Ziel erfasst
und stelle mal die Frage: Wenn uns das jemand zukommen lässt und wir nichts tun, wie sähe das denn aus? Wir haben unsere Amtszeit mit dem Versprechen begonnen, die Missstände der Ryan-Jahre zu korrigieren, und, Jungs und Mädels, ich bin immer noch der Präsident der Vereinigten Staaten.«
Wes McMullen versuchte noch einen anderen Ansatz, um die Zahnpasta wieder in die Tube zu kriegen. »Clark besitzt die Congressional Medal of Honor, die höchste militärische Auszeichnung der Vereinigten Staaten. Die kriegt man nicht einfach so nachgeworfen, Sir.«
»Na und? Wo liegt das Problem? Wir geben einfach eine Verlautbarung heraus, dass wir bei allem Respekt vor seiner militärischen Leistung solche Mordtaten auf keinen Fall billigen können, bla, bla, bla! Ich weise dann noch darauf hin, dass ich der verdammte Oberste Befehlshaber bin, Herrgott noch mal! Fahren Sie mir bei dieser Sache nicht in die Parade, Wes! Ich ziehe das durch. Mike, ich brauche dabei Ihre Unterstützung.«
Brannigan nickte etwas unsicher. »Wenn wir irgendeine Bestätigung von der CIA bekommen könnten, irgendetwas Konkretes, dann könnte ich den Mann zumindest zu einem Verhör laden.«
Kealty nickte. »Ich spreche mit Kilborn bei der CIA und sage ihm, dass Ermittler des Justizministeriums mit jedem sprechen wollen, der mit John Clark zusammengearbeitet hat.«
»Wenn wir das Clark anhängen können, wird es auch auf Ryan durchschlagen, denn es bestätigt den Vorwurf, dass er sich manchmal über das Gesetz stellt«, sagte Thayer.
Kealty war jetzt aufgestanden und lief aufgeregt vor seinem Schreibtisch hin und her. »Verdammt, ja, das wird Ryan treffen! Das muss in den nächsten vierundzwanzig Stunden herauskommen, damit ich es noch bei meinen letzten Auftritten in den alten Industriegebieten des Mittleren Westens verwenden kann. Ich kann dann die Zuhörer fragen, ob ein Präsident Ryan das nächste Mal den mexikanischen Präsidenten einfach umlegen lässt, wenn der in Handelsfragen nicht nach seiner Pfeife tanzt. Es geht um seine Vergangenheit und wahrscheinlich auch um seine Gegenwart. Angeblich ist doch die Außenpolitik seine Stärke, aber ist man wirklich in außenpolitischen Angelegenheiten so stark, wenn man ein Mordkommando losschicken muss, um seine Gegner aus dem Weg zu räumen, und das dann mit einem geheimen Gnadenerlass vertuscht?« Kealty hatte sich außer Atem geredet. Dann fiel ihm jedoch noch etwas ein, und er drehte sich in seinen Patentlederschuhen zu den drei Männern auf dem Sofa um. »Und es betrifft auch die Zukunft dieses Landes, wenn wir es zulassen, dass ein Mann, der mit einem blutdürstigen Killer wie diesem John Clark kungelt, ins Oval Office einzieht.«
Kealty blickte seinen Stabschef an. »Wes, ich brauche diesen Satz für meine Reden. Notieren Sie ihn bitte und bewahren Sie ihn auf.«
»Geht in Ordnung.«
»Okay, meine Herren. Noch etwas?«
»Clark hat einen Partner«, sagte Thayer. »Er wird in dieser Akte mehrmals erwähnt. Und er steht Ryan ebenfalls nahe.«
»Besitzt dieser Typ auch einen vollständigen Gnadenerlass?«
»Ich weiß es nicht.«
»Okay, ihn nehmen wir uns auch vor.« Er sah eine gewisse Zurückhaltung in Thayers Augen. »Nein? Warum nicht?«
»Der Mann heißt Domingo Chavez. Er ist ein US-Bürger mexikanischer Abstammung.«
»Scheiße«, sagte Kealty und dachte angestrengt nach. »Das wär’s mit dem verdammten Arizona und New Mexico. Texas ist egal. Da hatte ich sowieso nie den Hauch einer Chance.« Er schnappte nach Luft. »Kalifornien?«
Thayer schüttelte den Kopf. »Sie könnten Mexiko von einer B-52 bombardieren lassen und würden Kalifornien doch nicht an diesen verdammten Jack Ryan verlieren. Allerdings … Sie werden überall im Land einen ganzen Haufen Latino-Stimmen verlieren, wenn Sie einem Mann namens Chavez das FBI hinterherhetzen.«
»Okay.« Die Politikräder in Kealtys Kopf begannen sich zu drehen. »Lassen Sie diese Latino-Seite der Ryan-Story weg. Wir nehmen uns nur diesen Clark vor.«
Alle stimmten zu.
»Also gut. Mike, Sie gehen zu Kilborn und fordern ihn auf, uns Zugang zum CIA-Personal zu verschaffen, aber Wes, ich möchte, dass Sie den stellvertretenden Direktor Alden herbestellen. Ich will ihn morgen als Erstes hier sprechen. Ich möchte sehen, was er über John Clark weiß. Alden ist ein Arschkriecher. Er wird mit uns kooperieren, wie es Kilborn nie tun würde.«
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M elanie Kraft machte es nichts aus, im Operationszentrum des National
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