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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Einzelwissenschaften und mehr einer allseitigen geistigen Aneignung - da also der Charakter der Arbeit sich verändert, scheint es mir notwendig, jemanden zum CE zu ernennen, der nicht die einzelwissenschaftliche Festlegung hat und trotzdem über hinreichend planetarische Erfahrung verfügt. Es scheint zunächst, als sei Woleg der geeignete Mann, aber ich hielte diese Wahl nicht für gut, einmal, weil er die Produktion des Energieträgers zu leiten hat und später den Test des Transitteils, zum andern aber auch, ich muß das unumwunden aussprechen, weil er zuviel Nachgiebigkeit und zuwenig Durchsetzungsvermögen gezeigt hat.“
    Woleg nickte, gar nicht beleidigt, sondern eher zufrieden, die andern äußerten sich nicht.
    „Ich bin dagegen nach langem, sehr langem und gründlichem Überlegen, das müßt ihr mir glauben, zu einem anderen Vorschlag gekommen, der vielleicht auf den ersten Blick etwas sonderbar erscheinen mag. Wenn ich mich aber frage, wer die multilateralen Kenntnisse und Erfahrungen hat, die das Gegenteil eines Einzelwissenschaftlers ausmachen, und wer zudem mit seinen Hinweisen bisher stets in die richtige Richtung gezeigt hat, und seien diese Hinweise auch als Witze verkleidet gewesen - dann ist das Hirosh.“
    Woleg sah sehr verdutzt aus, Atacama schüttelte den Kopf, aber bevor sie etwas sagen konnte, meinte Hirosh: „Den Witz haben Sie gemacht, nicht ich!“
    „Und ich hoffe, auch dieser Witz geht in die richtige Richtung“, sagte Kiliman und vertagte die Beratung, denn selbstverständlich mußte jeder erst einmal darüber nachdenken, bevor man in die Debatte eintrat - es handelte sich ja um keine Dutzendentscheidung.
    Die Basisgruppe bereitete nicht weit von ihrem früheren Standort die neue Produktionsanlage vor, jetzt vielfach größer, für den Einsatz des Raumschiffs mitberechnet.
    Hirosh hatte Kilimans Vorschlag immer wieder im Kopf hin und her gewälzt, aber statt eines Entschlusses war dabei eine wachsende Unsicherheit herausgekommen. Immer deutlicher wurde ihm, in welche prinzipiellen Schwierigkeiten jeder geraten mußte, der jetzt diesen Auftrag annähme. Die produktive Tätigkeit - na gut, das lief hin, das würde Woleg zuverlässig leiten und das würde zum Glück auch einen großen Teil der Kraft und Zeit verbrauchen, die die Besatzungsmitglieder hier noch zu verausgaben hatten.
    Aber das übrige? Es ging schon mit der Frage los: Sollte man warten, was da auf einen zukam, oder sollte man selbst Aktivität entwickeln? Und daraus ergaben sich gleich ein paar Dutzend weitere Fragen, und täglich würden es mehr werden. Und was der winzigste Fehler auslösen konnte, das war jetzt an der alten Stelle zu besichtigen.
    Hirosh war schließlich, als er sich nicht einmal mit sich selbst einig werden konnte, auf die Idee verfallen, seine Entscheidung im Angesicht der Trümmer zu suchen, die aus Atacamas Fehlentscheidung entstanden waren. Er schaltete Uni an, rief Fox und wollte eben losgehen, als Elber fragte, ob er mitkommen dürfe.
    Im ersten Augenblick war Hirosh nicht davon begeistert, aber dann dachte er sich, es werde nicht schaden, wenn er jemanden bei sich habe, dem man notfalls einen Gedanken vortragen könne, ohne daß der es gleich als Entscheidung auffassen würde.
    Sie gingen also los, den Strand entlang, vornweg lief Fox, dahinter Uni, dann Elber und schließlich Hirosh. Ihm fiel auf, daß Elber unruhig war, nervös fast. Der Planetologe lief mal ein wenig schneller, dann blieb er wieder einen Augenblick stehen, hob einen Stein auf und warf ihn ins Meer, einen Augenblick später stapfte er durch das Wasser.
    Aus dieser Perspektive hatten sie die Folgen der Explosion noch nicht erblickt: Die Steilküste war unterbrochen, und eine Halde von Gesteinsschutt reichte bis ins Wasser hinein.
    Hirosh setzte sich auf einen größeren Brocken und blickte die Halde hinauf. Ja, es konnte ihm wohl keiner verübeln, wenn er wegen mangelnder Kenntnisse diese Aufgabe ablehnte, im Gegenteil, jeder würde das verstehen und für richtig halten. Und trotzdem wäre es falsch, dieses Argument. Hier waren bestimmte Kenntnisse nicht nötig, die Frage lautete: Willst du es dir aufladen, oder ist es dir lieber, wenn es sich jemand anders auflädt? Eine moralische Frage also; mit harten Worten und ohne Rücksicht auf die empfindliche eigene Seele hieß das: entweder kühn und unbequem leben oder feige und bequem. Komisch, wenn man plötzlich vor eine solche Wahl gestellt wird und sofort handeln muß, dann

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