Ziel erfasst
ein Wort rannten die beiden Männer die kleine Steigung hoch und verschwanden hinter den Bäumen. Als sie einen leeren Spielplatz erreichten, blieben sie neben einer Schaukel stehen. Es war immer noch ziemlich dunkel, gerade hell genug, um ihre Gesichter aus der Nähe zu erkennen.
»Wie geht’s, John?«
»Man könnte sagen, mir ging’s schon besser.«
»Die Pistole an deiner Hüfte wirst du nicht brauchen.«
Clark wusste nicht, ob sich die Waffe unter der Jacke abzeichnete oder ob Hardesty einfach geraten hatte. »Für dich brauche ich sie bestimmt nicht, ob für andere, muss sich noch zeigen.«
Keiner der beiden war außer Atem. Insgesamt waren sie nicht einmal einen Kilometer gejoggt.
»Ich habe mir gedacht, dass du hier auftauchen wirst«, sagte Hardesty.
»Das FBI hatte wahrscheinlich dieselbe Vermutung«, erwiderte Clark.
Hardesty nickte. »Jap. Einen halben Block die Straße rauf steht ein Zweimannteam der SSG. Sie tauchten bereits vor Brannigans Pressekonferenz auf.« Die Special Surveillance Group war eine Einheit des FBI, die nicht aus »Special Agents«, sondern aus »Investigative Specialists« bestand und für die Überwachungsoperationen der Bundespolizei zuständig war.
»Das habe ich mir gedacht.«
»Ich glaube nicht, dass sie vor einer weiteren halben Stunde nach mir suchen werden. Ich gehöre ganz dir.«
»Es wird nicht lange dauern. Ich versuche nur zu verstehen, was da vor sich geht.«
»Das Justizministerium fährt diesmal schweres Geschütz gegen dich auf. Das ist eigentlich alles, was ich weiß. Aber ich möchte, dass du eines weißt. Was immer sie über dich haben, John, sie haben von mir nichts bekommen, was nicht in deiner offiziellen Personalakte steht.«
Clark hatte nicht einmal gewusst, dass Hardesty bereits befragt worden war. »Hat dich das FBI vernommen?«
Hardesty nickte. »Zwei leitende Spezialagenten haben mich gestern Morgen in einem Hotel in McLean in die Mangel genommen. Ich habe in anderen Konferenzräumen jüngere Spezialagenten gesehen, die andere Jungs von uns verhört haben. Fast jeder, der bereits beim CIA war, als du Mitglied der SAD warst, wurde über dich befragt. Ich nehme an, dass man die leitenden Agenten auf mich angesetzt hat, weil Alden ihnen erzählt hat, dass wir uns seit Urzeiten kennen.«
»Und was haben sie dich gefragt?«
»Alles Mögliche. Deine Akte hatten sie schon. Wahrscheinlich haben Kilborn und Alden, diese Ärsche, darin etwas gefunden, was sie nicht mochten, und dann das Justizministerium dazu gebracht, gegen dich zu ermitteln.«
Clark schüttelte den Kopf. »Nein. Was könnte in meiner CIA-Akte stehen, das die Agency veranlassen würde, Außenstehende auf diese Weise hineinzuziehen? Selbst wenn sie glauben würden, sie könnten mich wegen einer verdammten Hochverratssache drankriegen, würden sie das doch selbst durchziehen und erst einmal kein einziges Wort ans Justizministerium durchsickern lassen.«
Hardesty schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn sie etwas über dich haben, was nicht Teil deiner CIA-Pflichten war. Diese Wichser würden dich, ohne zu zögern, über die Klinge springen lassen, nur weil du mit Ryan befreundet bist.«
Scheiße, dachte Clark. Ging es hier vielleicht gar nicht um den Campus? Ging es hier etwa um die Wahl? »Was haben sie gefragt?«
Hardesty schüttelte den Kopf. Dann schien ihm jedoch etwas einzufallen. »Warte mal. Ich bin Archivar. Ich kenne praktisch alles, was in den virtuellen Akten steht, oder ich habe es zumindest schon einmal gesehen. Aber sie haben mich nach einer Sache gefragt, mit der ich überhaupt nichts anfangen konnte.«
»Was war das?«
»Ich weiß, dass nicht alle deine SAD-Einsätze in den Akten aufgeführt sind, aber normalerweise gibt es darin Hinweise, was du damals tatsächlich gemacht hast. Ich habe vielleicht keine Ahnung, was ein paramilitärischer Offizier der CIA in Nigeria gemacht hat, aber ich kann dir sagen, ob er zu einer bestimmten Zeit in Afrika war. Malariaimpfungen, Flüge mit kommerziellen Fluggesellschaften, Spesenabrechnungen, die zu dem jeweiligen Einsatzort passen, solche Sachen.«
»Verstehe.«
»Aber die beiden Bundesagenten haben mich über deine Aktivitäten in Berlin im März 1981 ausgefragt. Ich bin dann die Akten durchgegangen …« Hardesty schüttelte den Kopf. »Nichts. Nichts, das darauf hinwiese, dass du zu dieser Zeit überhaupt in der Gegend von Deutschland warst.«
John Clark musste nicht erst lange nachdenken. Er erinnerte sich sofort. Er
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