Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
großen Wert auf Unabhängigkeit zu legen, aber Sie müssen sich fragen: Bin ich das wert?«
    Was tat er da? Seine Stimme klang zu heiter, zu sorglos. Er wollte sie irreführen, aber zu welchem Zweck? Vor Zorn konnte sie nicht klar denken. Sie verspürte einzig und allein ein übermächtiges Drängen, ihm einen Schlag zu versetzen, der ihn zwänge, aus tiefstem Herzen und nicht gemäß der logischen Überlegungen seines Kopfes zu antworten.
    Sie drehte sich wieder zu ihm um. Ihre Stimme klang klar. »Ich bin Amerikanerin. Was bedeuten mir Titel oder falscher königlicher Pomp? Was kümmert es mich, ob Regierungen stürzen oder der Ruf ehrwürdiger Familien unwiderruflich befleckt wird? Wenn ich einen Gatten brauche, dann einen richtigen Mann, keinen arroganten Königssohn, der sich darin gefällt, die Menschen in seiner Umgebung zu manipulieren.«
    »Was Sie brauchen«, erklärte er, und seine Stimme klang plötzlich warm und verführerisch, während er auf sie zukam, »ist jemand, der Sie vergessen läßt, wer Sie sind und ob er Ihr Gatte ist oder nicht.«
    Prompt kam die Antwort: »Sie nicht!«
    »Ich. Aus Gründen, die wir alle kennen und aus weiteren, die Sie noch nicht einmal vermuten können, werden Sie meine Frau werden.«
    »Nein!« Als er ihr näher kam, wich sie zurück.
    »Aber ja. Das werden Sie. Nichts und niemand kann das verhindern.«
    Sie waren derart in ihrem Streit befangen, daß sie nicht hörten, wie noch jemand eintraf. Dann rührte sich etwas an der Tür. Ein Mann trat ein. Groß und aufrecht stand er in der weißen Uniform der ruthenischen Soldaten vor ihnen, obwohl sein Haar silbern im blassen Sonnenlicht glänzte, das durch die Fenster fiel. Als er das Wort ergriff, fuhr seine schneidend ruhige Stimme in jeden Winkel des Raumes.
    »Ich kann es verhindern, und ich werde es, solange ich atme. Wenn du das bezweifelst, dann versuche nur, mir zu drohen, mein vorlauter Sohn, mein edelmütiger und liebeskranker Sohn.«

13. Kapitel
    »Seine Majestät!«
    Es war Grandmere Helene, die das ausrief. Sie drückte sich aus ihrem Stuhl hoch, hielt sich mit einer Hand stützend an der Lehne fest und sank in einen tiefen Hofknicks. In der plötzlichen Stille vollführte Roderic eine kurze Verbeugung, die von Michael und den übrigen in der Truppe ausgreifender nachgeahmt wurde. Mara senkte den Blick und knickste ebenfalls.
    Rolf, König von Ruthenien, machte eine knappe Geste und trat dann ein paar Schritte vor, um Maras Großmutter die Hand zu geben. »Madame Helene Delacroix, glaube ich, auch Mercy genannt.«
    »Sie erinnern sich an mich, obwohl ich nur eine unbedeutende Frau war, als wir uns zum erstenmal trafen!« Helene errötete vor Stolz. »Wie außergewöhnlich und wie gütig.«
    Es war fürwahr außergewöhnlich, da die Begegnung beinahe dreißig Jahre zurücklag. Mara hatte schon viele Male davon gehört, denn Grandmere erzählte die Geschichte nur zu gern, wie der Prinz als Dank für ihre Erlaubnis, uneingeladen zu ihrer Soiree zu kommen, ihr das elegante Kompliment gemacht hatte: »Ihr Name sei Mercy.« Großmutter hatte verwirrt, doch bemüht, ihm zu gefallen, geantwortet : »Wie Sie wünschen, Hoheit, aber von Geburt an nennt man mich Helene.«
    Maras Großmutter fuhr fort: »Es ist schon lange her.«
    »Viel zu lang«, antwortete Rolf. »Wie geht es Andre?«
    »Gut. Und Angeline?«
    »Sie macht sich Sorgen darüber, was hier in Paris passiert. Ich bin ihr Gesandter und inoffizieller Justizminister. Anscheinend wird hier so jemand gebraucht.«
    In gewisser Weise war das eine Frage, die Situation betreffend oder zumindest die Rolle, die die alte Dame und ihre Enkelin darin spielten. Grandmere Helenes Antwort war ausweichend.
    »Wenn man Sie über das Geschehen informiert hat, wissen Sie bestimmt, daß die junge Dame im Zentrum der Aus-einandersetzung meine Enkelin ist. Darf ich Sie Ihnen vorstellen, Hoheit?«
    Rolf drehte sich um und trat auf Mara zu. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Mundwinkel, und sein Blick unterzog sie einer strengen Prüfung. Seine Augen waren nicht mehr so leuchtendblau wie die seines Sohnes, und sein Haar war eher silbern als golden. Sein Antlitz war wettergegerbt und von Falten durchzogen, die von Erfahrung und Charakter kündeten, und doch strahlte es eine unnachgiebige Strenge und unbezwingbaren Willen aus, der ihn, in Anbetracht seiner Jahre, noch furchteinflößender aussehen ließ als seinen Sohn, falls das überhaupt möglich war.
    Als sie noch einmal

Weitere Kostenlose Bücher