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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Ängstlich flüsternd und die Worte durch ihre enge Kehle zwingend, sagte sie: »Passen Sie auf, Roderic, bitte passen Sie auf -«
    Bewegung entstand an der Tür. Die Brust des Majordomus, dem es oblag, ankommende Gäste anzukündigen, schwoll an, als er Luft holte. »Seine Majestät Louis Philippe, König der Franzosen!«
    Der König trat in den Raum, ein lang geübtes huldvolles Lächeln auf dem faltigen Gesicht und den faßrunden Leib würdevoll und königlich aufrecht haltend. Seide und Taft raschelte, als sich die Versammlung niedersenkte und verneigte wie Weizen unter dem Wind, um ihren Respekt zu bezeugen.
    In diesem Augenblick zog der weißgekleidete Kellner eine Pistole und sprang vor. Mit einer Bewegung wie eine losknallende Peitsche war Roderic bei ihm und schlug den Arm des Kellners nach oben. Der Schuß explodierte mit einem rollenden Donner, der das Kristall am Lüster zum Klingeln brachte und Putz von der Decke rieseln ließ.
    Schreiend und kreischend wichen die Gäste zurück. In dem plötzlichen Aufruhr wurden Rufe laut: »Mord! Mord! Sie haben den König erschossen!« Der Kordon von Roderics garde du corps zog sich zusammen, schloß sich um den König, schob ihn zurück durch die Tür und in die sicheren Arme seiner Untergebenen. Während dem Potentaten ein Weg aus dem Saal gebahnt wurde, strömten Männer und Frauen auf den Eingang zu und umringten die Gruppe der Kämpfer, wo Roderic und Michael den Kellner in sicherem Griff hielten.
    Plötzlich hörte man ein flüsterndes Zischen, dann einen dumpfen Schlag. Es war ein tödliches Geräusch. Der Kellner bäumte sich auf und fiel dann in sich zusammen. Ein Messerschaft ragte aus seiner Brust auf. Panik ergriff die nächststehenden Gäste. Schreiend, plappernd, rufend, fluchend drückten und drängelten sie und trampelten einander auf der Flucht zum Ausgang auf die Zehen.
    Mara stand vollkommen reglos da. Sie sah, wie de Landes sich aus der Menge um den Kellner fädelte, sah, wie er sich umdrehte und mit blankem Entsetzen im Gesicht davonlief.
    Eine starke, feste Hand umklammerte ihren Arm. Sie sah die weiße Uniform, und gleich spannte sich jeder Muskel an.
    »Keine Angst«, sagte Michael. Sein dünnes, ernstes Gesicht war gerötet, und er stützte sie, damit sie nicht von der Menge herumgeschubst wurde. »Ich bin es nur. Ich soll Sie hier herausbringen, Befehl von Roderic.«
    »Nein«, rief sie, »ich kann nicht mitkommen!«
    »Sie können hier nicht helfen. So konfus es auch aussehen mag, ich versichere Ihnen, Roderic hat alles unter Kontrolle. Kommen Sie.«
    Halb schob, halb zog sie Michael durch die drängelnde Menschenmenge, sich mit Ellbogen und Fäusten rücksichtslos einen Weg bahnend. Jeder weitere Protest schien vergebens. Selbst wenn sie sich Michael verständlich machen könnte, würde er die Befehle seines Cousins, des Prinzen, keinesfalls mißachten. An niemanden in der aufgewühlten Menge konnte sie sich wenden, niemand konnte ihr helfen. Es schien das Beste zu sein, zu tun, wie ihr befohlen, bis dieser Aufruhr sich gelegt hatte. Später konnte sie sich dann darüber Gedanken machen, was sie tun sollte.
    Sie verließen den Saal durch eine Seitentür, die auf eine Hintertreppe führte. Offenbar war dieser Ausgang nicht zufällig gewählt, denn am Fuße der schmalen Stiege trafen sie auf Luca mit Juliana im Schlepptau, zudem Trude und Estes mit den Mänteln. Aber auch andere wußten von diesem Hinterausgang, denn sie konnten ihre Schritte auf der Treppe hinter sich hören.
    Keine überflüssigen Worte wurden gewechselt. Sie eilten durch einen dunklen Gang, der vom Fuß der Treppe abging, und platzten aus einer Tür in einen Nebenhof. Sie überquerten ihn. Vor ihnen lag ein kleiner Garten mit Kieswegen und einem Tor, das wiederum auf den Haupthof führte, wo ihre Kutsche, bereits der Straße zugewandt, wartete. Hinter der Kutsche standen die Pferde der Truppe. Augenblicklich wurden Mara und Juliana in die Kutsche geschoben und die anderen saßen auf. Michael rief einen Befehl, und sie preschten los, weg von den hellen Lichtern und der Verwirrung im Stadthaus der Vicomtesse Beausire.
    Die Kutsche schwankte, schaukelte und ratterte mit einem Tempo über die Pflastersteine, daß Maras Zähne zu klappern begannen. Sie klammerte sich an die samtene Halteschlaufe und starrte hinaus in die Dunkelheit. Ihr Körper bebte nicht nur vom Schaukeln der Kutsche, sondern auch vom Schreck über das Vorgefallene.
    Ein Attentat. Der Gedanke war ihr

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