Zigeunerprinz
ein Ende haben würde. Sie sollte überschäumen vor Freude darüber, daß die anstrenge Maskerade bald vorbei sein würde und sie endlich wieder zu ihrem früheren Leben zurückkehren könnte. Aber so einfach war das Leben nie. Roderic und die Truppe gingen sie etwas an, sie machte sich Gedanken darüber, was mit ihnen geschah. Es würde schmerzvoll werden, sich von ihnen zu verabschieden, ohne jemals zu erfahren, was aus ihnen wurde. Schmerzvoller, als sie jemals für möglich gehalten hätte.
Schließlich war ihr Haar frisiert. Es türmte sich in glänzenden Locken auf ihrem Kopf, fiel in kleinen Ringellöckchen von einem hohen, griechisch wirkenden Chignon, und hinter ihrem linken Ohr steckten zwei kleine perfekte Treibhausrosenknospen. Seidenstrümpfe wurden ihr über die Beine gerollt und die Tanzschuhe übergestreift. Ihr rosa getöntes weißes Seidenkleid wurde ihr über den Kopf gehoben und auf dem Rücken mit einer Reihe winziger Perlknöpfe geschlossen, dann über ihrem Unterrock zurechtgezogen, der mit crin oder gewobenem Roßhaar verstärkt worden war. Lange, elegante Handschuhe wurden über ihre Hände und Arme gestülpt.
»Werden Sie Ihre Juwelen tragen, Mademoiselle?« fragte Lila. Sie waren überflüssig. Das konnte Mara erkennen, aber Roderic hatte ihr die Diamanten geschenkt und würde zweifellos erwarten, daß sie sie anlegte. Sie nickte zustimmend. »Tres belle«, murmelte Lila, nachdem das Kollier, die Ohrringe und das Armband an ihrem Platz waren, und trat zurück, um ihr Werk in Augenschein zu nehmen. »Keine Dame wird sich mit Ihnen messen können.«
Mara dankte dem Mädchen, machte ihr aufrichtige Komplimente wegen der gelungenen Frisur und trat dann zurück, während das Zimmermädchen an die Schlafzimmertür klopfte und sie ihr öffnete, um sie in den Nebenraum zu lassen.
Roderic wandte sich auf seinem Standpunkt neben dem Feuer um, wo er in die Flammen gestarrt hatte. Augenblicklich kam er auf sie zu, nahm ihre Hand, legte sie an seine Lippen und deutete eine kleine ehrerbietige Verbeugung an. »Läutet die Glocken und schlagt die Trommeln; sie ist erschienen.«
»Habe ich mich verspätet?« fragte Mara verwirrt.
»Sie sind die Schönheit in Person. Prachtvoll und makellos.«
Sie lächelte, und ihr Blick nahm die adrette, perfekt sitzende Uniform in sich auf, die seine breiten Schultern und seine langen, muskulösen Beine genau nachzeichnete; die Orden, die auf seiner Brust glänzten und die geschmeidigen goldenen Wogen seines Haares. »Prachtvoll sind vielmehr Sie.«
Er nahm ihren Kommentar mit einem unendlich leisen Lächeln zur Kenntnis und schüttelte den Kopf, um dann fortzufahren: »Da wäre nur eine Sache, vielleicht auch zwei -«
Lila runzelte die Stirn und trat fast kampflustig einen Schritt vor. »Was ist denn, Hoheit?«
Roderic schaute auf Sarus, der mit einer samtbezogenen Schachtel in der einen und einem Bündel in der anderen Hand vortrat. Der alte Kammerdiener ließ die Schachtel aufschnappen die eine Perlenkollektion zartrosafarbener Perlen mit einem Verschluß aus einer großen Barockperle enthielt. Neben einer zweireihigen Halskette gab es Ohrringe und ein zweireihiges Armband.
»Ein Zeichen meiner Sühne«, sagte Roderic ruhig, »wenn Sie gestatten, für meinen Mangel an Geschmack zuvor.«
Es war ein unschätzbares Geschenk. Perlen von so ungewöhnlicher Farbe und solcher Übereinstimmung in Größe und Glanz bedeuteten jahrelange Suche, bevor man sie gefunden und zusammengefügt hatte. Sie verschwammen vor Maras Augen, und sie schluckte schwer, bevor sie den Prinzen wieder anschaute. »Das wäre nicht nötig gewesen.«
»Für mich schon.«
Er machte dem Mädchen eine befehlende Geste. Lila öffnete das Diamantenkollier um Maras Hals und trat zurück. Roderic hob die Perlenkette aus ihrem Seidenbett und legte sie über Maras Schultern. Mit präzisen Bewegungen löste er die Ohrringe aus ihren Ohren und das Armband von ihrem behandschuhten Handgelenk, warf sie beiseite, als wären es wertlose Glassplitter, und ersetzte sie durch die Perlen. Ohne innezuhalten, drehte er sich dann um und nahm das Bündel, das Sarus hielt, schüttelte es aus und hielt gleich darauf einen Hermelinumhang in der Hand. Den schwang er über ihre Schultern und verschloß ihn mit einer verborgenen Schnalle über ihrer Brust.
»Sie - Sie sind zu großzügig«, sagte Mara gepreßt. Sie brachte es nicht über sich, ihn anzuschauen, so überwältigt war sie von ihrem schlechten Gewissen
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