Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
Kopfschütteln frei davon.
    »Die Frage ist«, sagte er milde, »kann es recht sein?«
    »Ich hätte Sie nie für einen Puritaner gehalten.« Sie schien den Blick von der strahlenden Nacktheit des Körpers über ihr nicht abwenden zu können.
    Ihr Mund war nach seinem Kuß rot und geschwollen, als bedürfe er der Linderung. »Aber auch nicht für einen Narren, hoffe ich.«
    Nein, das war er nicht. Mara fühlte sich überrumpelt, als würde sie sich in einer Lage abmühen, über die sie keine Macht mehr hatte. Ein Schauder überlief sie, ein zweiter folgte. Nur der Gedanke an Grandmere Helene - so fragil und doch so voller Lebensfreude - und an die schnell verrinnende begrenzte Zeit, die ihr blieb, brachten sie dazu, weiterzumachen. »Sie haben Sarus glauben lassen, daß ich Ihre Geliebte bin, und inzwischen geht jedermann davon aus, selbst die Truppe manchmal. Was für einen Unterschied macht es schon?«
    »Ich weiß, daß Sie es nicht sind, und Sie wissen es auch. Das ist der Unterschied.« Vielleicht war er ein Narr. Die Gründe, die im hellen Tageslicht so einleuchtend schienen, klangen im unruhigen Schein einer einsamen Nachttischkerze wenig überzeugend. Seine Wachsamkeit gegenüber einem Verrat hatte niemals nachgelassen, und es war unwahrscheinlich, daß das jetzt geschehen würde. Wenn sie sich um ihre Ehre nicht scherte, warum sollte er es tun? Und doch war es diese scheinbare Unbesorgtheit, verbunden mit ihrer offensichtlichen Unerfahrenheit, die ihn am meisten verstörte, mehr sogar als die Wahrscheinlichkeit, daß er eine Verräterin beherbergte.
    »Aber ich könnte es werden, ganz leicht.« Die Worte kamen leise und klangen fast flehend. Sie streckte eine Hand aus.
    Seine dunkelgoldenen Brauen zogen sich zu einem Stirnrunzeln zusammen, und er nahm ihre Finger, die sichtbar zitterten. »Eine frierende Dame, furchtsam flehend und voll eisiger Hingabe. Wie kann ich widerstehen?«
    Er ließ ihre Hand los, beugte sich über sie, fuhr mit den Armen unter sie und hob sie an seine Brust. Er schwang herum, daß sich ihr Haar wie ein dunkler Vorhang um sie schlang, und marschierte aus dem Schlafzimmer in seinen Privatsalon und von dort aus ins Vorzimmer. Dort brannte Licht, denn Michael stand, nur in Uniformhose gekleidet, in der Tür, die zu den Räumen der Truppe führte. Sarus stand mit von Alter und Müdigkeit gezeichnetem, russisch-tatarischem Gesicht neben Roderics Cousin. Offenbar hatten sie etwas gehört, jedenfalls genug, daß sie davon aufgewacht waren.
    Mara schloß die Augen und wünschte sich, vom Erdboden verschluckt zu werden. Schmerzvolle Tränen der Verzweiflung stiegen hinter ihren Lidern auf. Einen Moment lang hatte sie verrückterweise geglaubt, Roderic wolle sie umarmen, sie in seinem Bett wärmen. Diese Hoffnung hatte sich zerschlagen. Als sie das Vorzimmer durchquerten und den Gang betraten, der in die anderen Flügel führte, begriff sie, daß er sie zu ihrem Schlafgemach zurückbrachte.
    »Ich kann gehen«, sagte sie erstickt.
    Er antwortete nicht.
    Es war ein langer Weg. Mara wurde sich mit der Zeit der Kraft seiner Hände und seines stetig klopfenden Herzens bewußt. Ihre Haut glühte an jenen Stellen, die, nur durch den dünnen Stoff des Nachthemds getrennt, gegen ihn gedrückt wurden. Sicher. Sie fühlte sich sicher. Aber ihr war auch mit unerträglicher Deutlichkeit bewußt, daß er ein Mann, ein Prinz war. Roderic von Ruthenien. Sie waren einander nahe, so nahe. Sie verspürte den beunruhigenden Impuls, sich umzudrehen, ihre Arme um seinen Hals zu schlingen und sich an ihn zu pressen. Sie wünschte sich, und zwar mit einer Eindringlichkeit, die nichts mit den ihr gegebenen Instruktionen zu tun hatte, daß er sie bemerke, daß er wirklich auf sie als Frau reagiere.
    Die Aussicht auf ein körperliches Zusammensein verblaßte, und Verdruß machte sich breit, bald gefolgt von Zorn. Arroganter, aufgeblasener Kerl; seine angebliche Fürsorge war eine Beleidigung. Wie konnte er es wagen, sie abzuweisen, und noch dazu so mühelos? Sie wünschte sich, daß er das bereuen sollte; das wünschte sie wirklich, wenn auch nur, um ihre angeschlagene Selbstachtung wiederherzustellen. Aber wie sollte sie das erreichen? Er schien unverwundbar zu sein.
    Er stieß die Tür zu ihrem Schlafzimmer auf und marschierte im Licht eines auf dem Tisch stehenden Kandelabers geradewegs auf ihr Bett zu. Er legte sie darauf ab und trat zurück. Blitzschnell erhob sich Mara auf die Knie und streckte die Arme aus, um

Weitere Kostenlose Bücher