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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Wette war ziemlich knapp, Yakoub. Du bist nämlich damals am neunten Phosphoros abgehauen, weißt du.«
    »Tatsächlich?« Ich zuckte die Achseln. »Ihr beide habt also gewettet? Glaubte er wirklich, ich würde überhaupt nicht mehr zurückkommen?«
    »Nein, er sagte, zehn Jahre; ich, fünf. Da war überhaupt keiner, der meinte, dass du nie wieder zurückkommen würdest.«
    »Du selbst hast gesagt, ich komme nicht zurück. Damals auf Mulano, als du mir den ganzen Mist über den schmollenden Achilles in seinem Zelt verpasst hast. Du hast damals gesagt, es wäre die klügste Entscheidung, die ich treffen könnte, wenn ich auf Mulano bliebe.«
    »Na und? Hab ich halt gelogen«, sagte Polarca. »Manchmal brauchst du es, dass man dich ein bisschen an der Nase herumführt, Yakoub, zu deinem eigenen Besten.« Er griff in seine Bluse und zog ein Spiel Karten hervor. Summend und funkelnd lagen sie zwischen uns auf dem Tisch. »Ein kleines klabyasch? «, schlug er vor.
    »Um Geld?«
    »Na, was denn sonst? Denkste zur Übung? Fünf Tetradrachmen ein Punkt.«
    »Mach einen Cerce draus«, sagte ich. »Ich beabsichtige, dich ein bisschen zu erleichtern – von dem schweren Haufen, den du von Valerian gewonnen hast.«
    Er lächelte traurig. »Armer Yakoub. Du lernst wohl nie was, wie?« Er stellte die Karten auf Selbstmischen, und sie hüpften wie Frösche auf dem Tisch herum. Dann klatschte er in die Hände, und sie bauten sich vor mir zu einem sauberen Stapel auf.
    »Du gibst«, sagte Polarca.
    Er bekam ein irres Funkeln in die Augen und krümmte sich vorwärts. Polarca spielt Karten wie der Hunnenkönig Attila. Ich schaltete das Spiel auf manuell und gab, und er riss sie an sich, als wäre jede einzelne ein Pass fürs Himmelreich. Und das Spiel war natürlich eine vernichtende Niederlage für mich. Polarca ist zwar ein kleiner Mann, doch seine Hände sind riesig, und die Karten flogen von ihnen los wie wütende Moskitos. Er drosch sie mit grimmigem Eifer auf den Tisch und schrie dabei: »Shtoch! Yasch! Menel! Klabyasch!« Und ich war nackt, ehe ich es merkte. Er knöpfte mir ein Vermögen ab. Nun ja, es macht ihn glücklich, wenn er mich beim Spiel aufs Kreuz legen kann, und mich macht es glücklich, wenn ich Polarca glücklich machen kann.
    Als die Erregung des Spiels abgeklungen war, fragte ich: »Magst du mir jetzt berichten, wie es im Reich steht?«
    »Bah! Der übliche Gaje-Wahnsinn. Der Kaiser lässt und lässt nicht los. Dabei ist er nur noch ein Schatten. Die Hohen Lords führen sich auf wie Narren und Schurken. Man sieht direkt, wie sie andauernd umeinander herumschnüffeln und auf eine Chance warten loszuschlagen, und die Regierung geht dabei unterdessen zum Teufel. Das Imperium läuft auf Autopilot. Die Steuern sind niedrig. Die Korruption wuchert üppig. Ganze Sonnensysteme steigen aus den Kommunikations- und Verkehrsnetzen aus, und niemand scheint es zu merken. Wir leben jetzt in einer scheußlichen Zeit, Yakoub.«
    »Und Shandor?«, fragte ich mit stockendem Atem.
    Polarca blickte zu mir herauf. Seine flammenden rotumrandeten Augen schauten mich eine Weile lang fest an. Dann lachte er leise, schüttelte den Kopf und wischte mit einer Handbewegung meine Besorgnis fort, so wie man eine Fliege verscheucht. »Shandor!«, sagte er mit einem Glucksen, als amüsiere ihn allein schon der Name. Für ihn, schien er anzudeuten, sei Shandor kaum der Diskussion wert, er sei eine absurde bedeutungslose Nichtigkeit. »Er ist ein Nichts, Yakoub. Ein Nichts.« Polarca griff nach der Flasche. Wir hatten den Brandy ausgetrunken. Er klopfte mit der Hand zärtlich gegen den Bauch der Flasche. »Du, das Zeug da ist gar nicht mal so schlecht, weißt du?«
     
     
    6
     
    Im Verlauf der nächsten paar Tage fanden sich auch die übrigen bei mir ein. Meine teuren Getreuen, die mir in den Tagen meines Königtums Stab und Stütze gewesen waren. Einer nach dem anderen trafen sie mit den Sternenschiffen ein, die aus allen Teilen der Galaxis nach Xamur kamen. Mein Kabinett, der engere Kreis meiner Hofbeamten aus jenen Tagen, da ich noch einen Hof hatte. Außerdem stellten sich noch zwei weitere – unerwartete – Besucher ein.
    Jacinto und Ammagante flogen gemeinsam von Galgala herüber. Die zwei reisten stets zusammen, obschon es kaum zwei verschiedenere Typen Mensch geben mochte: Jacinto, klein und ausgetrocknet wie eine dunkle harte Nuss, die niemand mehr knacken kann; Ammagante, hochgewachsen, starkknochig, mit dem freundlichen offenen

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