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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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an etwas Warmes war belebend. Sie nahm einen Becher vom Tablett und hielt ihn an ihre Lippen. Sie nippte daran und hustete augenblicklich, weil das Gebräu so stark war, daß es ihr den Atem verschlug. Roderic hatte sich zurückgezogen. Sie konnte den Becher nirgendwo abstellen, ohne aufzustehen und sich zu entblößen.
    »Es schmeckt«, sagte sie japsend, »als hätte er jeden Schnaps der Welt zusammengerührt und das Ganze gezuckert und aufgekocht.«
    »Eine ziemlich treffende Beschreibung für einen Seemannspunsch.«
    »Nehmen Sie das weg.« Sie streckte ihm den Becher hin.
    »Erst wenn er leer ist.«
    Sie spielte mit dem Gedanken, ihn wegzuschleudern, wandte dann aber ihren Blick zum Feuer. Der Alkohol würde eine hübsche Stichflamme auslösen.
    »Dann wäre immer noch meiner da«, sagte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Sie brauchen ihn nötiger als ich.«
    »Wenn Sie mich schon wieder wütend machen wollen, damit mir warm wird, dann haben Sie jedenfalls Erfolg!«
    Er musterte ihr gerötetes Gesicht und sah den Zorn aus ihren grauen Augen sprühen. »Was für ein Glücksfall, dabei wollte ich nur das Winterrheuma vertreiben.«
    »Wirklich? Und dann?« Sie nippte noch einmal vorsichtig.
    »Und dann wollte ich ein Bad nehmen, falls Sie es über sich bringen könnten, es zu verlassen.«
    Das war keine Antwort. Sie nippte noch einmal, während sie darüber nachdachte, gegen das hohe Ende der Wanne gelehnt. Wärme breitete sich von ihrem Magen in ihre Arme und Beine aus. Die harten Knoten der Anspannung begannen sich aufzulösen. Sie war müde, so müde. Ihr Gehirn schien nicht mehr zu arbeiten, weigerte sich, sich mit dem Problem von Roderics Kehrtwendung zu befassen. Es erschien plötzlich nicht mehr wichtig. Er hatte sich bewegt und stand nun irgendwo hinter ihr. Sie glaubte am Geräusch zu erkennen, daß er Holz ins Feuer legte. Die Flammen knisterten und knackten, erfüllten das Zimmer mit Licht. Schwerer Rauch-und Kerzenduft hing in der Luft und mischte sich mit dem Sandelholzaroma der Seife in ihrem Schälchen, die vom Feuer gewärmt wurde.
    Sie streckte die Hand aus, um die Seife aufzunehmen, nahm einen weiteren Schluck von ihrem Punch, setzte dann den Becher in der Seifenschale ab und wusch sich. Sie übergoß sich mit heißem Wasser, um die Seifenreste abzuspülen und wusch sogar das Flußwasser aus ihrem Haar. Angesichts des abkühlenden Wassers blieb sie nicht unnötig lange in der Wanne, sondern nahm sich das Handtuch und stand auf.
    Roderic beobachtete sie, am Kamin lehnend; beobachtete die Wasserkaskaden, die im Feuerschein funkelten und an ihrem schlanken Rücken und Beinen entlangliefen; betrachtete das Haar, das in einer dunklen, seidigen Masse an der perlmutthaften Haut um ihre Hüften klebte. Er glaubte nicht, daß sie ihn vergessen hatte, sondern daß sie seine Anwesenheit als unabänderlich hingenommen und beschlossen hatte, ihn zu ignorieren. Es war kein angenehmer Gedanke, obwohl er Vorteile bot.
    Er leerte seinen Punschbecher und stellte ihn ab, dann nahm er ein Badetuch auf, schüttelte es aus und hielt es gegen das Feuer. Als Mara ihr Haar abgetrocknet hatte, trat er an sie heran und wickelte sie in das warme Tuch.
    »Danke«, sagte sie leise und ausdruckslos. Sie sah ihn nicht an.
    Er antwortete nicht, sondern drehte sich um und streifte die Stiefel ab, während er zugleich seine Hose aufknöpfte. Mara hörte ihn, während sie wie gebannt ins Feuer starrte, in die Wanne steigen und mit der Wäsche beginnen. Langsam und vorsichtig ließ sie sich in den Stuhl vor dem Feuer sinken und begann, ihr Haar mit den Fingern zu durchkämmen, damit es schneller trocknete. Sie drehte sich nicht um, als sie nach langen Minuten Roderic aufstehen und sich schnell und gründlich mit dem Handtuch abtrocknen hörte, das sie hatte fallen lassen, auch nicht, als er sich bückte, um seinen Bademantel aufzuheben, den er hinter ihr abgelegt hatte. Sie zuckte allerdings zusammen, als er sich neben ihr auf ein Knie niederließ und seine Finger um den dichten Vorhang ihres warmen Haars schloß.
    »Trocken genug«, sagte er.
    »Wozu?« fragte sie mit einem Kloß in der Kehle.
    »Für meine Zwecke.«
    Kraftvoll und geschmeidig stand er wieder auf, hob sie mit der gleichen Leichtigkeit aus dem Stuhl, mit der er zuvor seinen Bademantel aufgehoben hatte. Sie hielt den Atem an, als er sich mit ihr im Arm umdrehte, zur Tür ging und in sein Schlafzimmer trat. Auch hier brannte ein Feuer, das seine Lichtfinger in

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