Ziel erfasst
dem verbliebenen Satelliten steckte.
Jetzt stellte sich Safronow vor den Mitarbeitern des Startkontrollzentrums auf, um ihnen zu erklären, was hier eigentlich vor sich ging.
»Wo ist Alexander?«, fragte Maxim Jeschow, der stellvertretende Startdirektor von Kosmos. Er brachte als Erster den Mut auf, etwas zu sagen.
»Ich habe ihn getötet, Maxim. Ich wollte es nicht, aber meine Mission machte es erforderlich.«
Jetzt starrten ihn endgültig alle nur noch schweigend an, als er ihnen die Lage darlegte.
»Wir tauschen gerade die Nutzlasten in den Raketenspitzen aus. Dies erledigen wir direkt an den Startanlagen. Meine Männer überwachen das Ganze, und der technische Direktor des Montagekomplexes leitet seine Männer an. Sobald er mir mitteilt, dass die Arbeiten beendet sind, fahre ich zu den Startsilos hinüber und überprüfe das Ergebnis. Wenn er getan hat, worum ich ihn gebeten habe, können er und alle seine Mitarbeiter gehen, wohin sie wollen.«
Die Startkontrollmannschaft schaute den Präsidenten der Kosmos-Raumfahrtgesellschaft immer noch bestürzt und fassungslos an.
»Sie glauben mir nicht, nicht wahr?«
Einige Männer schüttelten den Kopf.
»Das habe ich vorausgesehen. Meine Herren, Sie kennen mich doch seit vielen Jahren. Bin ich ein böser Mensch?«
»Nein«, sagte einer von ihnen mit einem Anflug von Hoffnung in der Stimme.
»Natürlich nicht. Ich bin ein pragmatischer, effizienter und intelligenter Mann.«
Jetzt nickten alle.
»Vielen Dank. Ich wollte Ihnen nur zeigen, dass ich Ihnen gebe, was Sie wollen, wenn Sie mir geben, was ich will.« Georgij sprach in sein Funkgerät hinein: »Lasst alle Russen und Kasachen, die sich noch im Montagekomplex aufhalten, frei. Sie können natürlich ihre Privatfahrzeuge benutzen. Nur die Busse müssen leider dableiben. Es gibt hier viele Leute, die eine Transportgelegenheit benötigen, wenn dies alles vorbei ist.« Er hörte zu, wie seine Untergebenen den Befehl bestätigten. »Und bittet sie, bei der Telefonzentrale hier anzurufen, wenn Sie das Kosmodrom verlassen haben. Sie sollen ihren Freunden im Kontrollzentrum erzählen, dass das Ganze keine Täuschung war. Ich habe nicht den Wunsch, noch irgendjemand zu verletzen. Die Menschen hier im Kosmodrom sind meine Freunde.«
Die Belegschaft des Kontrollzentrums entspannte sich sichtlich. Georgij war von seiner eigenen Großmut überwältigt. »Sehen Sie? Tun Sie, was ich von Ihnen verlange, und Sie werden Ihre Familien wiedersehen.«
»Und was genau sollen wir tun?«, fragte Jeschow, der jetzt der De-facto-Anführer der Geiseln im Startzentrum war.
»Sie werden das tun, weswegen Sie hierhergekommen sind. Sie werden den Start dreier Raketen vorbereiten.«
Niemand fragte nach den näheren Einzelheiten, obwohl einige durchaus vermuteten, womit die Raketen beladen wurden.
Wie er richtig gesagt hatte, war Safronow ein effizienter und pragmatischer Mann. Er ließ die Belegschaft des Montagekomplexes deswegen frei, weil er sie nicht länger benötigte. Die Kämpfer, die sie bisher bewacht hatten, wollte er zu den Startsilos verlegen, um diese vor möglichen Spez naz-Angriffen zu schützen. Außerdem würde dieser Beweis seines guten Willens die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Mitarbeiter des Kontrollzentrums seine Befehle befolgten.
Sobald er jedoch die Kontrolleure nicht mehr brauchte, hätte er keinen Grund, sie noch länger am Leben zu lassen. Er würde sie als Teil seiner Botschaft an die Ungläubigen in Moskau töten.
Das ESOC in Darmstadt berichtete unter anderem seinen Ansprechpartnern in Moskau über den Angriff, und diese alarmierten den Kreml. Nach einem einstündigen Telefongespräch wurde eine direkte Leitung zwischen dem Kreml und Baikonur eingerichtet. Safronow stand jetzt mit einem Headset im Kontrollzentrum und unterhielt sich mit dem Leiter der russischen Raumfahrtbehörde Wladimir Gamow, der sich in einem hastig eingerichteten Krisenzentrum im Kreml aufhielt. Die beiden Männer kannten sich schon eine Ewigkeit.
»Was geht da drunten vor sich, Georgij Michailowitsch?«
»Zuerst einmal sollten Sie mich ab jetzt Magomed Dagestani nennen«, erwiderte Safronow. Mohammed der Dagestaner.
Auf der anderen Seite der Leitung hörte Safronow im Hintergrund jemand »Sukin syn« – Hurensohn – murmeln. Das ließ ihn lächeln. Anscheinend wurde gerade jedem im Kreml klar, dass drei Dnjepr-Raketen unter der Kontrolle nordkaukasischer Separatisten standen.
»Warum, Georgij?«
»Sind Sie zu
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