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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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weiter zu tun hätte, als einen Maßanzug zu tragen und die anderen Verkäufer zu dirigieren.
    »Ich brauche noch ein paar Ellen weißen Batist oder Kambrik«, sagte sie.
    »Selbstverständlich, Mademoiselle. Heute morgen ist eine Partie von außergewöhnlicher Qualität eingetroffen. Ich werde sie Ihnen zeigen.«
    Es war ganz offensichtlich, daß man aus einem solchen Stoff Unterkleider machen wollte. Worths Auskunft war dennoch höflich und ließ nicht erkennen, daß er sich dessen bewußt war. Es war gut möglich, daß er schon bald Verkaufsleiter würde, vielleicht noch ehe er dreißig Jahre alt war.
    Die leichteren Materialien befanden sich in einer anderen Abteilung des Ladens. Nachdem der junge Engländer weggegangen war, um sie zu holen, trat ein Mann, der bisher hinter Mara gestanden hatte, an ihre Seite.«Sie sehen gut aus, Mademoiselle Delacroix.«
    Sie wirbelte mit weit aufgerissenen Augen herum und blickte einem großen, dürren, satanisch aussehenden Mann in Schwarz in die Augen. Es war de Landes, der Mann, der sie vor weniger als einer Woche aus einer Kutsche gestoßen hatte. Noch während sie das registrierte, wurde sie sich der Tatsache bewußt, daß Luca in ihre Richtung starrte. Der Zigeuner richtete sich auf, stieß sich von der Marmorsäule ab und wartete ab, ob sie Hilfe gegen den Mann brauchte, der sie offenbar belästigte.
    »Ich sehe, daß Sie einen Leibwächter haben«, murmelte de Landes. »Schicken Sie ihn weg.«
    »Wie?«
    »Sie sind eine kluge junge Frau. Denken Sie sich einen Vorwand aus.«
    Er wartete nicht ab, ob sie ihm gehorchte, sondern schlenderte davon und tat so, als würde er sich einem Verkaufsstand für Regenschirme zuwenden.
    Mara wandte sich wieder dem Stoff zu, der immer noch auf der Theke lag, und betastete ihn, als hätte sie sich immer noch nicht entschieden. Sie biß sich auf die Unterlippe, während sie in Gedanken nach einem Ausweg suchte. Sie spielte kurz mit dem Gedanken, laut aufzuschreien, Luca de Landes überwältigen zu lassen und sich dann auf Roderic zu verlassen, der ihre Großmutter finden und befreien würde. Es war unmöglich. Das Risiko war zu groß. Unvermittelt kam ihr eine Idee. Sie drehte sich um und ging zu dem Zigeuner.
    »Einkaufen ist wirklich eine anstrengende Angelegenheit, nicht wahr?« fragte sie mit einem gezwungenen Lächeln. »Ich glaube nicht, daß ich den Rückweg bis zum ruthenischen Haus laufen kann. Könnten Sie bitte eine Droschke rufen?«
    »Natürlich.« Luca neigte den Kopf, aber bevor er ging, warf er einen düsteren Blick auf den Mann am Regenschirmstand.
    »Was für eine talentierte Verschwörerin Sie doch sind«, hörte sie einen Augenblick später de Landes in ihrem Rücken sagen. »Ich habe gut gewählt.« Sie drehte sich zu ihm um.
    »Was wollen Sie?«
    »Wie hochfahrend! Sie sollten nicht vergessen, in welcher Lage Sie und Ihre geliebte Großmutter sich befinden.« Der Mann legte einen Finger an seinen Schnurrbart und strich ihn zu einer dünnen schwarzen Linie, die zu beiden Seiten seines roten, feuchten Mundes in einem schmalen Spitzbart mündete. Sein Lächeln war kalt.
    Mara starrte ihn an. Unbändiger Haß, gepaart mit eiskalter Furcht, ergriff von ihr Besitz. De Landes war auf finstere, diabolische Weise gutaussehend, und er verstärkte diesen Eindruck zusätzlich durch seine schwarze Kleidung und den sauber gestutzten Schnurr- und Spitzbart. Während der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft war sie zu dem Schluß gekommen, daß er ein leidenschaftlicher Ränkeschmied war und sich für einen neuen Machiavelli hielt. Diese Überheblichkeit machte ihn aber nicht weniger gefährlich.
    Er nickte kurz und zufrieden, da sie seine Zurechtweisung schweigend hinnahm. «Also schnell. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem schnellen Sieg über den Prinzen. Ich hätte nicht gedacht, daß Ihnen das so leicht fallen würde.«
    »Ihre Gratulation kommt zu früh. Ich lebe mit ihm unter einem Dach, mehr nicht.«
    »Wie enttäuschend. Dem muß abgeholfen werden.«
    Seine Stimme war kalt, seine Worte kamen präzise. Jedes Mißverständnis war ausgeschlossen. Sie hob ihr Kinn. »Dazu sehe ich keinen Bedarf.«
    »Wirklich nicht? Ich werde es Ihnen noch einmal erklären. In kurzer Zeit wird dieser Mann, dieser Prinz, unter ihrem Einfluß stehen müssen. Ihre einzige Hoffnung, solchen Einfluß zu gewinnen, ist es, so intim wie möglich mit ihm zu sein.«
    »Das ist Wahnsin«, schluchzte, sie leise, die Hände fest zusammengeballt. »Er gehört nicht zu

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