Zigeunerprinz
Fuß darauf und belastete ihn langsam, bevor sie den anderen Fuß hochzog. Immer noch kein Laut. Sie wagte sich näher heran, so daß der Stoff ihres Nachthemds gegen die Bettlaken wehte. Sie ortete mit federleichter Berührung die Vorhänge, dann beugte sie sich mit ausgestreckter Hand vor.
Ihre Hand wurde von einem eisernen Griff umklammert und sie nach vorn gerissen. Sie verlor das Gleichgewicht und kippte quer über das Bett. Ein Schreckensschrei saß in ihrer Kehle. Ihr Haar flog ihr ums Gesicht wie ein seidiges Segel, dann stürzte sie. Sie kam mit dem Rücken auf der Matratze auf, und ein Gewicht senkte sich auf sie, preßte sich auf ihr Brustbein, nagelte sie fest. Ein harter Schenkel drückte auf ihre Knie und hielt sie fest. Ihre andere Hand wurde von stählernen Fingern gepackt und über ihren Kopf gerissen.
»Süß duftend und gefällig und schöner als der Traum eines Muselmanen vom Paradies: Sind Sie gekommen, um mich dorthin zu bringen oder um mich einfach loszuwerden?«
»Was ... glauben Sie ... denn?« Die Worte kamen gepreßt, so schwer lastete der Druck auf ihrer Brust.
Das Gewicht wurde weggenommen, ihre Hände wurden freigegeben.«Kann ich eine Vermutung wagen?«
Mara atmete tief ein und schluckte, weil ein dicker Kloß in ihrer Kehle saß und sie das hysterische Bedürfnis zu lachen verspürte. Sie war wahrhaftig in seinem Bett. »Sie ... Sie können mich nach Waffen durchsuchen, wenn Sie wollen.«
Gespannt verharrte er. Er knurrte: »Ein interessantes Angebot.«
Die pulsierende Hitze seines Körpers an ihrem strafte seine gleichgültigen Worte Lügen. Seine Stärke verriet ungeheure Selbstkontrolle, geführt von eisernem Willen, der jedes körperliche Unbehagen ignorierte. Unter Aufbietung jedes Grans an Willenskraft gelang es ihr, die Hand ruhig zu halten, als sie mit ihren Fingern über seine Brust strich. Die Muskeln unter der feinen Haarmatte waren hart und sehnig. Dankbar für den Schutz der Dunkelheit, der ihre hektische Röte verbarg, ließ sie ihre Finger über die flache Fläche seines Bauches wandern, der abfallenden Haarspur folgend.
Er zog den Atem ein und schnappte ihre Hand. Im nächsten Moment umschloß er ihr Gesicht mit der anderen, und sein Mund senkte sich auf ihren herab. Es war ein verzehrender Kuß, von Wut und mühsam gezügelter Begierde geführt, eine sengende, unnachgiebige Invasion. Ungestüm und gnadenlos nahmen seine Lippen Besitz von der Süße der ihren. Seine Zunge strich über das zarte Innere ihres Mundes, verwob sich mit ihrer Zunge in geschmeidiger Belehrung, stieß dann tiefer.
Maras Herz pochte in ihrer Brust. Das Blut donnerte in ihrem Kopf und schoß durch ihre Adern wie über Stromschnellen. Sie stieß einen kleinen Laut aus, der Angst oder Wut oder Gefallen bedeuten konnte.
Abrupt zog er sich zurück und sog tief und heftig die Luft ein. »Sie sind keine Houri, keine Metze, keine Spenderin geheimster Freuden, süße Chere. Was tun Sie hier ?«
»Wollen - wollen Sie mich nicht?« Sie fühlte sich wie eine Hure, was er, wie sie mit ängstlicher Klarsicht erkannte, durchaus beabsichtigt hatte.
»Ob ich Sie will? Was hat das damit zu tun?«
Sie wand sich unter der ruhigen Wildheit seiner Worte. »Ich - ich wollte Ihnen einfach nahe sein. Ist das so falsch?«
Er stieß sich von ihr ab und rollte vom Bett. Dann leuchtete die gelbe Flamme eines Schwefelhölzchens auf, und es roch nach faulen Eiern und Kiefernholz. In den gelben Schein gebadet, entzündete Roderic die Kerze in dem Silberständer auf den Nachttisch und schüttelte dann das Streichholz aus.
Die Kerzenflamme tanzte, schickte suchend ihre Strahlen in die dunklen Ecken des Zimmers und warf ihr unruhiges Licht über Mara, die aufgestützt auf einen Ellbogen im Bett lag. Zwei feurige Punkte blitzten in ihren Augen, und der Schein zeichnete die weichen Kurven und Vertiefungen ihres Körpers unter dem feinen Material ihres Nachthemds ab und schimmerte auf ihren schlanken Waden und Fußgelenken, wo der Saum heraufgerutscht war. Roderic starrte auf sie herab und war sich des tiefen Drängens in seinem Inneren bewußt, das nichts mit der unbefriedigten Begierde seiner Lenden zu tun hatte. Wie stolz sie aussah, mit dem hochgereckten Kinn und dem stehenden Spitzenkragen, der die Reinheit ihrer Kehle und ihres Halses hervorhob - und doch, es lag etwas Abwehrendes, Gedemütigtes in ihrem Blick. Daß es seinetwegen dort war, ließ Scham auch in ihm aufkommen. Er machte sich mit einem kurzen
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