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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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lächelten, und manchmal blinzelten sie mir sogar mit einem zugekniffenen Auge zu. Einer von meinen Besuchern war jener, von dem ich heute weiß, dass er mein eigenes Selbst war, aus der Zukunft zu mir gekommen, ein robuster, derb-herzlicher Kerl, der ständig vor Lachen platzen wollte. Das war der, der mir mit den Augen zuzwinkerte. Und so wurde es mir allmählich klar, dass ich nicht in diesem Loch hier sterben sollte. Außerdem entnahm ich seinem Zwinkern, dass sich dieses Gefühl einer schweren tragischen Trübsal eines Tages von mir lösen müsse und dass es mir wieder vergönnt sein werde, mich lachend des Lebens zu erfreuen. Das allerdings schien mir in meinem damaligen Zustand der mutlosen Niedergedrücktheit doch ziemlich unvorstellbar.
    Was sich jedoch tatsächlich im Verlauf all der vielen Tage oder Wochen unserer Inhaftierung abspielte, war weiter nichts, als dass Pulika Boshengro über unseren Verkauf als Sklaven verhandelte. Seine Absicht war es, die Familie des Loiza la Vakako, so weit wie möglich in die hintersten Winkel des Himmels zu zerstreuen.
    »Los-los, kommt schon raus da, ihr zwei!«, sagte unser Kerkermeister dann eines Tages, und wir schleppten uns hinaus in das gewaltige blaue Leuchten des Tages.
    Mich hatte man an einen Ort namens Alta Hannalanna verkauft, von dem ich nie zuvor gehört hatte. Loiza la Vakakos Lippen zuckten kaum merklich, als ich ihm dies berichtete, als müsse er sich zwingen, mir nicht die ganze Wahrheit über diesen entsetzlichen Ort zu sagen. Er selbst sollte nach Gran Chingada verschickt werden (auch das wieder eine Welt, von der ich nie gehört hatte). Ich fragte ihn, wie es denn dort sei, und er warf nur ganz unmerklich den Kopf zurück und sagte: »Dort gibt es gewaltige Wälder mit ganz ungewöhnlichen Bäumen. Die Hölzer von Gran Chingada erzielen überall auf den Märkten hohe Preise.« Erst später sollte ich erfahren, was für Bedingungen die Arbeit in diesen entsetzlichen prähistorischen Welten mit sich brachte: die Männer, die in den Holzfällerlagern hausen mussten, konnten von Glück sagen, wenn sie dort achtzehn Monate überlebten, auf einem Planeten, auf dem sogar der Grassoden dich bei lebendigem Leibe auffraß, wenn du nur einmal nicht aufpasstest. Ein Planet, auf dem vampirische Echsen, so lang wie deine ausgestreckte Hand, dir aus scharlachroten Blüten direkt an die Kehle sprangen. So wurde also Loiza la Vakako absichtlich und direkt in den Tod geschickt. Und mir stand offenbar das gleiche Schicksal bevor, trotz aller meiner Geister, die mich heimsuchten. Ich brütete über meinen argwöhnischen Ahnungen, aber Loiza la Vakako wollte mir überhaupt nichts über das Grauen von Alta Hannalanna sagen.
    In jenen Tagen gab es noch keinen imperialen Sternenschiffsverkehr von Nabomba Zom nach Alta Hannalanna oder Gran Chingada. Und so entdeckte ich damals erstmalig, wie es ist, per Relais-Mitnehmer zu reisen. Loiza la Vakako und ich wurden hinauseskortiert, verpackt, Reisehelme wurden uns über die Köpfe gestülpt, man gab unsere Koordinaten ein, feststehend, so dass wir aufgeschnappt und durch den Weltraum in die Welten unseres Sklavendaseins geschleudert werden könnten.
    Loiza war gelassen und beherrscht bis zuletzt. »Betrachte es als Teil deiner Ausbildung, Yakoub«, mahnte er. »Sieh alles im Leben als Teil deiner Lernaufgabe an.«
    Und er lächelte mich an und blies mir durch die Luft einen Segenskuss zu, und dann zwängten sie ihn in seine Kraftkugel. (Ich habe diesen bedeutenden Menschen nur einmal noch wiedergesehen, viel, viel später.) Dann war ich an der Reihe. Da stand ich allein in der mittäglichen Sonne, halb geblendet von ihrem Glast, war ohne die geringste Vorstellung davon, was mit mir geschehen werde, versuchte mich aber mit dem Gedanken zu trösten, dass alles zum besten diene, dass dies alles, wie Loiza la Vakako gesagt hatte, nichts weiter sei als Teil meiner Erziehung. Aber ich empfand große Furcht. Ich würde euch ganz schamlos belügen, wollte ich euch weismachen, ich hätte mich nicht gefürchtet. Mein ganzes Leben lag noch vor mir, und ich wusste, wenn ich nicht bei diesem scheußlichen Weltraumtrip umkäme, so würde ich doch sicher auf Alta Hannalanna jung zugrunde gehen, und das machte mich zornig, doch es erfüllte mich auch mit tiefem Bangen. Ich fürchtete nicht das Totsein, sondern jene Augenblicke direkt vor dem Sterben, wenn ich da liegen würde, wissen würde, dass mir mein Leben weggenommen wird, noch ehe es

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