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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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schlechter als ich, aber da muss er halt durch –, wir sind mit ähnlicher Motivation in unsere Clubs geraten, haben denselben Blödsinn und die ähnlichen Fehler begangen, sind zusammen im Knast gewesen, haben gemeinsam vor Gericht gestanden, in der Ausnüchterungszelle die Pritsche geteilt, wir haben zusammen gewohnt, uns gemeinsam geprügelt und rausgeboxt, uns gegenseitig geholfen, gelacht, geweint, getrauert und zusammen geschwiegen.
    Und das – so glaube ich – zeichnet eine richtig gute Freundschaft aus.

Der Bruder
von Peter M.
    In Motorradclubs wie dem Bandidos MC spricht man recht schnell von einem Bruder. Das liegt in der Natur der Sache. Wer ein Teil einer Bruderschaft ist, hat auch viele Brüder – und zwar auf der ganzen Welt. Und tatsächlich haben viele Brüder, die ich im Laufe der Jahrzehnte kennengelernt habe, diese Bezeichnung auch wirklich verdient – das ist gar keine Frage. Da sind und waren richtig gute Jungs dabei, ob nun hier in Deutschland, in den Staaten oder wo auch immer. Manchmal waren es auch Typen, die andere Farben getragen haben und dennoch richtig gute Jungs waren.
    Manchmal musste man aber auch in den eigenen Reihen erkennen, dass der Begriff »Bruder« doch ein sehr dehnbarer sein kann. Was man da mitunter als Bruder per Handschlag begrüßen und aushalten musste, war nicht immer leicht zu verstehen, und es dürfte klar sein, dass man nicht jeden seiner Brüder am Ende des Tages auch leiden können musste. Es gab etliche Enttäuschungen, die meine Freundschaft zu Les nur noch stärker machte.
    Wir haben im Laufe der Jahrzehnte eindrucksvolle Bekanntschaften gemacht und auch Freundschaften geschlossen. Wir haben uns aber immer auch mal fragen müssen, wie der eine oder andere es geschafft hatte, bei den Bandidos aufgenommen zu werden. In Berlin beispielsweise gab es einen Vogel, der an rund 300 Supporter Red-and-Gold-Colours verkauft hat. Das Stück für 1000 Euro. Wer rechnen kann, erkennt schnell, dass das kein allzu schlechtes Geschäft war.
    Dazu hat er sich auch noch überall Geld geliehen, ohne es zurückzuzahlen, war einer derjenigen, die lautstark gegen den Friedensschluss von Hannover gewettert hat, um dann – etwas später – zu den Anglern überzulaufen. Bei »Brüdern« wie diesen fehlen dir irgendwann die Worte und man hört besser damit auf, noch länger über solche Typen nachzudenken.
    Ein anderer fuchtelte eines Abends einmal in unserem Clubhaus mit einer Knarre herum. Das war einer der Kategorie: Achtung, ich bin ein Rocker, ich bin furchtbar gefährlich und stark. Als ich das sah, bin ich zu dem Bruder hin und hab ihm erst einmal die Knarre abgenommen. Der Typ hat sich fürchterlich aufgespielt und die größten Töne über sich und seine Waffe von sich gegeben, bis mir die Sache dann doch zu bunt wurde und ich alle Patronen aus dem Revolver herausnahm. Alle, bis auf eine. Und dann drehte ich die Trommel …
    Ich hielt mir die Waffe auf den Oberschenkel und drückte ab. Klick! Dann reichte ich sie unserem John Wayne für Arme und schaute ihm tief in die Augen.
    Unser Revolverheld wurde innerhalb kürzester Zeit ganz klein. Der hat sich regelrecht in die Hose geschissen. Und dann nahm er seine Waffe, steckte sie ein und ging. Der ultraharte Rocker hatte seine Hosen gestrichen voll und jeder wusste Bescheid, wie es um diesen Kerl in Wirklichkeit stand. Mein Pegelstand war an diesem Abend natürlich dergestalt, dass man schon mal auf so eine bescheuerte Idee kommen konnte.
    Mit den Morddrohungen, die wir immer wieder aus der Szene erhalten, ist es dasselbe. Da heißt es dann: Die und die haben gesagt, dass sie euch kaltmachen wollen. Oder dass sie euch längst hätten kaltmachen können … Klingt alles toll und wahnsinnig gefährlich. Die Typen, die so etwas verkünden, fühlen sich unheimlich groß und stark. Nur eines ist leider klar – diejenigen, die vorher darüber sprechen, werden es nie schaffen. Sie werden versagen, wenn es so weit ist, und feststellen, dass es schwieriger ist, eine Waffe auf einen anderen Menschen zu richten, als in einen Pistolenlauf zu blicken.
    Was ich mich in diesem Zusammenhang dann immer wieder frage, ist, ob ich meinem Bruder Les überhaupt gerecht werden kann, wenn ich ihn »nur« als einen Bruder sehe. Wenn jeder Bandido auf dieser Welt mein Bruder ist, dann muss Les mehr sein. Etwas anderes. Vielleicht der Überbruder. Oder auch der Überüberbruder. Wie auch immer.
    Im Grunde müsste für diese Art von Freund- und

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