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Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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in ganz Ägypten diskutierten und ihr sogar erzählten, dass Abgesandte der Muslimbruderschaft in andere Länder der islamischen Welt reisten, um sich dort mit bekannten Radikalen auszutauschen.
    Dies alles kontrastierte sie dann mit der netten, liebenswürdigen Fassade, die die Bruderschaft gegenüber dem Westen aufgerichtet hatte.
    Nachdem sie ihre Abhandlung beendet hatte, wollte sie sie ihrem Supervisor übergeben. Dieser schickte sie jedoch damit weiter zur Abteilungsleiterin Phyllis Stark. Phyllis las den Titel, nickte kurz und warf das Paper auf ihren Schreibtisch.
    Dies war für Melanie eine große Enttäuschung. Sie hatte zumindest ein wenig Begeisterung vonseiten ihrer Chefin erwartet. Als sie zu ihrem eigenen Schreibtisch zurückkehrte, hoffte sie, dass ihre mit viel Zeit und Fleiß erstellte Arbeit wenigstens nach oben weitergeleitet werden würde.
    Zwei Tage später wurde ihr dieser Wunsch erfüllt. Mrs. Stark hatte die Arbeit weitergereicht, jemand hatte sie gelesen, und jetzt bestellte man Melanie Kraft in einen Konferenzraum im dritten Stock. Dort erwarteten sie ihr Supervisor, ihre Abteilungsleiterin und ein paar Anzugträger aus dem sechsten Stock, die ihr unbekannt waren.
    Von Anfang an war klar, worum es bei diesem Treffen ging. Der Gesichtsausdruck und die Körpersprache der Männer am Konferenztisch zeigten Melanie, noch bevor sie sich hinsetzte, dass sie in Schwierigkeiten war.
    »Miss Kraft, was wollten Sie mit dieser besonderen Form von Schwarzarbeit erreichen? Was haben Sie damit bezweckt?«, fragte sie ein Mann aus dem sechsten Stock namens Petit, der seinen Job seinen politischen Verbindungen verdankte.
    »Bezweckt?«
    »Versuchen Sie mit Ihrer kleinen Seminararbeit, sich hier für eine bessere Stellung ins Gespräch zu bringen, oder wollten Sie sie nur herumreichen, damit Sie sich, wenn Ryan die Wahl gewinnt und seine eigenen Leute hier hereinbringt, gleich richtig positionieren und Pluspunkte sammeln können?«
    »Nein.« Auf so etwas wäre sie nie gekommen. Normalerweise hatte ein Regierungswechsel auf jemand wie sie überhaupt keine Auswirkungen. »Ich habe nur unsere Texte über die Bruderschaft gelesen und dachte, ich könnte einige abweichende Daten zusammentragen. Es gibt Informationen aus frei verfügbaren offenen Quellen, die ich auch in allen Fällen in meinen Anmerkungen kenntlich gemacht habe und die auf eine negativere …«
    »Miss Kraft. Wir sind hier nicht auf der Uni. Ich werde Ihre Fußnoten nicht durchsehen.«
    Melanie gab darauf keine Antwort, machte sich allerdings auch nicht länger die Mühe, ihre Arbeit zu verteidigen.
    »Sie haben Ihre Grenzen überschritten, und dies zu einer Zeit, in der dieser Dienst aufs Äußerste polarisiert ist«, fuhr Petit fort.
    Kraft glaubte nicht, dass es in der CIA solche Gegensätze gab. Wenn überhaupt, beschränkte sich diese Polarisierung auf den sechsten Stock, wo die Graubärte, die wahrscheinlich bei einer Niederlage von Kealty ihren Job verlieren würden, mit den Graubärten in Konflikt standen, die bei einem Wahlsieg Ryans in eine bessere Position aufrücken würden. Diese Welt hatte mit ihrer eigenen kaum etwas zu tun. Sie hätte eigentlich erwartet, dass Petit das genauso sah.
    »Sir, es war nicht meine Absicht, hier in diesem Gebäude Unruhe zu stiften. Ich konzentrierte mich nur auf die Verhältnisse in Ägypten und die Informationen, die …«
    »Haben Sie an diesem Paper gearbeitet, während Sie eigentlich Ihre täglichen Berichte erstellen sollten?«
    »Nein. Ich habe es nur zu Hause verfasst.«
    »Wir könnten eine Untersuchung eröffnen, ob Sie dabei irgendwelches vertrauliches oder geheimes Material verwendet haben …«
    »Sämtliche Informationen in dieser Abhandlung stammen aus frei verfügbaren Quellen. Meine fiktiven Internet-Identitäten beruhten nicht auf tatsächlichen CIA-Legenden. Ehrlich gesagt, hätte ich mit den Nachrichten, die täglich auf meinem Schreibtisch landen, dieses Paper gar nicht erarbeiten können.«
    »Sie sind der festen Ansicht, dass die Muslimbruderschaft nur eine Bande von Terroristen ist.«
    »Nein, Sir. Das ist nicht das Fazit meiner Untersuchung. Das Ergebnis lautet vielmehr, dass deren Rhetorik in der englischsprachigen Welt im Gegensatz zu den Verlautbarungen steht, die dieselbe Organisation auf Masri herausgibt. Ich glaube nur, dass wir einige dieser Websites aufmerksamer verfolgen sollten.«
    »Tun Sie das?«
    »Ja, Sir.«
    »Und Sie glauben, wir sollten das tun, weil es hier

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