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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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vielmehr bereit erklärt hat -«
    »Dich zur Geisel zu nehmen.«
    »Uns zu beschützen.«
    »Er wird mir seinen Willen aufzwingen. Das hat er schon angedeutet. Du hältst ihn für charmant, aber er kann skrupellos sein. Du kennst ihn nicht so wie ich.«
    »Du hast natürlich andere Ansichten, das sollte auch so sein.«
    Mara drehte sich wieder um. Langsam und betont wiederholte sie: »Ich werde nicht länger seine Geliebte sein.«
    »Und das ist auch gut so! Natürlich wirst du in deinen Gemächern schlafen, direkt neben meinen. Aber ich glaube nicht, daß ich das ruthenische Haus verlassen möchte, nicht in diesem Augenblick. Ich habe bereits nach unseren Sachen geschickt. Wir bleiben.«
    »Ich kann nicht, du mußt doch begreifen, daß ich das nicht kann!«
    Grandmere war nicht zu bewegen. »Dann wirst du allein ausziehen müssen. Aber was wirst du unserer Cousine sagen, wenn sie dich nach dem Grund fragt?«
    Der Gedanke, noch mehr erklären zu müssen, an die Neugier und die ätzende Kritik, der sie ausgesetzt wäre, war unerträglich. Roderic mochte ihre Großmutter. Es war möglich, daß er sie nicht sofort desillusionieren wollte. Schließlich stimmte Mara zu, bis zum Morgen, aber keinesfalls länger zu bleiben.
    Sie erwartete nicht, schlafen zu können, solange sie unter dem gleichen Dach wie der Prinz war. Sie hatte geglaubt, wachliegen und einen Ruf oder Besuch Roderics fürchten zu müssen. Wenn eines von beidem eingetroffen war, dann hatte sie es nicht gemerkt. Erschöpft von der Reise und ihren widersprechenden Empfindungen, lag sie immer noch im Bett, als Lila ihr am nächsten Mittag heiße Schokolade und Croissants brachte.
    Mara stand auf und ließ sich widerstrebend ankleiden. Sie wollte die Pflichten nicht wiederaufnehmen, die sie in diesem Haus übernommen hatte, das hätte zu sehr nach einem Eingeständnis ihrer Niederlage ausgesehen. Aber ihr war auch nicht danach, den Gast zu spielen und müßig klagend im Salon herumzusitzen. Sie hatte keine Ahnung, was Roderic jetzt vorhatte, wie er sich ihr gegenüber verhalten würde. Es wäre nervenaufreibend, ständig seine Avancen abwehren zu müssen; unmöglich zu sagen, welche Gestalt sie als nächstes annehmen würden. Noch schlimmer wäre es vielleicht, seinem Zorn mit seinen peinigenden rhetorischen Stacheln ausgesetzt zu sein. In diesem Ton hatte er zuletzt mit ihr gesprochen. Es hatte ihr gar nicht gefallen. Aber am schlimmsten wäre jene Miene zu ertragen, die er mit größter Wahrscheinlichkeit ihr gegenüber zeigen würde - die der Gleichgültigkeit.
    Trotzdem trat sie schließlich aus ihrem Zimmer. Es war anstrengender, allein herumzusitzen und sich auszumalen, welcher Empfang sie erwartete, als sich aufzuraffen und ihn hinter sich zu bringen. Mit scheuem Lächeln erklärte ihr Lila, daß ihre Großmutter bereits auf sei und im Salon empfange. Bei Gelegenheit solle sich Mara zu ihr gesellen.
    Der Fluß der morgendlichen Besucher versiegte langsam. Grandmere Helene und Roderic verabschiedeten gerade die letzten. Zum Mittagessen schien niemand bleiben zu wollen, wenn auch schwer zu sagen war, ob das Zufall oder auf unterbliebene Einladungen zurückzuführen war. Juliana war fort, die Truppe ebenso.
    »Wie entzückend du aussiehst«, sagte Grandmere Helene und streckte ihr die Hand aus dem Sessel vor dem Kamin entgegen. »Finden Sie nicht auch, Roderic?«
    Der Prinz, der hinter ihrem Sessel Position bezogen hatte, neigte den Kopf. »Entzückend, fürwahr.«
    »Vielen Dank«, erklärte Mara angespannt.
    Seine Worte waren so banal, verglichen mit seiner sonstigen Sprachfertigkeit, daß diese Zustimmung wie pure Höflichkeit klang. Es war ein Fehler gewesen, sich solche Mühe beim Anziehen zu geben.
    Sie hatte das ausschließlich getan, um sich selbst besser zu fühlen, aus keinem anderen Grund. Keinesfalls wollte sie Roderic glauben lassen, es sei um seinetwillen geschehen. Das Kleid, das sie trug, gehörte ihr wenigstens selbst. Am frühen Morgen war eine Kutsche zum Haus ihrer älteren Cousine gesandt worden, versehen mit einer Notiz Grandmeres, daß man ihre Kleider packen und dem Kutscher übergeben möge. Lila hatte das Kleid, das Mara jetzt trug, frisch gebügelt gebracht und war eben jetzt dabei, die übrigen Sachen im Schrank ihres Schlafzimmers zu verstauen. Das Kleid bestand aus graublauem Challis, der mit kleinen goldenen Lilien bedruckt war, und wurde durch eine passende Jacke aus grauem Samt vervollständigt. Ihre eigenen Sachen zu tragen

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