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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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ausbrach: Man hatte sich eben einzuschränken. Das würde auch Elber letzten Endes begreifen müssen. Trotzdem, speicherkundig sollten diese Fakten ohnehin gemacht werden, warum dann nicht als Bestandteil von Elbers Memo? Hirosh grinste ein bißchen über sich. Das war ja wohl die fadenscheinigste Begründung, die er sich ausdenken konnte - in Wirklichkeit ging es ihm doch darum, daß Elbers Forschungsdrang nicht verkümmerte und daß die CE nicht allzu einseitig wurde.
    Oder war das doch nicht das ganze Motiv? Hirosh war unbehaglich zumute, er merkte plötzlich, daß dieses Bild in ihm nachwirkte, die Silhouette der Stümpfe vor dem grauen Himmel, er empfand es jetzt als bedrückend, und in einem hatte Elber jedenfalls recht: Es war notwendig, mehr zu wissen über diesen Planeten, gegen Überraschungen besser gesichert zu sein...
    Hirosh zuckte zusammen. Uni hatte über Funk ein Lautgemisch von sich gegeben, das er nicht zu deuten wußte; es entsprach keiner definierten Grundsituation. Wo steckte denn nur das Kerlchen?
    Hirosh sah sich um, stutzte, staunte - und lachte vergnügt. Ein hundeähnliches Tier, vielleicht halb so groß wie Uni, aber anscheinend noch sehr jung, trottete hinter dem automatischen Dackel her. Wenn der Uni stehenblieb, rückte ihm das Junge auf den Pelz, versuchte hier und da zu saugen, es schien, daß es seine Mutter verloren hatte, vielleicht hatte ein umstürzender Baum sie getroffen, und nun hatte es den Uni als Mutter genommen. Und gegen diese Anhänglichkeit war der Dackel hilflos, weil sie in keinem seiner Rahmenprogramme vorgesehen war.
    Für einen Augenblick fühlte auch Hirosh sich ein wenig hilflos - man war ja nicht auf der Erde hier, wo man ein Tier, das sich einem näherte, nach Belieben annehmen oder zurückweisen konnte. Aber er hatte schnell die Möglichkeit überdacht und abgewogen. Das Junge würde allein wahrscheinlich zugrunde gehen. Die richtige Ernährung mußte sich durch vorsichtiges Ausprobieren feststellen lassen, das versprach sogar weitere Erkenntnisse, und in der noch verbleibenden Zeit konnte das Tier vielleicht selbständig werden. Interessant würde es auch sein, ob es sich domestizieren ließ.
    Aber was, wenn die Mutter gar nicht umgekommen war? Hirosh mußte sie finden, um Gewißheit zu haben. Plötzlich wurde ihm klar, daß er sogar mit einem Angriff zu rechnen hatte. Und wenn das Tier im Rudel leben sollte, konnte ein solcher Angriff sogar gefährlich für ihn werden - ganz abgesehen davon, daß der Uni wohl nicht heil davonkommen würde. Angenommen, diese Tiere spielten hier eine ähnliche Rolle wie in der irdischen Tierwelt die Wölfe... Es konnte aber auch sein, daß ihre Rolle eher der der Füchse glich... Aber ein Fleischfresser war es auf jeden Fall, das sah man am Gebiß... Konnte durchaus sein, daß das Gerippe, das Hirosh bei seinem ersten Spaziergang gefunden hatte, einem Tier dieser Art gehört hatte...
    Hirosh fand das Muttertier. Es sah grausig aus, es war offenbar langsam den Folgen einer Verletzung erlegen, die es sich bei der Gravitationsschwankung zugezogen hatte, ein Bein war unförmig angeschwollen, Hirosh nahm ein Geruchsspektrogramm des verwesenden Tieres auf und gab dann Uni mit einem Armzeichen die neue Richtung: Zurück zur Basis! Das Junge brauchte Nahrung.
    So setzten sie sich in Bewegung: voran Uni, in gemütlichem Trab, ab und zu nach den Seiten sichernd und schnüffelnd; an seiner Schwanzspitze folgte das Junge, nie zurückbleibend, manchmal bis zur Mitte des Dackels vorprellend, aber nie weiter; ein paar Schritte dahinter Hirosh, der das alles beobachtete und registrierte, wo er noch nicht werten konnte.
    So vergnüglich das auch aussah, noch dazu auf einem fremden Planeten - Hiroshs Stimmung war nicht gerade heiter. Ein gedanklicher Zusammenhang mit dem vorher Erlebten war zwar nicht unmittelbar herzustellen, aber ihm kam das vor wie eine Bestätigung alles dessen, was er argwöhnte: nur eine weitere Seite einer ökologischen Katastrophe.
    Freilich, man stellte sich in der Wissenschaft, die ja die ökologische Katastrophe nur als theoretischen Gegenstand kannte, diesen Prozeß immer als einen explosiven Vorgang vor, in dem sich die Fehlentwicklungen auch zeitlich so stark miteinander verflochten, daß die natürlichen Regulierungsmechanismen nicht mehr zur Wirkung kamen. Aber vielleicht war diese Vorstellung zu sehr an irdische Verhältnisse gebunden, an Historisches auch, denn als geschichtlich-gesellschaftliche Frage trat

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