah kommt, muss auf der Straße unter uns vorbeikommen.«
    Der Unterschlupf hatte eine ständige Besatzung von sechs Mann. Gemeinsam mit den sechs Kommandosoldaten waren sie ab jetzt für die Bewachung des Anwesens zuständig, während al-Darkur, Driscoll und die beiden ISI-Hauptleute ein Gangfenster im ersten Stock als Beobachtungspunkt auswählten. Sie stellten zwei Kameras mit starken Teleobjektiven auf und holten sich aus den Schlafzimmerbetten Matratzen, damit sie ihre Beobachtung rund um die Uhr mit den geringstmöglichen Pausen durchführen konnten.
    Al-Darkur ließ von einem Hauptmann einen riesigen Koffer in den ersten Stock hochbringen und stellte ihn neben Driscolls Matratze.
    »Mr. Sam«, sagte al-Darkur in seinem singenden pakistanischen Tonfall. »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie beim Militär waren, bevor Sie zur CIA kamen?«
    »Ja, ich war in der Army.«
    »Vielleicht bei den Special Forces?«
    »Vielleicht.«
    Al-Darkur lächelte. »Obwohl Sie mein Gast sind, wäre es mir wohler, wenn Sie die Ausrüstung anlegen würden, die mein Hauptmann Ihnen hier mitgebracht hat.«
    Driscoll schaute in den Koffer. Darin befanden sich ein M4-Karabiner mit einem Trijicon- ACOG -3,5x-Zielfernrohr, ein für Spezialeinsätze bestimmter Brustgurt mit eingefügter Kevlar-und Stahlpanzerung und acht Ersatzmagazinen für den Karabiner, ein Helm und ein Hüftgurt mit einer Glock-9-mm-Pistole und Ersatzmagazinen.
    Er zwinkerte dem Major zu. »Ich würde mich auch wohler fühlen.« Driscoll legte die Ausrüstung an. Es war ein beruhigendes Gefühl, jetzt fast dieselbe Montur zu tragen, wie er sie von den Rangers her gewohnt war. Er schaute al-Darkur an und hob den Daumen.
    »Jetzt heißt es, abwarten und Tee trinken«, sagte al-Darkur.
     

35
    A m Sonntag nach der Debatte ging Benton Thayer allein zum Parkplatz des Chevy Chase Club hinüber, einem der ältesten und feinsten Golfklubs im Großraum Washington, D. C. Obwohl es nicht einmal Mittag war und er für einen Tag auf dem Golfplatz mit seinen Karohosen, seiner gleich gemusterten Strickjacke und seiner auffälligen Ian-Poulter-Tartan-Flatcap ideal angezogen war, hatte Thayer den Rest seiner Viermanngruppe nach nur neun Löchern verlassen.

Weitere Kostenlose Bücher