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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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bemalten und freskenverzierten Decken zu pusten, bevor sie vorsichtig abgebürstet wurden. Sie wuschen das Holz mit einer Mischung aus weicher Seifenlauge, Sand und Bier; polierten die Möbel mit Essig, Leinsamenöl und Weingeist; und rieben Messingleuchter und andere Metallgegenstände mit Klauenfett und Terpentin ab. Sie schrubbten uralten Schmutz und die Flecken vom Parkett und von den Marmorböden und bohnerten sie mit Bienenwachs, bis sie glänzten.
    Die Fenster wurden geputzt und trockengerieben, bis sie blitzten, ebenso die Spiegel, Uhrgläser, Vasen und Marmorbüsten; außerdem die sechzehnhundert Kristallgläser und das dreitausendsechshundertteilige Porzellanservice. Das Silber wurde geputzt, angefangen von den zierlichsten Mokkalöffeln bis zu den großen hohlgriffigen Tranchiermessern, von den Messerbänken bis zu dem großen Samowar, in dem der Tee serviert wurde.
    Im Hinterhof wurden große Kessel aufgestellt, in denen man die Leinentücher auskochte, die während der langen Lagerzeit vergilbt und modrig geworden waren: Bettücher, Servietten, Tischtücher, Handtücher und zahllose andere Stücke von unklarer Bestimmung. Mit dem kochendheißen Seifenwasser wurde danach das Kopfsteinpflaster der Innenhöfe abgeschrubbt, bis es dampfte, dann spülte man das schmutzige Wasser mit dem Dreck vergangener Jahrzehnte hinweg. Die Kanten und Kurven der Büsche wurden nachgeschnitten und jeder Grashalm darunter ausgezupft, danach wurde der Garten sorgfältig gedüngt und mit gehäckseltem Heu gemulcht.
    Die Arbeit hatte in den öffentlichen Räumen begonnen, aber bald die Apartments des Prinzen und die nahen Schlafgemächer der Truppe erfaßt. Roderic und seine Männer wurden vertrieben, verschwanden bei Tagesanbruch und kehrten erst wieder, wenn die Nacht angebrochen und Ruhe eingekehrt war. Sie gewöhnten sich an, jeden Stuhl erst sorgfältig darauf zu prüfen, ob er naß war, bevor sie sich setzten, und kurz mit dem Finger über den Tisch zu streifen, um Politurreste aufzuspüren, bevor sie einen Arm oder uniformierten Ellbogen darauf stützten. Sie bewegten sich auf Zehenspitzen über die frisch gewachsten Böden oder wurden dabei beobachtet, wie sie mit dem Ärmel ihre Fingerabdrücke von glänzendem Messing oder Silber abwischten. Doch trotz solcher anfänglicher Unbehaglichkeit lobten sie lauthals die sich abzeichnenden Verbesserungen.
    Mara delegierte die Aufgaben und überprüfte die verschiedenen Arbeitsgruppen ab und zu, machte regelmäßig Rundgänge durch die Räume, in denen gerade geputzt wurde. Den Großteil ihrer Zeit verwandte sie jedoch aufs Nähen. Sie hatte die Dienste einer Unterhausmagd in Anspruch genommen, eines Mädchens namens Lila, das angegeben hatte, einst
    Schneiderin gewesen zu sein. Gemeinsam hatten sie ein Quartett von Kleidern entworfen, die von fast mittelalterlicher Erscheinung waren. Das granatrote hatte einen rechteckigen Ausschnitt, eine pointierte Basquine und Puffärmel, die am Handgelenk, am Ellenbogen und an der Schulter gerafft waren. Seidenspitzen umgaben das Dekollete und jeden Abschnitt der gerafften Ärmel. Das dunkelblaue Kleid war ähnlich geschnitten und mit geschlitzten Ärmeln versehen, die ein granatrotes Futter offenbarten. Direkt über dem Rocksaum war ein Band aus demselben Material aufgenäht. Das graue und grüne Kleid folgten dem gleichen Muster. Weil sie so einfach waren, ging die Arbeit schnell von der Hand; dennoch nähten Mara und die Magd Lila bis tief in die Nacht. Zusätzlich zu den Kleidern hatte Mara aus dem Kambrik vier Mieder und Höschen geschneidert und aus dem Batist ein Nachthemd, das ähnlich den Tageskleidern geschnitten war, nur daß über dem viereckigen Ausschnitt Spitzen angenäht waren, die in einem Kragen um ihren Hals mündeten.
    Schließlich war das Haus sauber, wenigstens die wichtigeren Räume; die Mahlzeiten waren besser und herzhafter geworden, und es gab verschiedene Gänge. Die Kleider und die Unterwäsche waren fertig, gebügelt und hingen im Schrank. Die Verführung konnte beginnen.
    Ein zufriedener Mann war ein empfänglicher Mann. Wenigstens verließ sich Mara auf diese Theorie. Sie glaubte gehört zu haben, wie Grandmere dasselbe sagte, aber sie war nicht sicher. Trotzdem erschien es wahrscheinlich, daß Roderic eher geneigt wäre zu reagieren, wenn er sich in der Sauberkeit, für die sie gesorgt hatte, entspannte und sich nach dem guten Essen, das sie arrangiert hatte, wohl fühlte.
    Es war ebenfalls wahrscheinlich,

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