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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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hatte sie etwas anderes denken können? Weil ihr Vater und Dennis auf eine Heirat gedrängt hatten, als wollten sie sie für eine Sünde bestrafen? Hatte sie ihre Gedankenlosigkeit gereut oder hatte die Gesellschaft scheinbar erwartet, daß sie die Schuld auf sich nahm? Oder waren es die religiösen Lehren aus ihrer Kindheit gewesen, die schon in der Geschichte des Paradieses die Schuld an Adams Willensschwäche in Evas Hand legten ?
    Aus welchem Grund auch immer, es hatte einen Balkanprinzen gebraucht, damit sie ihren Irrtum erkannte. Wenigstens dafür mußte sie ihm dankbar sein. Das wäre allerdings viel leichter, wenn sie Roderic nie Wiedersehen müßte.
    Der Morgen brachte Julianas Preußen. Es war fast elf Uhr, als Sarus, korrekt in seine Uniform gekleidet, die der der Truppe nicht unähnlich war, Mara im Salon aufsuchte, wo sie mit der Köchin das Tagesmenü durchsprach. Er verbeugte sich steif und präsentierte eine Karte auf einem silbernen Tablett.
    »Was ist denn?« fragte sie, nahm die Karte auf und blickte verwundert darauf. Der Name auf der Karte, verbunden mit einer langen Aufzählung von Titeln, sagte ihr nichts.
    »Es ist der Kronprinz, Mademoiselle.«
    »Bestimmt möchte er nicht mich sehen. Sie müssen das Prinz Roderic geben.«
    »Der Prinz ist seit einer halben Stunde mit Luca zusammen. Er hat Anweisung gegeben, ihn keinesfalls zu stören.«
    »Dann wird der Kronprinz warten müssen.«
    »Der Preuße ist... ungeduldig.«
    »Preuße - oh!« Mara betrachtete die Karte noch einmal stirnrunzelnd und schaute dann wieder auf. »Vielleicht können Sie Prinzessin Juliana von seiner Ankunft in Kenntnis setzen.«
    »Die Prinzessin liegt noch zu Bett.«
    »Bestimmt wird er warten, bis sie aufgestanden ist und ihn empfangen möchte?«
    Sarus zögerte. Sein faltiges Gesicht wurde ganz knittrig vor Sorge. »Er ist nicht gewöhnt, daß man ihn warten läßt. Vielleicht geht er Prinzessin Juliana suchen, und wenn er das tut, dann wird sie -«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen«, sagte Mara hastig. Juliana wäre gar nicht zufrieden und würde alle Welt das wissen lassen. Eine häusliche Krise mußte unter allen Umständen vermieden werden. »Also gut. Ich komme sofort.«
    Als sie kurz darauf den Empfangssalon betrat, stand der Preuße am Fenster und starrte auf die schneebedeckten Pflastersteine im Eingangshof. Er drehte sich um, als sie auf ihn zukam, schlug die Hacken zusammen und verbeugte sich. »Mademoiselle, bitte verzeihen Sie, daß ich Sie von Ihrer Arbeit abhalte.«
    »Das tun Sie keineswegs.« Mara knickste kurz und bedeutete ihm dann, sich ihr gegenüber auf ein Kanapee zu setzen. Er war groß und gut gebaut, wenn auch sein Leib faßrund war. Er war Ende Dreißig und hatte einen fließenden blonden Schnurrbart, ein ausschweifendes Gewächs, das mit der glatten, rasierten Platte seines kahlen Schädels kontrastierte. »Hat man Ihnen eine Erfrischung gebracht? Ausgezeichnet. Also, wie kann ich Ihnen helfen?« Er räusperte sich.
    »Es handelt sich um eine etwas heikle Angelegenheit.«
    Als er nicht weitersprach, sagte Mara, um ihm zu helfen: »Es handelt sich um Prinzessin Juliana, nehme ich an?«
    »Fürwahr, ja. Ein zauberhaftes Wesen. Ich habe die Erlaubnis ihres Vaters, ihr den Hof zu machen.«
    »Ja?« Trotz seiner ruppigen Art war er ein hochanständiger Mann, aber ebenso berechnend.
    »Sie ist jung und ungestüm und weiß nicht, was sie will.«
    Mara, die sich wie eine Anstandsdame zu fühlen begann, dachte insgeheim, daß diese Beschreibung kaum auf die Juliana zutraf, die sie kennengelernt hatte. Sie sagte nichts, sondern nickte nur aufmunternd.
    »Um es kurz zu machen, sie ist vor mir geflohen. Ist sie hier?«
    »Hat Ihnen Sarus das nicht gesagt? Sie besucht ihren Bruder, ja.«
    »Ach, das sind gute Neuigkeiten. Darf ich sie sehen?«
    »Da er diese Bitte schon vorausgesehen hat, sieht Sarus bereits nach, ob sie im Hause ist.«
    »Ich muß sie sehen!«
    Seine Vehemenz war ein bißchen erschreckend, vor allem, da ihm zugleich das Blut ins Gesicht schoß. Die Gefäße in seinem Hals schienen kurz vor dem Platzen zu sein. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, falls er aufsprang und das Haus zu durchsuchen begann.
    »Kennen Sie Juliana schon lang?« fragte sie in der Hoffnung, ihn abzulenken. Wo war das Mädchen, wo war Roderic? Irgendwer. Sie konnte nicht glauben, daß keiner aus der Truppe kurz vorbeigekommen war, um den kahlen Preußen in Augenschein zu nehmen. Vielleicht waren auch sie

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