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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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erklärte ihr Jacques.
    »Das trifft doch eher auf dich zu«, antwortete Trude ohne Grimm. »Mir gefallen die Schwertkämpfe. Heutzutage gibt es doch kaum mehr Gelegenheit, den Degen zu ziehen.«
    »Du lebst in der falschen Gegend«, meinte Estes.
    »Eher im falschen Jahrhundert. Ich wäre gerne einer von Dumas Musketieren gewesen.«
    »Gräm dich nicht, meine Göttin; auch für uns heißt es >alle für einen, einer für alle! <« Der italienische Graf beschrieb eine großartige Geste.
    »Wirklich?«
    »Zweifelst du daran?«
    »Mir scheint, daß in den letzten Tagen dein Gehorsam, wie auch der der übrigen, einer Frau überflüssigster Art gilt, einer Hausfrau, die sich eitel in ihren neuen Kleidern produziert und über ihre lächerliche Leistung, diese Riesenscheune auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen, vor Stolz fast zerplatzt.«
    Der Kommentar war nicht für die Allgemeinheit gedacht gewesen. Trude hatte lediglich zu Estes gesprochen, aber plötzlich war eine jener Pausen in der Konversation entstanden, in der jedes Wort laut und deutlich zu verstehen ist. Betretenes Schweigen machte sich breit. Trudes Ohren wurden rot.
    »Wenn wir einer >Hausfrau< ergeben sind«, antwortete Estes langsam, »dann vielleicht, weil sie bessere Manieren hat.«
    »Ich wollte nicht -«, setzte Trude an.
    Dann sprach Roderic, und seine Worte schnitten durch die gespannte Atmosphäre. »Ihr seid für heute entlassen. Ich finde, die Anziehungskraft von Dumas' >Edelmann des roten Hauses< sollte, nein muß, erkundet werden. Was sagt ihr dazu, meine Tapferen, meine äußerst Tapferen?«
    Es war, der Wortwahl zum Trotz, ein Befehl. Innerhalb einer Sekunde hatten alle zugestimmt.
    Estes wandte sich an Mara. »Kommen Sie mit, Mademoiselle?«
    »Ich ... ich glaube nicht. Ich bin zu müde.«
    »Was ist mit Ihnen, mein Prinz?«
    Mara hielt gespannt den Atem an.
    »Die Aussicht auf Schreie und Schwertkämpfe begeistert mich im Augenblick kaum. Ein andermal.«
    Estes tippte sich mit dem Finger an den Kopf, eine verwegene Miene auf dem koboldhaften Gesicht. »Sie vergessen die Liebesszenen.«
    »Ich werde es versuchen.«
    Kurz danach waren sie weg. Nur Luca blieb zurück. Der Zigeuner wartete, bis sich die Tür hinter den anderen geschlossen hatte und ihre Stiefelschritte im Gang verhallt waren. Dann verbeugte er sich vor Roderic. »Ich bitte um Ihre Erlaubnis, heute nacht draußen schlafen zu dürfen, Hoheit.«
    Der Prinz beendete das Stück, das er gerade spielte, hob dann die Hände und stand auf. »Der Seifenduft ist recht stark, da gebe ich dir recht, aber ist er wirklich so überwältigend?«
    Der andere Mann schüttelte den Kopf. »Ich brauche den freien Himmel über mir.«
    »Brauchst du oder willst du ihn? Manche Wünsche können und sollten unterdrückt werden.«
    »Ich bin Zigeuner. Ich brauche ihn.«
    Roderic nickte knapp. »Wie du meinst.«
    Luca wandte sich an Mara und erklärte ernst: »Ich möchte damit Ihre Gastfreundschaft und Ihr Haus nicht beleidigen, Mademoiselle.«
    »Es ist nicht meins«, erwiderte sie ruhig.
    »Sie sind die Frau. Für uns sind Frauen wie die Erde. Die Erde ist unsere Mutter, unser Heim, genau wie die Frau. Ich drücke mich vielleicht nicht gut aus, aber weil Sie Frau sind, sind Sie das Heim, wo wir Essen und Ruhe finden. Es hat nichts mit dem Besitz zu tun, nur mit dem Sein.«
    »Sie drücken es ausgezeichnet aus, Luca, und ich danke Ihnen. Schlafen Sie gut.«
    Als er gegangen war, wandte sich Mara ab. Das Kaffeetablett stand immer noch vor ihrem Stuhl neben dem Kamin. Sie ging hinüber, nahm die Kanne hoch und berührte sie an der Seite. Über die Schulter hinweg sagte sie: »Ich glaube, er ist noch heiß. Möchten Sie vielleicht noch eine Tasse?«
    »Danke, nein.«
    Seine Stimme klang nahe. Nervös setzte sie die silberne Kaffeekanne so ungeschickt wieder ab, daß sie auf dem Tablett klapperte. Sie nahm einen kleinen, mit Zucker überzogenen Keks und biß hinein. Er war feucht, aber ihr Mund war so trocken, daß sie beinahe husten mußte, als sie ihn zu schlucken versuchte. Sie legte die andere Hälfte wieder ab.
    Was sollte sie jetzt tun? Wie sollte sie sich dem Prinzen nähern? Sie konnte sich nicht einfach in seine Arme werfen, oder etwa doch? Es gab Frauen, die sich einfach vor einen Mann hinstellen und ihn bitten konnten, sie zu lieben, aber zu denen gehörte sie nicht. Es mußte auch subtiler gehen. Das Schweigen dehnte sich immer weiter.
    »Sind Sie sicher, daß Sie heute abend nicht ins

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