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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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knickste, nahm er ihre Hand und zog sie mit einer knappen Bewegung hoch. »Mara. Ein griechischer Name mit einem Hauch Irland und zwei rauchfarbene Augen, die im Traum die Zukunft sehen. Ein so schönes Gesicht ist eine gefährliche Ablenkung. Kein Wunder, daß die ruthenische Diplomatie in Frankreich ihr Feingefühl verloren hat.«
    »Hier«, sagte Roderic hart, »handelt es sich nicht um Diplomatie.«
    Sein Vater schaute ihn starr und niederschmetternd wie ein Basilisk an. »Das hat man mir berichtet. Die Frage, die sich dem vernünftigen und nicht umnebelten Geist augenblicklich stellt, lautet: Warum nicht?«
    »Bettgeschichten sind gewöhnlicherweise keine Staatsaffären. Diese wurde erst kürzlich zu einer, aber nachdem der Einmischung Einhalt geboten wurde, wird sie bald wieder niemanden außer der Dame und mich interessieren.«
    »Du willst also mit Kanonen auf Spatzen schießen? Ich finde es reichlich extravagant, eine Krone aufs Spiel zu setzen, um eine bloße Bettgeschichte zu einem Ende zu bringen.«
    Die giftige Ironie in der Stimme seines Vaters ließ Roderic offensichtlich unbeeindruckt. »Es würde kein Ende, sondern einen Anfang bedeuten.«
    »Der nur auf Widerwillen und Haß gegründet ist, die durch brutale Gewalt überwunden wurden? Welch heiterer und fröhlicher Ausblick auf die Zukunft.«
    »Möchtest du mir eine Königin erwählen, voller Pflichtbewußtsein und erstickter Hoffnungen, leise seufzend und ebenso träge wie bequem? Dieser Ausblick auf die Zukunft ist noch weniger heiter, das versichere ich dir.«
    Rolf verschränkte die Hände auf dem Rücken und fragte sofort: »Du würdest dich also dem Diktat bourgeouiser Respektabilität beugen, einzig und allein aufgrund nichtigen Tratsches? Wenn ja, dann nur heraus mit der Sprache. Wir können die Kapitulationsverhandlungen für Ruthenien ebensogut sofort einleiten.«
    »Wenn die Alternative darin besteht, sich reuevoll und mit aschebestreutem Haar einem uniformierten und vorurteilsvollen Ultimatum zu beugen, dann lohnt es nicht, um solch ein Königreich zu kämpfen.«
    In ihren Stimmen schwang ein derartiger Zorn, daß Dämon sich winselnd unter das Sofa verzog. Sie waren ebenbürtige Gegner, einander so ähnlich in Auftreten und Willenskraft, daß ihr Wortwechsel mit der Kraft einer Titanenschlacht durch das Zimmer schallte. Kein anderer im Raum wagte, sich zu bewegen oder etwas zu sagen, aus Angst, die verbalen Prügel auf sich selbst zu lenken. Voller Schrecken und Schuldgefühl lauschte Mara ihrem hitzigen Schlagabtausch.
    Rolf starrte seinen Sohn an, die Augenbrauen tief über den Augen. »Tollpatschig und bar jeder Manieren. Wenn du dich der Dame gegenüber ebenso flegelhaft benommen hast, wundert es mich nicht, daß sie sich beklagt.«
    »Wir tanzen kein höfisches Menuett mit Spitzentüchlein und eleganten Verbeugungen. Es ist unabdingbar, daß ich diese Frau heirate.«
    »Unabdingbar für wen?« wollte Rolf sanft wissen.
    »Für Ruthenien, für Frankreich und für unsere Beziehungen mit diesem Land. Für dich. Für sie. Für mich.«
    »Ein so großes Opfer ist weder erwünscht noch erforderlich. An meinem Hof hast du so derart stümperhafte Diplomatie nicht erlernt.«
    »Wirklich?« fragte Roderic mit giftiger Ironie. »Und all die vorgeschobenen Allianzen, die dein Land so lange vor Re-volutionen verschont haben, waren demnach nur glückliche Zufälle? Stümperhaft oder raffiniert, diese Winkelzüge erlernte ich auf deinem Knie, mein Vater.«
    »Dann sind die Lektionen noch nicht beendet. Dies ist keine Angelegenheit fürs Ehebett. Harmonie in allen Bereichen, im öffentlichen wie im privaten, erfordert mehr als nur die Durchsetzung deines Willens.« Es war ein väterlicher Befehl.
    »Ich werde Mara bekommen.«
    »Gegen deinen Herrn magst du wohl aufbegehren, aber nur auf eigenes Risiko gegen deinen König. Ein Geburtsrecht steht auf dem Spiel: deines. Würdest du es um dieser Frau willen aufgeben?«
    »Nicht!« platzte Mara heraus. »Bitte nicht. Eine Heirat kommt gar nicht in Frage.«
    Wie ein Peitschenschlag kam König Rolfs Frage: »Warum nicht? Finden Sie keinen Gefallen an einer Krone?«
    »Nur sehr wenig! Und gar keinen an den Streitereien, die damit verbunden zu sein scheinen.«
    Roderic trat an ihre Seite und stellte sich Rolfs Blick. »Laß Mara aus dem Spiel. Sie eignet sich nicht zum Ziel.«
    »Vielen Dank.« Mara drehte sich mit trotzig vorgerecktem Kinn zu ihm um. »Aber ich brauche keinen Beschützer. Ich trete von

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