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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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vorgestellt, daß Sie - Ihren Unterhalt verdienen könnten.«
    Er hatte absichtlich jene Wendung gebraucht, gegen die sie sich vorhin so gesträubt hatte, dessen war sie sicher. Sie schaute zu ihm auf, ließ ihre Miene gefrieren, damit sich die Angst, die durch ihre Adern schoß, nicht auf ihrem Gesicht zeigte. »Wie meinen Sie das?«
    Roderic beobachtete, wie die Röte langsam ihre Wangen befleckte und wünschte, er wüßte, was sie jetzt dachte und von ihm erwartete. Erinnerte sie sich an ihr Gespräch in jener Nacht, als sie in Paris eingetroffen waren? Wenn ja, dann verbarg sie das geschickt; er sah keine koketten Seitenblicke, keine Verlegenheit, es sei denn über ihre unordentliche Aufmachung vorhin. Daß sie diese Unterhaltung vergessen haben könnte, reichte fast aus, ihn davon zu überzeugen, daß ihre Amnesie kein Spiel war. Fast.
    »Mein Majordomus ist ein guter Mann; ich könnte mir keinen loyaleren und ergebeneren Diener vorstellen. Sarus hat mir mein Leben lang gedient und war viele Jahre davor Kammerdiener und Majordomus meines Vaters. Sein Vater, sein Großvater und Urgroßvater dienten meinen Vorfahren als Leibeigene und Freie. Ich erzähle Ihnen das alles, damit Sie verstehen, warum ich ihn nicht einfach entlassen kann, obwohl er seine Pflichten vernachlässigt, wie Sie sicher bemerkt haben werden. Tatsächlich handelt es sich nicht um Nachlässigkeit: Es ist sein Alter. Sarus' Augen sind schwach geworden, er kann nicht mehr arbeiten wie einst, ja, er kann sich kaum mehr außerhalb seines Zimmers in meinem Flügel bewegen. Aber er hat dafür gelebt, meinem Vater und mir zu dienen, deshalb wäre es sein Tod, wenn ich einen jüngeren Mann an seine Stelle setzte.«
    Roderic schwieg einen Augenblick und fuhr dann nachdenklich fort: »Es gäbe ein einziges Arrangement, das er vielleicht akzeptieren würde, ohne das Gefühl zu haben, man wolle ihm seinen Rang streitig machen. Aber dazu müßte ich meine Haushaltsangelegenheiten in die Hände einer Frau legen.«
    »Sie meinen, Sie müßten eine Haushälterin einstellen?«
    »Eine alte Vettel, die überall herumkramt und voller Verachtung auf Sarus' magere Leistungen herabsieht? Wohl kaum. Ich meine eine Frau, die er akzeptieren kann, weil er das Gefühl hat, daß ich mit ihr verbunden bin. Das Recht meiner Gattin würde er ohne jede Frage anerkennen ebenso wie das, wenn ich darauf bestünde und sie taktvoll wäre, meiner Geliebten.«
    Der Vorschlag, der so gut zu ihrem Auftrag paßte, weckte ihre Abwehrinstinkte. »Sie meinen -«
    Er zog eine Braue hoch, und ein schelmisches Lächeln lag auf seinem Gesicht, während er beobachtete, wie sie nach den geeigneten Worten suchte. »Keineswegs. Ich möchte nur den Anschein erwecken - es sei denn, Ihnen wäre die Wirklichkeit lieber.«
    Das war nicht nötig, ganz bestimmt nicht nötig, nicht jetzt. Außerdem hatte Mara das Gefühl, daß es gefährlich wäre, auf irgendeinen Aspekt seines außergewöhnlichen Vorschlages einzugehen. »Nein, aber -«
    »Ich war der Auffassung, es mißfalle Ihnen, von mir unterhalten zu werden, daß sie lieber auf irgendeine Weise selbst für Ihr Auskommen sorgen würden. Wenn ich mich irre, dann brauchen Sie das nur zu sagen, und die ganze Angelegenheit ist vergessen.«
    Seine Stimme war samtweich. Ihr Mißtrauen wuchs, aber sie sah keine Möglichkeit, die Antwort zu umgehen, die er erwartete. Sie mußte weiter in einem Haus mit ihm wohnen. »Es gefällt mir nicht, abhängig von Ihnen zu sein, aber das ist so - so ungewöhnlich.«
    »Es gibt viele Frauen in Paris, die den Haushalt eines Mannes führen. Nicht wenige dieser Arrangements sind irregulär.«
    »Ich weiß nicht, wie Sie Ihren Majordomus davon überzeugen wollen, daß ich - daß ich wirklich die Berechtigung dazu besitze.«
    »Das dürfen Sie mir überlassen.«
    Wieder sprach aus seiner Stimme leichte Überheblichkeit. Oder war es richtig, das so zu bezeichnen? Vielleicht war es nicht mehr als ein ausgeprägtes Selbstbewußtsein.
    »Ich gebe zu, daß Sie jemanden brauchen, der Ihre Bediensteten anweist«, sagte sie langsam. »Aber wie kommen Sie auf den Gedanken, daß ich die Richtige dafür bin? Sie wissen nichts über meine Fähigkeiten.«
    »Sie sind bestimmt nicht geringer als die von Sarus.«
    »Die Menschen, die sie beschäftigen, werden sich von mir vielleicht nichts befehlen lassen.«
    »Dann werden Sie sie entlassen und andere, zugänglichere, einstellen.«
    Sie starrte ihn an, sah die ausgeprägten Züge seines

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