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Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wirbelte herum und rannte zu seinem verletzten Kameraden hinüber, um ihm zu helfen. Er sah jedoch voller Schrecken, dass ihm ein gut gezieltes Geschoss aus einer AK den gesamten Hinterkopf abgerissen hatte.
    Der Mann war auf der Stelle tot gewesen.
    »Fuck!«, schrie Sam in einer Mischung aus Frustration, Schmerz und Angst. Aber er konnte keine Sekunde länger hierbleiben. Die Funken, die die heranfliegenden Vollmantelgeschosse aus den überall herumliegenden Steinen herausschlugen, waren ein weiterer Antrieb, seinen Hintern sofort aus der Schusslinie zu bringen. Driscoll griff sich das Gewehr des Toten und robbte, rollte und glitt dann den Rest des Weges zu den Bäumen hinunter.
    Die Haqqani-Kämpfer begannen sofort, das Wäldchen zu beschießen, in dem Driscoll Deckung gesucht hatte. Unzählige Kalaschnikow-Geschosse schlugen in die Stämme und Äste der Maulbeerbäume und Tannen ein und ließen Blätter und Nadeln auf ihn herabregnen. Sam ließ sich auf den Bauch fallen und kroch so schnell wie möglich zum anderen Ende des kleinen Gehölzes hinüber, das insgesamt nur dreißig Meter lang und ebenso breit war. Das hieß, dass er sich nicht allzu lange darin verstecken konnte.
    Sam fand eine Stelle hinter einem dicken Baumstamm und nahm sich einen Moment Zeit, um seinen Körper nach Verletzungen abzusuchen. Er war voller Blut. Wahrscheinlich hatten ihn aufgewirbelte Steinsplitter getroffen. Außerdem hatte er bei seinem Sturz vom Lastwagen und dem Blitzabstieg zu seiner gegenwärtigen Deckung zahlreiche Platzwunden und tiefe Kratzer am ganzen Körper davongetragen.
    Er überprüfte seine Ausrüstung oder das, was von ihr übrig war.
    Der Karabiner, den er sich von dem toten Soldaten besorgt hatte, war ein älteres M16. Eine gute Waffe mit einem langen Lauf. Sie war besonders dafür geeignet, weit entfernte Ziele zu treffen. Allerdings hätte er seinen mit einem Zielfernrohr ausgestatteten M4-Karabiner vorgezogen, den er weiter oben verloren hatte. Aber immerhin passten seine drei restlichen M4-Magazine auch in den M16-Karabiner. Er führte ein Magazin in sein neues Gewehr ein und wechselte zu einer anderen Stelle hinüber, die direkt am südlichen Rand des Wäldchens lag.
    Hier überdachte er seine Optionen. Er konnte sich ergeben, er konnte davonlaufen oder er konnte kämpfen.
    An Kapitulation dachte er keine Sekunde, also kamen nur die beiden anderen Optionen infrage.
    Driscoll war ein tapferer Mann, aber er war auch ein Pragmatiker. Er hatte kein Problem damit, von hier abzuhauen, wenn das im Augenblick die beste Überlebensoption war. Er lugte hinter den Bäumen hervor, um herauszufinden, ob es einen Fluchtweg gab.
    Dreißig Meter hinter ihm explodierte eine Granate, die wahrscheinlich von einer RPG abgefeuert worden war.
    Fuck.
    Er schaute aufs Tal hinaus. In einer Wolkenlücke erschien plötzlich eine schmale Mondsichel, die einen schwachen Glanz über das trockene felsige Flussbett warf, das sich in Ost-West-Richtung erstreckte. Das nackte Gesteinsfeld war am Talboden etwa fünfzig Meter breit. Jeder, der das Gehölz verließ, in dem er Deckung gesucht hatte, würde mehrere Minuten lang den Gewehren oben auf der Straße schutzlos ausgeliefert sein, bevor er eventuell eine neue Deckung fand.
    Sam konnte also nicht spurlos in der Nacht verschwinden. Er konnte nicht zum Flussbett hinunterlaufen und auf diesem Weg entkommen. Das wäre reiner Selbstmord.
    Driscoll entschied sich in diesem Moment, dass er nicht mit einer Kugel im Rücken diese Welt verlassen wollte. Diese Bäume würden sein Alamo werden. Er würde sich seinem Feind entgegenstellen und gegen ihn kämpfen. Er würde es möglichst vielen von ihnen heimzahlen, bevor ihre schiere Übermacht ihn überwältigen würde. Langsam und doch ein wenig zögerlich griff er nach dem M16, stand auf und ging zum oberen Ende des Wäldchens hinauf.
    Er war noch keine zehn Meter weit gekommen, als heftiges AK-Feuer noch mehr Blätter auf ihn herunterregnen ließ. Er ließ sich auf die Knie fallen und schoss blindlings aus seiner Deckung heraus. Er verfeuerte ein halbes Magazin, um ihre Köpfe unten zu halten. Dann richtete er sich auf und rannte dem Feind entgegen.
    Eine Gruppe von sechs Haqqani-Kämpfern war bereits die Hälfte des Abhangs hinuntergestiegen. Man hatte sie wohl losgeschickt, um nach dem Soldaten zu suchen, der sich bestimmt hinter einem Felsbrocken zwischen den Bäumen verbarg. Sie waren jetzt völlig überrascht, als Sam aus dem Wäldchen direkt

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