Ziel erfasst
vor ihnen stürmte und ganze Gewehrsalven auf sie abgab. Als sie und die Männer oben auf der Straße das Feuer erwiderten, ließ sich Driscoll zu Boden fallen, schaute nach den Mündungsblitzen und feuerte Drei-Schuss-Feuerstöße ab, bis sein Magazin leer war. Er wusste, dass er mindestens zwei Männer erledigt hatte. Es mussten also noch vier Kämpfer übrig sein. Er rollte sich auf die Hüfte, holte ein Magazin aus seinem Brustgurt und begann, sein Gewehr neu zu laden.
Genau in diesem Moment sah er oben auf der Straße einen helleren, größeren Lichtblitz. Sofort erkannte er die helle Lichtspur einer RPG-Granate. Sekundenbruchteile später wurde ihm klar, dass sie genau dort einschlagen würde, wo er gerade lag.
Instinktiv sprang er auf die Beine, drehte sich um und spurtete zurück zu den Bäumen.
Die Granate schlug direkt hinter ihm in den Boden ein, explodierte in einem gleißenden Feuerball, jagte dem amerikanischen Agenten Sam Driscoll heiße, scharfe Granatsplitter in den Körper und schleuderte ihn wie eine abgelegte Stoffpuppe in das Gehölz hinein.
Dort lag er reglos mit dem Gesicht auf dem Boden, während die Haqqani-Kämpfer zu ihm hinunterstiegen.
38
P räsident Ed Kealty hatte praktisch die gesamten letzten beiden Wochen auf Wahlkampftour verbracht. In fünf US-Staaten stand laut Benton Thayer der Ausgang noch auf der Kippe, deswegen hatte sie Kealty in seiner Air Force One bereist. An diesem Morgen besuchte er eine Kirche in Grand Rapids, Michigan, danach fuhr er in eine Windturbinenfabrik, um dort etwas zu essen und eine kurze Führung zu absolvieren. Hinterher flog er nach Youngstown, Ohio, um auf einer Wahlkampfveranstaltung zu sprechen, bevor er wieder nach Osten zu einem festlichen Dinner in Richmond, Virginia, aufbrach.
Erst nach 22.30 Uhr stieg Kealty auf dem Rasen des Weißen Hauses aus seiner Marine One. Auf dem kurzen Hubschrauberflug von der Andrews Air Force Base hatte ihn sein Stabschef Wesley McMullen informiert, dass Benton Thayer ihn unbedingt im Oval Office treffen müsse. Thayer hatte auch um die Anwesenheit von Mike Brannigan gebeten. Es war zwar etwas seltsam, dass der Wahlkampfmanager den Justizminister bei einem Treffen dabeihaben wollte, aber Wes hatte diesem Wunsch entsprochen. Jetzt warteten die drei Herren auf den Präsidenten.
Kealty kam direkt ins Büro, ohne zuvor in seinen Privaträumen im Weißen Haus vorbeizuschauen. Er trug immer noch seinen Smoking, da er sich während des zwanzigminütigen Flugs aus Richmond nicht umgezogen hatte.
»Können wir das Ganze hier schnell hinter uns bringen? Es war ein langer Tag.«
Thayer saß neben Wes McMullen auf einem der beiden Sofas. Brannigan saß ihnen gegenüber neben Kealty.
Der Wahlkampfmanager kam gleich zur Sache. »Mr. President. Heute ist mir etwas zugespielt worden. Ein Speicherstick. Jemand hat ihn in meinem Klub an mein Auto gesteckt, ich habe keine Ahnung, wer das war oder warum gerade ich ausgewählt wurde.«
»Was ist drauf?«
»Es ist ein Dossier über einen pensionierten Navy SEAL und Agenten der paramilitärischen Abteilung der CIA namens John Clark. Er ist Träger der Medal of Honor.«
»Ich bin jetzt schon gelangweilt, Benton.«
»Das werden Sie nicht lange bleiben, Mr. President. Clark ist ein enger persönlicher Freund Jack Ryans. Sie haben bei bestimmten Operationen zusammengearbeitet. Bei bestimmten Geheimoperationen.«
Kealty beugte sich nach vorne. »Machen Sie weiter.«
»Jemand hat uns jetzt einen USB-Stick zugespielt, der Beweise für kriminelle Handlungen dieses Mr. Clark enthält. Auftragsmorde für die CIA.«
Kealty nickte. »Auftragsmorde?«
»Sowie illegale Abhöraktionen, Einbrüche und mehr.«
»Stammt diese Akte von jemand in der CIA?«
»Sieht nicht so aus. Der Stick enthält jedoch Informationen aus CIA-Quellen, das steht fest. Sie müssen dort drüben eine undichte Stelle haben. Aber dieses Dossier scheint aus China, Russland oder sogar von einer befreundeten Regierung zu stammen, die Ryan nicht gerne als Präsident sehen möchte.«
Kealty nickte und schaute Brannigan an. Der Justizminister hörte zum ersten Mal von dieser Sache. Seinem Gesichtsausdruck war zu entnehmen, dass er wusste, dass ihm eine lange Nacht bevorstand, um das alles aufzuarbeiten.
Thayer ergriff wieder das Wort. »Aber alles, was Ryans Busenfreund Clark auf dem Kerbholz hat, jeder Mord, jeder Einbruch, jede illegale Abhöraktion, kann nicht vor Gericht gebracht werden.«
»Warum denn
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