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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Sinn. De Landes hatte die Politik erwähnt, aber das schien ihr ein unwahrscheinlicher Grund zu sein. Der Franzose wurde von der Regierung Louis Philippes aus dem Hause Orleans beschäftigt und war deshalb höchstwahrscheinlich ein Orleanist, der aus persönlichen Gründen die Monarchie unterstützte. Der Prinz war der Erbfolger des ruthenischen Throns, deshalb würde er bestimmt für dieselbe Regierungsform eintreten.
    Mara interessierte sich kaum für Politik und schon gar nicht für die französische. Ihre Großmutter dagegen hatte sich über die Jahre hinweg über die verschiedenen Revolutionen und vor allem die delikaten Skandale, die sie oft hervorbrachten, auf dem laufenden gehalten. Es sei faszinierend wie ein Theaterstück, was sich Männer ausdachten, hatte Helene gesagt; manchmal seien die Posen und Einstellungen, die sie vertraten, und ihre Gründe, eine bestimmte Idee zu übernehmen, so lächerlich wie in einem Volksstück. Weil ihre Großmutter ihr oft Artikel , aus den Zeitungen und Magazinen vorgelesen und sie mit ihren scharfsinnigen Kommentaren gewürzt hatte, hatte Mara einen einigermaßen guten Überblick über die politischen Verhältnisse.
    Nach dem Fall des Napoleonischen Empires vor etwa dreißig Jahren waren die Bourbonen wieder an die Macht gekommen, in Gestalt Ludwigs XVIII., Bruder des 1793 geköpften Ludwigs XVI. und Onkel des jungen Ludwigs XVII., der im »Temple« gestorben war. Wie Napoleon gesagt hatte, hatten die Bourbonen nichts vergessen und nichts gelernt. Obschon Ludwig XVIII. ein kluger König war, der dem Volk eine Verfassung gab, war er auch kalt und berechnend und vertrat in späteren Jahren die Auffassung, daß sein göttliches Herrschaftsrecht über den Rechten des Volkes stand. Ihm folgte sein Bruder Karl X., ein guter und ehrlicher Mann, der aber noch mehr dem Absolutismus zuneigte. Nach einer Regierungszeit von nur sechs Jahren hatte Karls Unfähigkeit, Kompromisse zu schließen oder die Veränderungen in Frankreich zu verstehen, zu einer Revolution geführt, die seine Abdankung zugunsten seines Enkels, des Comtes de Chambord, zur Folge hatte.
    Das Land war damals von einer provisorischen Regierung geführt worden, die allerdings genug von den Bourbonen hatte. Der Thron wurde für vakant erklärt und dem Duc d'Orleans, dem Angehörigen eines Ablegers der Bourbonen, nach einem Staatsstreich, den man als Juli-Revolution bezeichnete, die Krone überreicht. Man ernannte ihn aber nicht zum König Frankreichs, sondern zum »König der Franzosen aus Gottes Gnade und durch den Willen des Volkes«. Das war er bis zur Gegenwart geblieben.
    Die siebzehn Jahre der Herrschaft Louis Philippes waren nicht leicht gewesen. Die Legitimisten, die wieder die Bourbonen auf dem Thron sehen wollten, betrachteten Louis Philippe als Usurpator und verachteten ihn als Sohn des königsmörderischen Philippe Egalite. Die Sozialisten wollten eine neue Republik, eine Regierung, die das Volk ohne den Einfluß des Königs vertrat. Die Reformisten wollten in der Assemblee Reformen durchsetzen, die Louis Philippe einiger seiner Rechte beraubten und ihm zu einem konstitutionellen Monarchen nach dem Vorbild der englischen machen würden. Außerdem gab es noch die Bonapartisten, die glaubten, daß Frankreich nie eine glorreichere und fortschrittlichere Ära durchlebt habe als während des Napoleonischen Empires. Seit man 1840 Napoleons Leiche von Sankt Helena nach Paris überführt und in Les Invalides, umgeben von sechs Särgen, beigesetzt hatte, hatten die Bestrebungen, den Neffen des großen Franzosen auf den Thron zu bringen, neuen Auftrieb bekommen. Charles Louis Napoleon war das dritte Kind von Louis, dem Bruder des Kaisers und König der Niederlande mit Hortense de Beauharnais, Josephines Tochter.
    Louis Philippe war durch die Unterstützung der Mittelklasse in sein Amt gelangt. Er vergaß diese Hilfe nie, wurde sogar zu einem Bürgerkönig, den man, in einen dunklen Mantel und Hut gekleidet und mit einem Schirm unter dem Arm, oft auf der Straße, in den Restaurants und in den Cafes sah. Er lebte einfach, ein Wesenszug, den er sich im Exil angeeignet hatte, als er oft Hunger leiden mußte. Er hatte auch, während eines längeren Aufenthalts in Louisiana zu jener Zeit, die amerikanische Eigenschaft angenommen, früh aufzustehen und hart zu arbeiten. Man sagte, der König stehe jeden Morgen bei Tagesanbruch auf, schüre sein eigenes Feuer und arbeite bis zum Frühstück an seinem Schreibtisch. Diese

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