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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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bezaubert. Er saß in der Küche und plauderte mit der alten Dame, während sie sich der Aufgabe des Kochens widmete. Sie unterhielten sich über seinen Vater und über die Zeit, die er in Louisiana verbracht und was er dort getan hatte, aber auch über Angeline, seine Mutter, die Helene gut gekannt hatte. Langsam leitete er das Thema auf
    Mara und ihren Vater über, lauschte und nahm alles in sich auf, was die alte Dame darüber erzählte, wie und wo sie lebten.
    Mara, die ihrer Großmutter nach Kräften half, war sich der wachsenden Vertraulichkeit zwischen den beiden anderen bewußt. Ihr war unbehaglich zumute, da sie eine bestimmte Absicht auf beiden Seiten zu ahnen glaubte. Sie war nicht sicher, worin sie in beiden Fällen bestand, aber sie befürchtete, daß es etwas mit ihr zu tun hatte.
    Der Tag zog sich hin. Der Prinz schien es keineswegs eilig zu haben, die bukolische Zuflucht zu verlassen, die sie gefunden hatten. Die Truppe versammelte sich in der geweihbehängten Halle und entfachte mittels mehrerer Baumstämme ein riesiges loderndes Feuer im Kamin. Sie klopften den Staub aus den Sesselkissen und streckten sich aus, um sich nach den langen Stunden des Reitens zu entspannen. In der Wärme und mit angenehm gefülltem Bauch schliefen sie bald ein. Selbst Dämon legte den Kopf auf seine Pfoten, seufzte und schloß die Augen. Er öffnete sie gemächlich, als Sophie, Julianas Pekinese, ankam und sich an seiner Seite zusammenrollte, schloß sie aber gleich wieder.
    Mara schien sich nicht genug entspannen zu können, um sich hinzulegen. Sie hatte das Gefühl, es sei das Beste für sie, den Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Jeden Augenblick konnte de Landes auftauchen. Was er unternehmen könnte, solange Roderic und seine Männer da waren, wußte sie nicht; sie hatte aber auch wenig Lust, das herauszufinden.
    Sie ging an ein paar hohe Fenster, die auf einen Balkon an der Front des Chateaus hinausgingen. Aus den Fenstern hatte man eine jener Aussichten, die die französischen Landschaftsarchitekten so bewunderten. Zwischen einer Baumallee erstreckte sich eine weite, ebene Fläche bis zu einem Gebäude, das vielleicht einen Kilometer entfernt war. Zweifellos war das Gelände einst mit Rasen bedeckt gewesen. Jetzt bestand es aus gepflügten Feldern, die bis zum Frühjahr brachliegen sollten, aber durch das Pflügen blieb der Blick frei; andernfalls wären die Felder zweifellos bereits überwuchert. Zu beiden Seiten drängte sich der Garten heran, ein
    Gewirr aus Unterholz und toten Bäumen, in denen Eulen und kleine Falken nisteten. Während sie noch hinausschaute, stieg ein Falke aus dem Wald auf und kreiste im Himmel, um sein wildes Vergnügen in den Wind hinauszuschreien.
    Der Falke war frei, sie nicht.
    »Nachdenkliche Einsame, wünschen Sie sich Trost, oder empfinden Sie das als Beleidigung?«
    Roderics Stimme war betörend. Sie kratzte an ihren Nerven, ließ ihren Magen zittern. Oder wurde diese Verstörung durch seine Nähe hervorgerufen? Er stand direkt neben ihr, hatte die Arme gegen den Fensterrahmen gestützt.
    »Sie haben meine Großmutter gerettet, und dafür muß ich Ihnen danken. Jetzt brauche ich nichts mehr.«
    »Ich bin also nutzlos geworden? Welch ein Schlag für meine Selbstachtung.«
    »Ich bezweifle, daß sie Schaden nehmen wird.«
    »Wirklich?« Plötzlich klangen die Worte hart und knapp. »Ich bin nur ein Mann, Mara, mit allen Schwächen und Bedürfnissen eines Mannes. Ich habe nie etwas anderes vorgegeben.«
    »Sie sind ein Prinz und erwarten, daß sich alles Ihrem Willen fügt!«
    »Mein Geburtsrecht zu verleugnen, wäre reine Torheit, aber für jedes Privileg zahle ich mit einer Verpflichtung; für jede Macht mit Gefahr. Und auch Prinzen sind Männer.«
    Er löste sich von ihr. Bevor sie sich umdrehen, bevor sie ihm antworten konnte, war er verschwunden.
    Als der nächste Tag anbrach, waren sie bereits auf dem Weg nach Paris. Die Damen fuhren in der Reisekutsche, die Truppe gruppierte sich um sie. Estes bildete die Nachhut, denn er trug in seiner Satteltasche einen Ziegenkäse von Grandmere Helene, den sie keinesfalls zurücklassen wollte. Der Käse war noch im Reifen begriffen und extrem aromatisch. Dämon, als kluger Hund, weigerte sich, im Korb seines Herrchens zu reisen, sondern hatte sich einen Platz in der Kutsche bei den Damen und Sophie erbettelt.
    Roderic bemühte sich um Grandmeres Wohlergehen, reichte ihr die Hand, wenn sie bei einer Rast aus der Kutsche aus- oder

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