Ziel erfasst
Einstellung ausdrückte, fehlten ihm alle kriegerischen Fähigkeiten, diese in die Realität umzusetzen. Er war jedoch klug und sehr motiviert, sodass ihm die Taliban in diesem Höhlenkomplex allmählich den Umgang mit Gewehren, Pistolen, Granatwerfern und Messern beibringen konnten. Am Ende der ersten Woche hatte er bereits große Fortschritte gemacht.
Rehan teilte derweil seine Zeit zwischen seinem Haus in Dubai, seinem Büro in Islamabad und dem Höhlenkomplex auf. Die ganze Zeit über spornte er die Dagestaner an, nicht nachzulassen. Auch Safronow machte er immer wieder Mut, durchzuhalten und an die schwere Aufgabe zu denken, die ihnen bevorstand.
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D ie dritte und letzte Präsidentschaftsdebatte fand in Los Angeles im Edwin W. Pauley Pavilion auf dem Campus der UCLA statt. Sie sollte etwas förmlicher ablaufen als die vorherige Begegnung. Dieses Mal würden die beiden Männer an Rednerpulten vor einer Gruppe von Fragestellern stehen, Journalisten der größten Zeitungen und Fernsehsender und einer Presseagentur.
Es war eine Podiumsdiskussion, bei der es keine vorherbestimmten Themen gab. Man konnte deshalb davon ausgehen, dass die wichtigsten Fragen besprochen werden würden, die in den letzten drei Wahlkampfwochen aufgetaucht waren. Theoretisch hätte es mehrere Themen gegeben, die zu einer leidenschaftlichen Diskussion der beiden Kandidaten hätten führen können. Tatsächlich stand dann jedoch außer einigen Fragen zum Stand der Weltwirtschaft, zu Chinas massiver Erhöhung der Rüstungsausgaben und den stetig steigenden Benzinpreisen ein einziges Thema im Vordergrund, nämlich die Entscheidung des Präsidenten, Saif Yasin vor einem Bundesgericht den Prozess zu machen, wogegen Jack Ryan wortgewaltig protestierte.
Das Thema führte zwangsläufig zum Thema Pakistan. Die Regierung in Islamabad hatte im letzten Jahrzehnt von den Vereinigten Staaten alljährlich Milliarden von Dollar bekommen, gleichzeitig jedoch die Operationen des amerikanischen Militärs und der US-Geheimdienste ständig behindert, wenn nicht sogar vereitelt. Außerdem war Westpakistan zu einer sicheren Zufluchtsstätte von Terrororganisationen geworden, die von dort aus den weltweiten Terrorismus mit Rat und Tat unterstützten. Kealty plante eine teure Doppelstrategie, um Pakistan dazu zu bringen, künftig die US-Interessen zu berücksichtigen. Während er einerseits drohte, die Hilfen für Islamabad zu stoppen, wenn sich die Situation nicht verbesserte, stiegen gleichzeitig die verdeckten Finanzmittel und Subventionen für den ISI und die pakistanische Armee immer weiter an. Das Weiße Haus versuchte auf diese Weise, die Kommandeure und Dienststellen zu kaufen, die die pakistanischen Strategien beeinflussten.
Wie in den meisten Fällen war Ryan auch auf diesem Gebiet völlig anderer Meinung. Als ihn der AP-Reporter fragte, wie er mit den Finanzhilfen für die pakistanischen Geheimdienste und das dortige Militär umgehen würde, antwortete er kurz und bündig: »Sie streichen. Ich würde sie streichen und mit einem Teil des Geldes unseren großen Freund und Verbündeten in dieser Region unterstützen, Indien.«
Er hatte dies auf seiner Wahlkampftour schon öfter vorgeschlagen und deswegen von den Medien schwere Prügel bezogen. Die amerikanische Presse warf ihm vor, er heize mit seiner Bevorzugung Indiens einen alten Konflikt noch weiter an. Ryan hatte darauf erwidert, dass Pakistan im Gegensatz zu Indien den Terrorismus gegen die Vereinigten Staaten unterstütze.
»Natürlich wollen wir unseren Freunden den Rücken stärken und unseren Feinden jede Unterstützung entziehen«, sagte er im Pauley Pavilion in die Kameras. »Pakistan müsste nicht unser Feind sein, aber es hat sich dafür entschieden. Wenn ich nach Washington zurückkehre, werde ich den Geldhahn zudrehen, bis Islamabad uns zeigt, dass es seinen Machtwillen zügeln kann und den islamischen Terrorismus in Indien und dem Westen zusammen mit uns bekämpft.«
Die Washingtoner CBS-Korrespondentin war als Nächste an der Reihe. Sie fragte, wie er die ganze pakistanische Nation für ein paar fehlgeleitete, verbrecherische Agenten im ISI bestrafen könne.
Ryan nickte langsam, bevor er antwortete. »Der ISI hat keine fehlgeleiteten, verbrecherischen Agenten. Er ist ein fehlgeleiteter, verbrecherischer Geheimdienst. Mein Kontrahent meint, dass einzelne Menschen oder Organisationen das Problem seien. Dem widerspreche ich entschieden. Offen gesagt, sind gerade die im Sinne
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