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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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daß die lebhaften Farben ihrer neuen Kleider, ihr enganliegendes Mieder und das tief ausgeschnittene Dekollete, das ihre Brüste hervorhob, ihr gute Dienste erweisen würden. Sie hatte vom Haushaltsgeld eine kleine Phiole Guerlain-Parfüm erstanden, das sie großzügig aufzutragen gedachte. Sie hatte für diesen Abend ein
    Bad mit heißem Wasser bestellt und Lila angewiesen, wie sie ihr Haar frisieren sollte. All das sollte ihr helfen.
    Ein Teil ihrer selbst schauderte über ihre sorgfältige und zynische Planung. Sie kam sich so berechnend vor, fast wie eine jener Damen der Nacht, die es überall in Paris gab. Aber was sollte sie tun? Die Sicherheit ihrer Großmutter stand auf dem Spiel. Sie mußte handeln. Jetzt.
    Sie konnte sich einreden, daß die zwei vergangenen Tage notwendig gewesen waren, daß sie zur Vorbereitung gedient hatten. Es war ebensogut möglich, daß alles nur eine überflüssige Verzögerung war. Sie hatte Angst. Sie wäre am liebsten die Treppe hinunter, quer durch den Hof und auf die Straße gerannt, um nie wiederzukehren. Sie hätte alles darum gegeben, zum Prinzen gehen zu können und ihm zu sagen: »Ich heiße Mara, Marie Angeline Delacroix. Ich bedauere zutiefst, daß ich mich unter einem Vorwand hier eingeschlichen habe, und bitte Sie, mir zu vergeben, aber jetzt möchte ich heim.«
    Was würde Roderic sagen? Wäre er wütend? Angewidert? Voller Verachtung? Wäre er froh, sie loszusein, oder würde er ihren Fortgang bedauern? Natürlich machte das keinen Unterschied, aber sie wünschte, sie wüßte es trotzdem.
    Die vorwinterliche Dunkelheit kam viel zu schnell. Mara schaute ein letztes Mal in die Küche, um zu überprüfen, welche Fortschritte das Mahl machte, das sie und die Köchin zusammengestellt hatten. Die Haut der kleinen Brathähnchen war goldbraun; das Kalb köchelte in seiner Weinsoße; die Langusten in ihrem vollen, cremigen Fond erfüllten die Luft mit ihrem Aroma. Kuchen und Cremes warteten in ihren Kristallschalen, und eine Karamelsoße blubberte am Rande des riesigen Eisenofens, der der ganze Stolz dieser niederen Regionen war. Die Köchin, in grauem Kleid mit blütenweißer Schürze und einem hohen weißen Hut auf dem Haar, führte die Speisen voller Stolz vor. Mara machte ihr ausgiebig Komplimente, aber der Knoten in ihrem Magen war so fest, daß die Speisen ebensogut aus Kohle und Asche hätten sein können, so regten sie ihren Appetit an.
    Schließlich war alles bereit. Ihr Bad war beendet, ihr Haar gekämmt, die neue Unterwäsche und das granatrote Kleid angezogen. Lila hatte ihr neues Nachthemd auf das Bett gelegt. Die Luft roch nach dem Blumenduft des Parfüms, das sie auf ihren Hals, zwischen ihre Brüste, an die Innenseite ihrer Ellbogen und auf ihre Handgelenke getupft hatte. Sie betrachtete sich ein letztes Mal im Spiegel. Das Kleid stand ihr gut, fiel in eleganten Falten über ihre Unterröcke, und die Farbe ließ ihr Gesicht leicht rosa aufscheinen. Trotzdem war sie blaß.
    »Mademoiselle est tres belle.«.
    »Danke, Lila. Du hast ausgezeichnete Arbeit geleistet.«
    Mara drehte sich vom Spiegel ab, hielt dann inne und blieb entschlußlos im Raum stehen. Sie schaute sich um, auf das Himmelbett mit den hellrosa Seidenvorhängen, die von einer Plattform über dem Kopfende herabhingen, auf den Schrank mit seinem Aufsatz und dem geschnitzten Rahmen, auf den weißen Marmorkamin mit den vergoldeten klassischen Statuetten, auf die Wandbehänge und den Aubusson-Teppich mit seinem Blumenmuster unter ihren Füßen. Sie fühlte sich, als hätte sie all das noch nie gesehen, als wäre ihr alles, sie selbst eingeschlossen, vollkommen fremd. Vielleicht litt sie tatsächlich an einer Art Gedächtnisverlust. Es war fast, als wäre Marie Angeline, das Mädchen, das mit Dennis Mulholland geflirtet und über seinen Tod geweint hatte, ein anderer Mensch geworden.
    »Stimmt etwas nicht, Mademoiselle?«
    Mara fuhr zusammen und merkte, daß sie ihre Hände so fest zusammengepreßt hatte, daß die Finger wachsweiß waren. Mit einiger Überwindung löste sie den Griff wieder und rang sich ein Lächeln ab.«Nein, es ist alles in Ordnung. Was sollte nicht stimmen?«
    Sie wurde mit Jubel und einem Schwall lauter Komplimente von der Truppe begrüßt. Man begleitete sie zum Diner: Jared und Jacques reichten ihr zu beiden Seiten die Arme, Estes bildete die Vorhut, und Michael und Luca folgten hinter ihr. Roderic, dem die Etikette gleichgültig war, folgte als letzter an Trudes Seite.
    Das

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