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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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der Bühne ab. Ich bin und werde kein Streitpunkt zwischen Ihnen und Ihrem Vater sein.
    »Ein ehrenwerter, aber sinnloser Entschluß«, sagte der König von Ruthenien, plötzlich auf beunruhigende Weise nachdenklich geworden, während er die beiden musterte.
    »Bravo«, mischte sich Juliana von ihrem Standpunkt in der Tür aus ein. »Darf man annehmen, daß diese Darbietung durch die in Paris kursierenden Geschichten ausgelöst wurde? Ihr hättet ruhig auf mich warten können, da ich schließlich ebenfalls von dieser angeblich inzestuösen Beziehung betroffen bin.«
    »Das bist du nicht«, erklärte ihr Bruder mit beachtlicher Wortknappheit.
    »Aber du wirst zugeben, daß es auf den ersten Blick so aussehen könnte. Noch nie hat man mich derart auf der Straße angeschaut wie heute. Und vor dem Haus versammeln sich Menschen auf der Straße. Einer bewarf meine Kutsche mit Dreck.«
    »Wenn du nicht in Paris wärst«, urteilte ihr Vater mitleidslos, »hättest du keine Gelegenheit, dich zu sorgen, zu zürnen oder mit Dreck bewerfen zu lassen. Darf ich die Frage wagen, was du mit dem Kronprinzen von Preußen angestellt hast?«
    »Arvin? Gar nichts, wieso? Seine energische Verfolgung war schließlich von Erfolg gekrönt. Wir warten nur noch, bis das Aufgebot bestellt ist. Gibst du mir deinen Segen?«
    »Kinder«, erklärte Rolf leise, »sind Verwünschungen, die uns von zürnenden Göttern zur Strafe dafür auferlegt wurden, daß wir in ihrem Arkadien weilten.«
    »Gefällt dir das etwa nicht?« fragte Juliana scheinheilig. »Das verstehe ich nicht. Du hast doch diktiert, daß ich heiraten und Roderic ledig bleiben soll? Oder hast du vielleicht das Gegenteil im Sinn?«
    »Verrate mir alles. Verrate mir, daß Arvin schmollend auf dem Dachboden sitzt und mit Zinnsoldaten spielt. Oder ist er dir vielleicht mit einem Sprung in die Seine entkommen?«
    »Wie klug von dir, Vater. Aber es war kein Sprung, er ist gekentert. Ein Bootsrennen, weißt du? Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ich vermute, er kehrte verschnupft und verstimmt nach Preußen zurück. Roderic hat das arrangiert.«
    »Wie diplomatisch«, murmelte Roderic.
    Mara, die Rolf nicht aus den Augen ließ, sah kurz Stolz und Heiterkeit im Blick des Königs aufblitzen, bevor beides brutal unterdrückt wurde.
    »Es erleichtert mich sehr zu erfahren, daß er auch nützlich sein kann, wenn es ihm gefällt«, sagte er mit leicht bissigem Ton, an seinen Sohn gewandt. »Natürlich werde ich später alle Einzelheiten erfahren.«
    Roderic machte eine Verbeugung. »Natürlich.«
    Juliana zog eine Braue hoch. »Das ist alles schön und gut, aber was unternehmen wir wegen des Skandals, der loszubrechen droht? Er verspricht, widerwärtig zu werden.«
    Rolf sah sie voll gespielter Überraschung an. »Ich bin hier, und Madame Helene Delacroix ebenfalls. Wenn man dem Anstand nicht genügen kann, indem man die Dame durch ihre Großmutter und ihren Patenonkel bewachen läßt, dann soll die Welt doch reden, was sie will.«
    »Sie sind mein Patenonkel, Hoheit?« fragte Mara überrascht.
    »Da meine Königin Ihre Taufpatin ist.«
    »Das wußte ich nicht.«
    »Bislang war das bedauerlicherweise nur eine Ehrenaufgabe, aber dem kann abgeholfen werden. Angeline wird bestimmt zu uns stoßen und dann wünschen, Sie näher kennenzulernen.« Er lächelte so warm und so charmant, daß Mara blinzelte. Er drehte sich von ihr weg und seiner Tochter zu und fuhrt fort: »Aber wäre es zuviel verlangt, wenn ich trotz dieser Krise ein Glas Wein haben könnte? Ich habe eine ermüdende Reise hinter mir.«
    »Die Müdigkeit des Alters«, erklärte Juliana voll falschem Mitleid. »Ich werde nachsehen, ob es einen Diener im Hause gibt, den das Belauschte nicht vollkommen aus der Fassung gebracht hat.«
    »Sage ihm, er soll ihn in meinen Gemächern servieren, bitte. Roderic, du könntest mir Gesellschaft leisten, während ich den Staub der Reise abwasche, wir haben noch anderes zu besprechen. Meine Damen, ich bitte Sie, uns zu entschuldigen.«
    Die beiden Männer gingen. Die Truppe verzog sich. Juliana kam nach ihrem Gespräch mit dem Personal nicht wieder. Mara blieb allein mit ihrer Großmutter zurück. Sie ließ sich in einem Sessel auf der anderen Seite des Kamins nieder. Ein Lakai kam ins Zimmer, um das Feuer zu schüren, und verschwand wieder. Sie waren allein.
    Als sich die Tür hinter dem Diener geschlossen hatte, sagte Grandmere: »Also, meine Liebe?«
    Mara schaute ihre Großmutter

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