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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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reichte also nicht bis hier herauf. Elber teilte das der Basis mit, von hier aus war noch direkter Funkverkehr, und er erhielt noch einmal eine Warnung von Woleg, der extra deshalb auf die Verbindung gewartet hatte; er solle vorsichtig sein und ja nicht vergessen, daß die Fähre nur G-Antrieb habe.
    Elber hatte das auch schon bedacht und bereits begonnen, den Sinkkurs der Fähre seitlich auszulenken, so daß sie in einigen Kilometern Abstand von der fraglichen Stelle landen würden.
    Anfangs unterschied sich diese Stelle rein optisch nur dadurch von ihrer Umgebung, daß sie als graugelbe Scheibe zu sehen war - als hätte jemand einen Mühlenstein in die kartenähnliche Landschaft gelegt. Als sie tiefer kamen, wurde immer deutlicher, daß es sich nicht um eine Scheibe, sondern um eine Halbkugel handelte, mit einem Durchmesser von mehreren hundert Metern, bedeutend größer als seinerzeit im alten Basislager.
    Elber landete die Fähre in einer kleinen Senke, so daß nur das oberste Stück der Halbkugel von den oberen Sensoren der Fähre zu sehen war - dies auf alle Fälle zur Sicherheit.
    „Na, wie sieht’s aus?“ fragte er die beiden Meßtechniker.
    „‘ne Menge verrückter Werte“, sagte Gibralt ruhig. „Das Magnetfeld ist völlig durcheinander, das ist ein Magnetsturm wie - na ja, ich hab so was noch nicht erlebt. Gelesen hab ich mal von einem überschnell rotierenden Planeten, wo das Feld ständig abriß.... na ja, sei froh, daß du nicht mit deinem Adler hier bist, der wäre gleich abgestürzt. Ebenfalls verrückt: Der Boden ist hier nicht wie anderswo negativ elektrisch geladen, sondern positiv. Der Ionisationsgrad der Luft ist fünfmal so hoch wie normal. Die Bodentemperatur ist an einigen Stellen in der Umgebung sehr hoch, bis zu achtzig Grad, hier eine Temperaturkarte, aus tausend Meter Höhe aufgenommen. Stellenweise verstärkte Radioaktivität, nicht sehr hoch, aber meßbar höher, jedoch nicht an den heißen Stellen. Hast du noch was?“ Er wandte sich an Rila.
    Rila sah auf ihre Geräte und sagte: „Der Boden wird von unregelmäßigen seismischen Erschütterungen durchlaufen, Stärke minimal, gerade noch nachweisbar. Das Gelände, in dem wir uns
    befinden, wird von einem fast ganz abgetragenen Gebirge gebildet, das Zentrum steht in einem ehemaligen Tal, wo auch wir uns noch
    befinden. Und nun hört euch mal das an!“ Sie schaltete einen Lautsprecher ein, und plötzlich lag ein dumpfes Dröhnen in der Luft. „Das graugelbe Licht, das wir sehen, wird von einer sehr dünnen
    Grenzschicht der Halbkugel ausgestrahlt, und die vibriert wie eine Membrane und erzeugt auch den Ton. Aber es ist keine Membrane.
    Kein Stoff würde als Membrane Kräfte von solcher Stärke aushalten wie die, die den Ton erzeugen. Immerhin sind wir über einen Kilometer entfernt, und der Ton ist nicht verstärkt.“ Sie schaltete wieder ab.
    „Na, dann wollen wir mal!“ sagte Elber und wollte zum Ausstieg gehen.
    „Aussteigen?“ fragte Gibralt.
    ja, was sonst?“ fragte Elber verwundert dagegen.
    „Wozu“, sagte nun auch Rila, „was kann man denn da draußen besser messen als hier drin?“
    Elber mußte sich eingestehen, daß er nicht sofort eine Antwort auf diese verblüffend überzeugende Frage wußte. Er wäre gar nicht auf
    den Gedanken gekommen, ohne Not in der Fähre zu bleiben. Aber wenn man eben die Welt nur durch das Glas der Skalen und Anzeigeschirme sah...
    Doch er nahm seinen Gedanken des Unmuts sofort zurück, denn jetzt half ihm Gibralt aus der Verlegenheit: „Den Wärmegradienten,
    die Laufrichtung der seismischen Wellen, Bodenproben an den radioaktiven Stellen. Ach, uns wird schon noch was einfallen, wenn wir eine Weile nachdenken.“
    „Aber Elber“, sagte Rila so, als spräche sie mit ihrem Mann über einen Abwesenden, „Elber will ganz was anderes, Elber will hingehen, ganz nahe heran, seine Nase in die schwingende Glocke hineinstecken.“
    Elber war außerordentlich erstaunt, weniger, daß sie seine Absichten erraten hatte, das war ja wohl nicht allzu schwer; vielmehr, weil sie das alles in beinahe mißbilligender Art gesagt hatte.
    „Hast du was dagegen?“ fragte er.
    „Ja“, sagte sie.
    Elber wartete, daß sie sich näher erklärte. Dann fragte er: „Warum?“
    „Das Ding da“, sie zeigte in Richtung der Halbkugel, „ist doch nicht stabil.“
    „Nein“, antwortete Elber, „ein Gravitationsfeld unterdrückt eine Gravitationsstörung. Wenn sie beseitigt ist, verschwindet es. So war es

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