Ziel erfasst
heftigen Widerstand stießen. Es gelang den zwölf Sicherheitsleuten, fünf der zwölf Angreifer zu töten, bevor sie selbst überrannt wurden. Einige Wachmänner ließen daraufhin ihre Waffe fallen und hoben die Hände, aber die Dagestaner brachten diese Kasachen dort um, wo sie sich ergeben hatten.
Die Reaktion der übrigen Kasachen auf den Überfall war nach dem plötzlichen Verschwinden ihres Kommandeurs vollkommen unkoordiniert. Obwohl ihre Kaserne ganz in der Nähe lag, führten sie erst nach zwanzig Minuten einen Gegenangriff durch. Sobald ihnen jedoch an der Kreuzung die ersten RPGs entgegenflogen und beinahe ihren vordersten Lastwagen erwischt hätten, kehrten sie in ihre Unterkünfte zurück, um ihre Strategie zu überdenken.
Im Kontrollzentrum waren die Zivilisten im Erdgeschoss in Deckung gegangen, während draußen der Angriff tobte. Als das Schießen aufhörte, das am Ende eher wie eine Reihe Exekutionen geklungen hatte, und die russischen Raumfahrtingenieure schluchzend, betend und fluchend auf den Fortgang der Ereignisse warteten, kam Georgij Safronow plötzlich allein die Treppe herunter. Seine Freunde und Angestellten bedrängten ihn mit Schreien und Rufen, aber er ignorierte sie alle und öffnete die Tür.
Die Jamaat-Shariat-Kämpfer nahmen das Kontrollzentrum ein, ohne einen weiteren Schuss abzufeuern. Alle wurden jetzt in den Kontrollraum geführt, wo Georgij eine Ansage machte.
»Tun Sie, was ich Ihnen sage, und Sie werden am Leben bleiben. Verweigern Sie jedoch auch nur einen einzigen Befehl, werden Sie sterben.«
Die Männer, seine Männer, schauten ihn fassungslos an. Einer der drei am Notausgang postierten Kämpfer reckte sein Gewehr in die Luft. »Allahu akbar!«
Georgij Safronow strahlte. Er hatte jetzt das Sagen.
Die Ersten, die außerhalb des Kosmodroms von dem Angriff in Baikonur erfuhren, waren die Leute des European Space Operations Center ( ESOC ) in Darmstadt, die die Satelliten operationell betreuen würden, wenn diese ihre Umlaufbahn erreicht hatten. Sie hatten gerade mit den Verantwortlichen im Dnjepr-Kontrollzentrum eine Videokonferenz über die Startvorbereitungen durchgeführt, als sie beobachten konnten, wie die Leute im Kontrollraum um ihr Leben rannten. Sie beobachteten auch, wie sie von bewaffneten Terroristen eskortiert wieder zurückkamen und als Letzter der Präsident der Kosmos-Raumfahrtgesellschaft, Georgij Safronow, den Raum betrat.
Safronow trug eine Kalaschnikow um den Hals und war von Kopf bis Fuß in einen Wintertarnanzug gehüllt.
Als Erstes brach er die Videoverbindung zum ESOC ab.
Der Kontrollraum des Dnjepr-Startkontrollzentrums hätte niemand beeindruckt, der in Film oder Fernsehen einmal das amerikanische Kennedy Space Center gesehen hatte, dieses riesige Amphitheater mit seinen gigantischen Wand-Displays, in dem Dutzende von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Astronauten hinter ihren Flachbildschirmen arbeiteten.
Die Dnjepr-Raketen wurden dagegen von einem Raum aus gestartet und kontrolliert, der eher dem Computerraum einer gut ausgestatteten Volkshochschule glich. An langen Tischen voller Kontrollbildschirme und Computer war Platz für insgesamt dreißig Mitarbeiter. An der vorderen Wand hingen zwei große Displays. Das eine zeigte Telemetrie-Daten und das andere eine Live-Aufnahme des geschlossenen Deckels des Startsilos 109, der bereits die erste der drei Dnjepr-Raketen enthielt, die in den nächsten vierzig Stunden starten sollten.
Um den Startplatz herum wirbelte der Schnee. Acht mit Gewehren bewaffnete Männer in weiß-grau gemusterten Tarnanzügen hatten auf den niedrigen Türmen und Kränen, die über die ganze Startanlage verteilt waren, Stellung bezogen und überwachten von dort aus die verschneite Steppe.
Safronow hatte die ganze letzte Stunde über Telefon und Walkie-Talkie mit dem technischen Direktor des Montagekomplexes gesprochen und ihm dabei genau erklärt, was an jedem Startplatz zu tun war. Als der Mann protestierte und sich weigerte, Safronows »Wünsche« zu erfüllen, befahl Georgij seinen Kämpfern, einen Mitarbeiter des technischen Direktors zu erschießen. Nach dem Tod seines Kollegen machte der Direktor keine Probleme mehr.
»Stoppt die Bildübertragung von Startplatz 109«, befahl Georgij. Sofort erlosch der zweite große Bildschirm im Kontrollraum.
Er wollte nicht, dass die Männer hier mitbekamen, in welchen Silos sich die beiden Raketen mit den Nuklearsprengköpfen befanden und in welchem die Trägerrakete mit
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