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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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für die Menschheit darstellte. Nun war Hirosh die Erkenntnis der Menschheit ganz sicher nicht gleichgültig, aber er wunderte sich viel mehr über die Versteinerungen, über diese primitiven Spiralen, die sich auch in der Form der Stadt wiederfanden. Bitte schön, daß Leute, die mit einem ganzen Sonnensystem durch die Gegend kutschieren, auch wissen, wie die Milchstraße dort aussieht, wo man nicht direkt hingucken kann, das hielt Hirosh nicht für erstaunlich, sondern mehr für selbstverständlich. Daß sie aber mit dem Ufersand backe, backe Kuchen spielten, wenn auch auf eine technisch perfekte Weise, das kam ihm merkwürdig vor. Aber darüber wurde er sich erst klar, als die Befragung beendet war.
    Anknüpfend an die letzten Ereignisse und Erkenntnisse, schwatzten sie noch ein bißchen - Kiliman meinte, Computer würden nicht eifersüchtig, wenn die Menschen denken.
    „Es sieht ja fast so aus“, sagte er, „als ob die Geusen vor ihrer Abreise alles so eingerichtet haben, damit hier eine neue Zivilisation entstehen kann und gute Anfangsbedingungen vorfindet. Die Bodenschätze, die Position im Kosmos; die Affen, die fast schon auf dem Wege zu gesellschaftlichen Wesen sind - aufrechter Gang und Gebrauch von Werkzeugen, sehr differenzierte akustische Signale; aber doch noch weit weg genug von ihrer Menschwerdung, um eine biologische Anpassung zu durchlaufen und eine optimale Physis für die jetzigen klimatischen Bedingungen zu erwerben... Nur, wenn dieser Planet nicht in Gefahr war, warum sind die Geusen dann überhaupt weggegangen?“
    „Ich glaube“, antwortete Hirosh langsam, „das können sie uns nur selbst sagen. Aber richtig ist der Gedanke.“ Er sah wieder das Bild vor sich, junge Bäumchen und Stümpfe vor dem grauen Himmel. Neues Leben wächst - ja, sogar eine neue Gesellschaft!
    „Und Sie glauben immer noch, daß ein Kontakt noch stattfinden wird?“
    „Ich warte darauf.“
    „Und haben Sie Vorstellungen, wie?“
    „Bestimmt nicht in Form eines fröhlichen Geplauders“, sagte Hirosh. „In Wahrheit - ja, ich habe Vorstellungen, aber sie sind so verschwommen, daß ich sie nicht mal in Worte fassen kann. Es hört sich lächerlich an, aber ich möchte das so sagen: Ich ahne in eine bestimmte Richtung. Ein paar nebensächliche Einzelheiten haben mich in dieser Richtung in Bewegung gesetzt, mal ein Fakt, mal ein Wort von Atacama, auch heute wieder die Befragung - ich kann nur hoffen, daß es mir bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir das brauchen, klargeworden ist. Oder wäre es umgekehrt richtiger - brauchen wir es noch nicht, weil ich mir noch nicht klar bin? Ich bin also hin und her gerissen. Einerseits wünsche ich den Kontakt so schnell wie möglich herbei, weil wir ja bald abreisen müssen, andererseits möchte ich ihn verzögern, damit er uns besser vorbereitet trifft. Und trotzdem bin ich zuversichtlich - die Art des Kontakts wird uns lehren, was wir zu tun haben.“
    „Es ist ein seltsamer Unterschied zwischen uns“, sagte Kiliman nachdenklich. „Wir alle begeistern uns für das, was wir finden, wir rekonstruieren die Geschichte des Planeten und gewinnen Kenntnisse von einem Umfang, der die ursprünglichen Ziele der Expedition weit übertrifft, und die erhalten wir beinahe nebenbei. Aber für Sie ist das alles das eigentlich nicht Wichtige...“
    „Nein, nein“, widersprach Hirosh lebhaft, „im Gegenteil - die Kenntnis der Planetengeschichte wird uns unserer Aufgabe bei dem Kontakt ungeheuer erleichtern, vielleicht sogar erst ermöglichen.“
    „Warum bremsen Sie dann immer?“ fragte Kiliman nun ganz konkret.
    „Ich, bremsen?“
    „Jeder, der sich bei Ihnen abmeldet, hat den Eindruck, Sie ließen ihn sehr ungern weg.“
    „Ach so, ja, das stimmt. Das ist aber deshalb, weil ich glaube, daß der Kontakt uns hier trifft, hier in der Basis.“
    „Interessant. Und warum?“
    „Tja, warum glaube ich das? Weil diese merkwürdigen Einflüsse hier wirksam geworden sind. Ich denke, das war ein automatisches Suchprogramm, das unsere Koordinaten ermittelt hat - sozusagen.“
    „Dann war also das der Anfang des Kontaktprozesses?“
    „Nein, das war schon die erste aktive Handlung der anderen Gesellschaft. Der Anfang war wohl das, was diese Automatik ausgelöst hat.“
    „Unser Widerstand gegen die Stoßwelle?“
    „Zuerst hab ich auch so gedacht - die Verstärkung der Gravitation war immerhin die erste spezifisch auf uns orientierte Reaktion. Aber je länger ich darüber nachgedacht habe, um

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