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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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waren Speisen und Getränke vergessen. Männer erhoben sich eilig und verschwanden zielstrebig in verschiedene Richtungen, Zigeuner ebenso wie das Gefolge des Prinzen. Als sie sah, daß man sich offenbar auf eine allgemeine Abreise und nicht nur auf einen abendlichen Ausritt einstellte, umkrampfte gräßliche Furcht Maras Herz. Verließ der Prinz das Lager? Und wenn, wann würde er zurückkehren?
    »Wohin wollen Sie?« fragte sie mit trockener Kehle.
    »Das ist doch offensichtlich.«
    »Nicht - nicht für mich.«
    »Die Spuren der Kutsche, die Sie herbrachte, kamen aus Paris und führen wieder dorthin. Hier können wir nichts weiter über Sie erfahren. Wir müssen also nach Paris zurückkehren.«
    »Sie und Ihre Männer - Ihre Gefolgschaft.«
    »Natürlich. Und Sie.«
    »Sie wollen mich mitnehmen?« Die Übelkeit hätte sich auflösen müssen. Sie blieb.
    Die Feuersglut verwandelte das Antlitz des Prinzen in eine unlesbare Maske mit blauen, fast steinernen Augen. Mit tiefer, kühler und eigenartig liebkosender Stimme antwortete er: »Ich will Sie.«

3. Kapitel
    Das Tempo, das Roderic auf der Straße nach Paris vorgab, war schnell und nahm keine Rücksicht auf schwächere Reiter. Anfangs fand Mara das Donnern der Hufe, das Peitschen des Windes im Gesicht, das Pulsieren des Blutes in ihren Adern belebend. Auf eigenartige Weise freute sie sich darüber, Teil der Gruppe um den Prinzen zu sein, so als würde sie dazugehören. Mehr noch, sie spürte eine gewisse Befriedigung, weil sie einen Teil ihrer Aufgabe so mühelos erfüllt hatte. Sie war in den Haushalt des Prinzen aufgenommen und kehrte gemeinsam mit ihm nach Paris zurück. Doch all dies hielt nicht allzu lange an.
    Mara ritt auf einem großen Braunen, der gewohnt war, das Gewicht eines Mannes zu tragen. Seine Kraft schien nie zu erlahmen, aber es kostete sie ihre, ihn zu lenken. Sie war zwar eine gute Reiterin, verwendete aber immer einen Damensattel; ihre Muskeln waren nicht darauf trainiert, im Herrensitz zu reiten, was nun die einzige Möglichkeit war. Als die Stunden sich aneinanderreihten, nur von seltenen Ruhepausen für die Tiere unterbrochen, begann ihre verletzte Schulter weh zu tun und den Schmerz über ihren Rücken auszustrahlen. Ein Pochen setzte sich in ihrer verwundeten Schläfe fest und verstärkte sich. Ihr ganzer Körper fühlte sich bald an, als würde sie geprügelt, ganz methodisch durchgewalkt. Das Bedürfnis, eine Pause zu machen, marterte sie.
    Trotzdem sträubte sie sich, darum zu bitten. Es war leicht zu sehen, daß die Männer um den Prinzen und Trude keine Müdigkeit spürten. Roderic selbst ritt mit der Lässigkeit eines Mannes, der endlose Tage im Sattel gewohnt ist und der sich in solchem Einklang mit seinem Pferd bewegt, daß ihn das Reiten keine Mühe kostet und er seine Gedanken anderen Problemen zuwenden kann. Um eine Pause und ein Nachtlager zu bitten hätte bedeutet, zur Belastung zu werden. Die anderen würden ihr die hinderliche Schwäche übelnehmen, selbst wenn sie zu höflich sein sollten, das offen zu zeigen. Vielleicht würde der Prinz auch zu dem Entschluß kommen, sie mitzunehmen sei ein Fehler, den er sich nicht leisten konnte. Auf jeden Fall war es nach einiger Zeit zu spät. Sie hatte das unumstößliche Gefühl, daß sie vollkommen am Ende sein würde, wenn sie jemals anhielte und abstiege. Die Furcht vor einer solchen Demütigung hielt sie aufrecht.
    Das graue Licht des Morgens zog am Himmel auf. Langsam waren die Gestalten der anderen Reiter deutlicher zu erkennen. Der Prinz ritt an der Spitze, Michael neben ihm. Dann kamen Trude und einer der Zwillinge, während Estes neben Mara ritt und der zweite Zwilling die Nachhut bildete. Als der Italiener ihren Blick auffing, lächelte er sie freundlich an und salutierte. Aus einem Korb, der an seinem Sattel festgemacht war, blinzelte Dämon schläfrig, gähnte und wedelte zur Begrüßung mit dem Schweif. Als das blasse Licht stärker wurde, konnten sie den dunklen Schleier, den der Rauch aus den Kaminen von Paris über die Stadt legte, vor sich sehen.
    Sie näherten sich einer Querstraße. Ein mit Kohlköpfen beladener Karren, der von einem gleichmütigen, ebenso hohen wie breiten Bauern gelenkt wurde, schaukelte den Weg entlang. Zwischen der Gabel trottete ein uralter Klepper, dessen Rücken so dicht mit Narben übersät war, daß er auf das Knallen der Peitsche neben seinen Ohren gar nicht mehr reagierte. Der Bauer sah sie kommen. Ihnen entging nicht der Blick, den er

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