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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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um eines, sich nicht erneut den Spaß einer Abdankung zu leisten.«
    »Meine Abdankung war eine sorgfältig ausgeklügelte Geste«, sagte ich. »Und ich werde sie kein zweites Mal verwenden müssen.« Ich schwieg und überdachte, was Julien mir berichtet hatte. Irgend etwas daran hatte einen leisen Missklang, doch in der Eile unseres Gesprächs war mir dies anfangs nicht aufgefallen. Jetzt jedoch fiel es mir wieder auf und beunruhigte mich. »Du, wart mal einen Augenblick«, sagte ich. »Du sagst mir, die Rettungsaktion war ein Reichsunternehmen, Julien. Gleichzeitig aber sagst du mir, Periandros hätte sie beschlossen, als der alte Kaiser noch lebte. Ferner, dass er seine eigene Truppe für diese Mission ausgeschickt hat. Das Ganze klingt doch aber wirklich mehr nach einem Privatunternehmen von Periandros als nach einer wie immer gearteten Regierungsaktion. Also, was war es denn nun wirklich? Er war also noch nicht Kaiser, als du hierherkamst, oder?«
    »Nein«, sagte Julien.
    »Wozu aber wollte er mich dann befreien? Damit ich aus purer Dankbarkeit seinen Anspruch auf den Thron unterstütze?«
    »Ach, Yakoub, Yakoub …«
    »Das ist es also, nicht wahr? Wenn ich nun aber gar nicht befreit werden wollte? Hat Polarca dir nicht berichtet, dass ich mich freiwillig in Shandors Gewalt begeben habe? Dass ich ureigene politische Ziele anstrebte, als ich mich von ihm einkerkern ließ? Und als du mich auf Mulano besuchen kamst, erklärte ich dir ganz eindeutig, dass ich nicht bereit sei, die Thronansprüche des Periandros in irgendeiner Form öffentlich zu unterstützen.«
    »Aber Lord Periandros ist inzwischen Kaiser, Yakoub.«
    »Also konnte der Fünfzehnte doch noch seinen Nachfolger benennen?«
    Julien schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Also wie konnte Periandros dann Kaiser werden? Was ist mit Sunteil passiert? Was mit Naria?«
    Julien wirkte verlegen. Er war natürlich ein viel zu gewiefter Diplomat, als dass er es sich hätte anmerken lassen wollen, wie er zappelte, aber innerlich wand er sich zweifellos recht heftig.
    »Als der Fünfzehnte starb«, sprach er mit seltsam abwesender Stimme, »hatte sich Lord Sunteil in das Haj Qaldun-System begeben, um dort gewisse Störfälle auf Fenix und – ich glaube – Shaitan zu untersuchen. Was den Lord Naria betrifft, so war er gleichfalls zu jener Zeit mit dringlichen Angelegenheiten auf seiner eigenen Geburtswelt, die, wie du weißt, Vietoris ist, befasst und abwesend.«
    Mir war mittlerweile ziemlich elend zumute. Mein guter alter Freund Julien, der sich vor langem an Periandros verkauft hatte, war gekommen, um auch mich zu kaufen zu versuchen. Das reine Quid pro quo, ein schmieriges Tauschgeschäft: Periandros befreit mich, ich schlage mich auf seine Seite bei dem Kaisergerangel, und er erkennt dafür mich als den unbestrittenen Zigeunerkönig an. Ein quid, zwei quos, und alle drei etwas schmutzig und wenig brauchbar.
    »Es war also ein Staatsstreich?«, fragte ich. »Die andern beiden weit weg, also hat sich Periandros ganz einfach auf den Thron gesetzt?«
    »Die Pairs des Imperiums bestätigten seine Wahl.«
    »Genau wie der Große Kris auf Galgala die Wahl Shandors zum König bestätigte?«
    »Yakoub, mon cher, mon ami, ich flehe …«
    »Nur weiter«, sagte ich, als er abbrach. »Du flehst – worum?«
    »Wir sprachen über all dies auf – wie hieß die Welt noch, dieser Eisplanet? – Mulano. Wenn sich im politischen Gefüge ein Vakuum einstellt, werden zerstörerische Kräfte freigesetzt. Dein Fernbleiben vom Thron der Roma, Shandors sichtbare widerrechtliche Usurpation, dann deine plötzliche Rückkehr, die Festsetzung im Kerker hier, das alles hatte bereits dazu geführt, dass sich ein Strang aus dem Gewebe des Imperiums löste und zu zerfasern begann. Und der bevorstehende Tod des Fünfzehnten drohte die Lage bis zur Katastrophe zu verschlimmern. Nach der Bewertung von Lord Periandros hätte dem Imperium tödliche Gefahr gedroht, wenn er nicht rasch und entschlossen handelte.«
    »Und Sunteil? Naria? Sie haben alle beide das rasche und entschlossene Handeln von Periandros friedlich hingenommen?«
    Einen Augenblick, nur einen ganz kurzen, wandte Julien den Blick ab und konnte mir nicht mehr in die Augen sehen. Dieses winzige Anzeichen von Schwäche verriet ihn auf höchst schmachvolle Weise.
    »Also, nicht so ganz «, sagte er.
    »Nicht so ganz?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, gar nicht.«
    »Keiner von den beiden?«
    »Keiner.«
    »Sie erheben also alle beide

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