Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
Gottes blauer Himmelskuppel wird mich dazu bringen.«
    »Aber das müssen Sie!« Sie mußte fort, mußte sich mit de Landes in Verbindung setzen, um herauszufinden, was er mit Grandmere Helene vorhatte.
    Er trat zu ihr, so daß sie in seinem Schatten stand. Trotz der Ruhe war seine Stimme vollkommen unbeugsam. Endlich kam er auf das, was er wissen wollte. »Muß ich? Nehmen Sie Ihren Mut zusammen, Mara, meine Chere. Durchforsten Sie Ihr Gehirn und fachen Sie die kalte Asche Ihres Herzens zu neuer Glut an. Sagen Sie mir etwas, das ich glauben kann. Nennen Sie mir einer Grund, warum ich so etwas tun sollte.«
    Sie biß sich auf die Lippe. »Ich könnte es Ihnen sagen, aber Sie würden mich nicht verstehen.«
    »Mein Verstand hat ein oder zwei Ebenen, die Sie bislang noch nicht erforscht haben. Ich würde Ihnen zu dem Versuch raten.«
    Die bronzene Fläche seines Gesichts war hart und von kalter Entschlossenheit, aber hinter dem blauen Gleißen seiner Augen lag unergründliche Stille. Ihre Antwort war ihm wichtig. Er würde sie nicht weiter drängen, aber er würde eine Antwort bekommen, ganz gleich, wie lange er warten mußte. Einen Augenblick lang hatten Urteil und Verdammung keine Bedeutung mehr, aber im Ausgleich verlangte er nicht weniger als die absolute Wahrheit. Was er von ihr wollte, das begriff sie mit paralysierender Gewißheit, war die bedingungslose Kapitulation.
    Und sie konnte sich nicht leisten, ihm diesen Wunsch abzuschlagen, selbst wenn ihr das klug erschienen wäre.
    Sie atmete tief ein. Mit gepreßter Stimme sagte sie: »Es geht um meine Großmutter.«
    »Ihre Großmutter.«
    Die Worte klangen verständnislos. In einem unerwartet befriedigenden Augenblick begriff Mara, daß es ihr gelungen war, ihn zu überraschen, doch der Augenblick verging. Stück für Stück erzählte sie ihm die ganze Geschichte, von Dennis Mulholland und seinem Tod, von der Reise nach Paris, von de Landes und Grandmere Helenes Spielsucht und von deren Konsequenzen. Sobald sie einmal zu sprechen begonnen hatte, konnte sie nicht mehr aufhören. Langsam stiegen ihr die Tränen in die Augen, als sie ihm von ihren Ängsten um die alte Dame erzählte und von ihrer Angst davor, was de Landes mit ihr anstellen mochte, um sich für den Fehlschlag vom vergangenen Abend zu rächen.
    »Sie müssen mich gehen lassen«, sagte sie mit fast gebrochener Stimme und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich muß de Landes finden und ihn überreden, mich zu Grandmere zu lassen, damit ich weiß, wie es ihr geht. Sie ist alt und gebrechlich und - und daran gewöhnt, daß alles nach ihrem Kopf geht. Sie wird es nicht lang ertragen, gegen ihren Willen festgehalten zu werden. Ich habe getan, was er von mir verlangt hat, also wird er sie vielleicht freilassen oder mir wenigstens eine andere Möglichkeit geben, die Schulden zurückzuzahlen.«
    Er drehte sich abrupt um und entfernte sich von ihr. »Was ist mit Ihrer Schuld mir gegenüber?«
    »Welcher Schuld?« Entsetzt blickte sie seinen breiten Rücken an. »Der Schuld des Betruges.«
    Sie erhob sich und eilte um ihn herum. »Sie verstehen mich nicht! Meine Großmutter -«
    »Ich verstehe. Und um eines Blutbandes willen soll ich zulassen, daß Sie sich mit einem Verräter prostituieren? O nein, Mara. Nein.«
    »Das würde ich nicht!«
    »Wirklich nicht? Und wenn es notwendig wäre? Loyalität ist zwar ein bewundernswerter Wesenszug, aber ich möchte ihn nicht über Gebühr beanspruchen, nicht um diesen Preis.«
    Sie wandte den Blick von ihm ab, sah auf ihre Hände. »Was kann ich sonst tun?«
    »Sie können alles mir überlassen.«
    Aus den Worten klang das Versprechen konzentrierter Aktion. Mit weiten Augen riß sie den Kopf hoch. »Ihnen? Wie meinen Sie das?«
    »Ich werde Ihre Großmutter finden und sie Ihnen zurückgeben.«
    Sie zweifelte nicht daran, daß er genau das tun konnte oder würde. »Warum? Warum sollten Sie so etwas tun?«
    »Sagen wir«, antwortete er unverbindlich, »daß ich ein rachsüchtiger Mensch bin. Ich mag es nicht, wenn man mich zum Narren hält. Wenn ich Ihre Großmutter befreie, angenommen es gibt diese Großmutter, dann habe ich de Landes um seinen Vorteil gebracht. Sie wird dann meine Geisel.«
    »Ihre? Aber zu welchem Zweck?«
    Er lächelte mit einem kurzen Zucken der Mundwinkel, das seine Augen unberührt ließ. »Oh, damit Sie sich in und außerhalb meines Bettes anständig betragen. Wozu sonst?«
    Er drehte sich von ihr ab und ging zur Tür, wo er einen Lakaien

Weitere Kostenlose Bücher