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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Gut, ich bin vielleicht etwas nervös, weil wir auf eine so große Gesellschaft gehen, aber ich möchte das um keinen Preis verpassen.«
    Ihre ritterliche Tapferkeit erfüllte ihn mit Zorn gegen das, was immer sie auch antreiben mochte. Er wollte sie in die
    Arme nehmen und festhalten. Sobald er sich dieses Wunsches gewahr wurde, erkannte er fast erschrocken, daß, obwohl ihm ihr Wohlergehen am Herzen lag, seine größte Furcht darin bestand, er könnte sie verlieren. Er wollte sie behalten, für sich allein, bis zu jenem fernen und unvorhersehbaren Tag, an dem die Magie zwischen ihnen erlöschen würde. Das konnte er, wenn er sie jetzt, heute nacht, mit sich nahm. Würde sie mit ihm kommen? Würde sie seine Frau werden und an seiner Seite als Zigeunerkönigin über Land ziehen? Würde sie mit ihm nach Ruthenien zurückkehren, um dort sein Prinzenschloß zu schmücken? Wenn nicht, dann konnte er sie immer noch mit Gewalt dazu zwingen. Mit Gewalt würde er sie halten können. Es würde keinen Unterschied machen, ob sie ihm jemals aus eigenem Antrieb verraten würde, wer sie war, ob er nie genau erfahren würde, was sie eigentlich von ihm wollte. Auf dieses Wissen konnte er verzichten, wenn die Erkenntnis bedeutete, daß er sie verlieren würde.
    Nein. Er konnte sie nicht verschleppen, konnte nicht selbst verschwinden. Noch nicht. Zuviel war noch zu tun, zuviel stand auf dem Spiel. Aber er konnte sie jetzt haben, ein letztes Mal, bevor ihnen die Zeit zum Ankleiden ein Schnippchen schlug. Es wäre ein magerer Ersatz für die Nähe, nach der er sich sehnte, aber dennoch lag darin eine eigenartige Befriedigung.
    »Sie brauchen sich nicht zu sorgen«, sagte er. »Sie werden leuchten wie ein Stern unter trüben Planeten, werden sich wie ein Schwan unter einer Gänseherde bewegen, voller Stolz und natürlicher Grazie.«
    »Sie schmeicheln mir.«
    »Das ist unmöglich«, murmelte er, nahm ihre Hand und drehte sie zu sich um. Er legte ihre Hand auf seine Schulter und umfing ihre Taille mit seinen Armen.
    »Keineswegs, und ich glaube, Sie verfolgen einen bestimmten Zweck damit.« Sie legte den Kopf in den Nacken und starrte ihn herausfordernd an.
    »Werde ich ihn erreichen?« wollte er wissen, ohne den Blick von der bezaubernden Kurve ihres Mundes zu nehmen.
    Ein letztes Mal. Das Bedürfnis, neben ihm zu liegen, ihn noch einmal in sich zu spüren, war schmerzhaft und durchdringend, als hätte sie eben die Quelle einer tiefen Qual erspürt. Sie lehnte sich gegen ihn. Ihren Mund nur Zentimeter unter seinem haltend, flüsterte sie: »Ja, das werden Sie. Ganz bestimmt.«
    Als Lila und Sarus eintrafen, um sie zum Ball anzukleiden, saßen sie bereits wieder vor dem Feuer, Mara in ihrem Tageskleid, Roderic in Uniformhemd und Hosen. Sie tauschten einen aufgekratzten Blick, als sie aufstanden, um sich die eben noch hastig angelegte Kleidung von den Dienern wieder ausziehen zu lassen.
    Das Lächeln wich bald aus Maras Gesicht, als sie mit dem Dienstmädchen im Ankleidezimmer verschwand. Sie war den Tränen nahe, unterdrückte sie aber mit aller Mühe. So etwas zu empfinden, war lächerlich. Sie sollte glücklich sein, daß diese widerwärtige Episode bald vorbei war, daß sie bald ihre erschwindelte Position hier aufgeben konnte und den Klauen de Landes' entkommen würde. Was mit dem Prinzen geschah, war kaum von Bedeutung. So bald wie überhaupt möglich würde sie nach Louisiana zurückkehren; diese Entscheidung hatte sie in den letzten Stunden gefällt. Dort angekommen, würde sie sich auf die Plantage ihres Vaters zurückziehen, falls er das gestattete, falls er seine so besudelte Tochter wieder aufnehmen würde. Während der langsam verstreichenden Tage und in aller Abgeschiedenheit würde die Welt sie vergessen, und sie würde ebenfalls vergessen. Das würde sie, und sollte es den Rest ihres Lebens dauern.
    Das war gut möglich. Sie hatte nicht gewußt, was sie erwarten sollte, hatte sich nie ernsthaft Gedanken darüber gemacht, was es bedeutete, die Geliebte des Prinzen zu werden. Sie hatte nicht gewußt, wie es war, in seinen Armen zu liegen, morgens neben ihm zu erwachen, die Großzügigkeit, die Fürsorge und die Schönheit seiner Liebe zu teilen. All das würde sie vermissen; schon jetzt erkannte sie das. In einem tiefen, unerreichbaren Teil ihrer selbst würde sie ihren Verlust bereuen.
    Es war falsch, das wußte sie. Sie sollte erleichtert sein, daß die widerwärtige Notwendigkeit, sich diesen Umarmungen zu ergeben, bald

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