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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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xamuranischen Einwanderungsbehörde in höchster Verblüffung und äußerster Ungläubigkeit begafft.
    Ich vermute, sie hätten kaum mehr von den Socken sein können, wenn sie sich Napoléon Bonaparte oder Mohammed oder die Queen der Beteigeuze-Konföderation in ihr Kittchen geholt hätten.
    Sie wussten sofort, wer ich war. Das versteht sich ja von selbst. Nicht nur wegen meines Gesichts, der Augen und meines prachtvollen Schnurrbartes. Nein, ehe ich von Mulano abreiste, hatte ich mir die Mühe gemacht und mein Amtssymbol angelegt, was ich seit wohl zehn, fünfzehn Jahren nicht mehr getan hatte. Aber jetzt pulsierten von meiner Stirn heroische Lichthörner in der bekannten Art, die zugleich so hinreißend-überzeugend vulgär ist wie überwältigend und widersinnig. Wie eine Message auf sämtliche Wellenlängen des Spektrums zugleich, die jedem die Nachricht einhämmert: KÖNIG – KÖNIG – KÖNIG. Genauso gut hätte ich aus dem Relais-Swutsch treten können, mit einer goldenen, mit Smaragden und Rubinen geschmückten Krone von einem halben Meter Höhe.
    Zwei, drei der Einwanderungsbeamten waren Roma. Sie hatten sich blitzschnell auf die Knie geworfen, vollzogen die Gesten der Ehrerbietung und murmelten meinen Namen. Die Gaje-Beamten taten das natürlich nicht. Aber sie waren sichtlich betroffen und standen glotzäugig und mit offenem Mund irritiert und verständnislos dabei.
    Was sie dachten, konnte ich mir ebenfalls vorstellen. Sie dachten sich: Dieser raffinierte alte Hurenbock taucht hier so einfach ohne Vorwarnung auf, der machte sich nicht mal die Mühe, uns über die üblichen diplomatischen Kanäle zu informieren. Und wir, wir können ihn nicht einfach abschieben, ohne dass es bei seinen Anhängern zu einem grässlichen Aufruhr kommt, und hereinlassen können wir ihn auch nicht, ohne dass Xamur in irgendwelche überbordende Machtkämpfe unter den Roma verwickelt wird, die die Wiederkehr des alten Schlitzohrs womöglich auslöst – und gleichgültig, was wir entscheiden, wir werden höchstwahrscheinlich hinterher unsern Job los sein. (So – oder ganz ähnlich – dachten sie bestimmt!)
    Ich schaltete mein Amtssymbol ab. Es blendete alle Leute im Verwahrtrakt. Zu den Roma, die um meine Füße krochen, sagte ich auf Romansch: »Steht auf, ihr Trottel! Ich bin bloß euer König, nicht Gott-der-Allmächtige!« Zu den übrigen, diesen erbärmlichen schreckerstarrten Gaje-Beamten, sprach ich etwas liebenswürdiger: »Ich bin nicht zu einem offiziellen Staatsbesuch hierher gekommen und auch nicht mit irgendwelchen politischen Intentionen. Ich bin weiter nichts als eine Privatperson, ein Bürger, der hier einigen Besitz hat.«
    »Aber Ihr seid – König Yakoub?«, stammelte einer.
    »Aber gewiss bin ich das.«
    »Ich glaube nicht, dass wir protokollarische Präzedenzfälle von früheren Königsbesuchen haben«, sagte einer nervös, während er anscheinend auf einem Bildschirm, der sich nicht in meinem Blickfeld befand, irgendwelche Daten abrief. »Regierungsfunktionäre, die zu benachrichtigen sind … entsprechende Maßnahmen der örtlichen Honoratioren … Paraden … Lichtdome … Himmelsspruchbänder … Ausstellung der Regalien … pyrotechnische Darbietungen … äh … Feuerwerk und Festlichkeiten … nein, hier finde ich nichts Passendes für eine derartige Gelegen …«
    »Ich bin kein Ex-König«, sagte ich ruhig.
    Die Gaje-Beamten schauten mich verständnislos an, und in den Gesichtern der Roma-Beamten zeichnete sich Entsetzen ab.
    Einer der Roma sagte schließlich: »Hoheit, aber der verbriefte Abdankungsver…«
    »Deswegen piss dir mal nicht ans Knie, Söhnchen. Alle die Gerüchte, die du vielleicht aus Galgala gehört hast, waren höchst ungenau und unrichtig.«
    Einer der Gaje-Beamten – allem Anschein nach der höchste im Rang in dem ganzen Haufen – machte eine hektische Handbewegung, und auf dem Schirm blitzte ein anderes Display auf. Und diesmal trat ich zur Seite, so dass ich einen Blick darauf werfen konnte. Es handelte sich um das Empfangsprotokoll für Königliche Besucher.
    »Du bist also noch immer König?«
    »Wann hätte ich dies gesagt?«
    Sie glotzten jetzt noch verwirrter als vorher drein.
    Doch ich war in diesem Moment nicht willens, mich auf Diskussionen darüber einzulassen, ob ich noch König sei oder nicht. Ganz besonders nicht in dem Verwahrtrakt und vor einem Haufen subalterner Angestellter der Einwanderungsbehörde. Sollten sie sich doch die Köpfe zerbrechen. Er

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