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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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die Gesundheit seiner Geliebten und ihres Bruders aufs Spiel zu setzen.«
    »Ha-Haben Sie das mit der Barke arrangiert?«
    »Für was für einen Ränkeschmied halten Sie mich? Halten Sie das für möglich?«
    »Das ve-versuche ich gerade herauszubekommen.« Es wurde immer schwieriger, zwischen den klappernden Zähnen etwas herauszubringen. Sie schlang ihre Arme fester um ihren Leib.
    »Was würden Sie vorziehen - einen Mann, der die Gunst des Augenblicks ergreift, oder einen, der sich den Augenblick gewogen macht?«
    »Wa-was hat das, was ich vorziehe, da-damit zu tun?«
    »Sie haben nicht nachgedacht. Ich habe Sie in Arvins Boot steigen lassen.«
    Sie schaute ihn an, versuchte sein Gesicht im Schatten der Dämmerung zu erkennen, die nur von der Außenlaterne der Kutsche erhellt wurde. »Noch eine Prüfung, eine doppelte sogar? Ve-verraten Sie mir: Habe ich bestanden?«
    »Ich bin überzeugt, daß Sie nicht Arvins Werkzeug sind.«
    »Haben Sie das geglaubt?«
    »Sie sind beide so kurz nacheinander eingetroffen«, meinte er entschuldigend.
    »Ich glaube nicht, daß Sie das gedacht haben.«
    »Wirklich nicht?«
    Wirklich nicht, aber sie sah mit irritierender Klarheit, daß ihn trotz seines gespielten trockenen Humors etwas bedrückte. Sie fragte: »Sehe ich aus wie eine Preußin?«
    »Nein, und ihr Zorn scheint so groß, daß Sie jetzt auch nicht mehr wie ein halb ersoffenes Kätzchen aussehen oder wie eines klingen.«
    Sie hatten den Eingangshof des Hauses erreicht. Er stieg aus der Kutsche und half ihr heraus. Aber obwohl er seine Antwort leichthin und wie nebenbei gegeben hatte, ließ sie sich nicht irreführen. Er hatte den unbegründeten Vorwurf nicht gemacht, damit sie ihr Zorn wärmte. Das war keineswegs der Grund gewesen.
    Sie hatte halb erwartet, daß er sie ins Haus tragen würde. Statt dessen ging er voraus, und sie konnte seine ruhigen, scharfen Befehle hören, während sie langsam die Stufen zur Eingangsgalerie hinaufstieg, eine nasse Spur über den Marmor ziehend. Sie wandte sich in der Galerie in Richtung ihrer Suite, aber bei dem Andreaskreuz wurde ihr der Weg versperrt.
    »Aufgrund langer Gewohnheit wartet auch heute nacht ein heißes Bad in meinem Ankleidezimmer auf mich«, sagte Roderic. »Sarus gießt eben heißes Wasser zu. Ich werde es Ihnen überlassen.«
    Der Gedanke an ein heißes Bad war wie Balsam. Sie richtete sich auf. »Das ist sehr freundlich, aber ich werde warten, bis man eines in meinem Zimmer hergerichtet hat.«
    »Das kann ich nicht zulassen. Seien Sie vernünftig.«
    »Ich bin die Fleisch gewordene Vernunft. Aber Sie wollen mich nicht in Ihren Gemächern haben, deshalb möchte ich Sie nicht unnötig meiner Anwesenheit aussetzen.«
    Die anderen trafen ein; Räder ratterten über das Pflaster im Eingangshof und Stimmen erschollen. Mit leichter, fast gefälliger Stimme sagte Roderic: »Gefällt es Ihnen, wie ein Mehlsack herumgeschleppt zu werden? Ich füge mich dem, aber ich würde zuvor gern wissen, ob Sie das wirklich mögen.«
    »Reden Sie keinen Unsinn!«
    »Dann kommen Sie jetzt mit in mein Ankleidezimmer.«
    In seiner Stimme lag jene milde Schärfe, die sie schon gehört hatte, wenn er sich an seine Truppe wandte und die im Falle einer Weigerung oder einer Herausforderung sichere Vergeltung versprach. Es wäre kindisch, ihm nur aus Trotz zu widersprechen. Sie war sich der Tatsache wohl bewußt, daß er, wenn er sie aus irgendeinem Grunde in seinem Zimmer haben wollte, dort auch hinbrachte. Auch wenn sie nicht wußte, ob seine Motive rein altruistischer Natur waren, wäre es auf jeden Fall töricht, wenn sie sich die Gelegenheit entgehen ließe, die Aufgabe zu erfüllen, vor die man sie gestellt hatte. Außerdem bebte ihr Körper bereits wieder unter Kälteschauern.
    »A-also gu-gut«, sagte sie, reckte den Kopf trotz des verräterischen Zitterns hoch und betrat das Vorzimmer, durch das man in seine Gemächer gelangte.
    Das Ankleidezimmer war eine kleine Kammer neben dem Schlafzimmer, die schnell durch das Feuer erwärmt werden konnte, das jetzt im Ofen knisterte und fauchte. Die Badewanne war ein sogenanntes Sitzbad, bestand aus mit Porzellan überzogenem Kupfer, war mit einem Efeumuster bemalt und hatte einen hohe Rückenlehne. Dicke türkische Badetücher lagen auf einem Gestell bereit, und ein Stück Sandelholzseife wartete in einer Kristallschale, die am Wannenrand angebracht war. Auf einem Stuhl war ein dunkelblauer Bademantel mit weißen Manschetten und einer gestickten

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