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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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schwerer Schlag! Das ganze grandiose kataklysmatische galaktopolitische Drama war dermaßen rasch über die Bühne gelaufen. Und alles hinter meinem Rücken! Und ich durfte nicht einmal an Ort und Stelle sein, um die Helden zu bejubeln und die Bösewichter auszubuhen. Oder vielleicht auch umgekehrt, die Schurken zu preisen und die Helden auszupfeifen. Ich hatte die ganze schöne aufregende Schau verpasst. Ich fühlte mich übergangen.
    Aber natürlich ließ ich mich hier auf willkürliche, keineswegs die richtigen Schlussfolgerungen ein. Denn die Kämpfe um den Kaiserthron hatten keineswegs ein Ende gefunden. Sie begannen damals gerade erst. Allerdings – wie hätte ich das wissen können?
    Ich sprudelte über von Fragen. Wie war es Periandros gelungen, Sunteil beiseite zu schieben? Was war mit Naria? Wieso hatten Soldaten des Imperiums das Haus der Macht der Roma besetzt? Wo war Shandor? Wo war der Herzog de Gramont? Aber ich hätte ebenso gut meinen eigenen Ellbogen um Antwort bitten können wie diese leeräugige Akraki-Person. Die stand nur da und schaute mich mit einer derart völligen Gleichgültigkeit an, als wäre ich irgendein verstaubtes, mottenzerfressenes Relikt, das jemand vor fünfhundert Jahren in diesem Raum abgestellt und das man dann vergessen hatte, ein abgelegter Mantel, ein Haufen beiseitegeworfener Lumpen. Ihre Untergebenen durchsuchten währenddessen träge, aber gründlich meine paar erbärmlichen persönlichen Besitztümer; vielleicht suchten die gottweißwas für ein Versteck mit verborgenen Waffen oder das Manuskript irgendwelcher skandalträchtiger Erinnerungen. Mir erschien es wie eine Ewigkeit, bis der Gardist, der auf die Suche nach irgendeinem Rom gegangen war, der mich identifizieren könnte, wiederkehrte.
    Allerdings kam er nicht mit einem Gevatter zurück, sondern begleitete den Duc de Gramont herein.
    »Ah, mon ami!«, rief Julien laut. »Sacré bleu! Aaah, j'en suis fort content! Comment ça va?«
    Eine Begrüßung mit ungeheurer Leidenschaftlichkeit und feuriger Überzeugungskraft. Natürlich auch mit den Luftküssen auf beide Wangen, dem verblüfft-freudigen Betätscheln meiner Schultern – eben das gesamte Zeremoniell einer gallischen embrassade. Und dann wandte er sich abrupt den fünf Akraki-Gardisten zu, wedelte wild mit den Händen durch die Luft, als versuche er irgendwelches Ungeziefer zu verscheuchen.
    »Fort, fort, ihr da, hinweg! Entfernt euch! Husch! Vite! Vite! Crapauds! Ordures! Salauds! Ihr Kröten, Abschaum und Schweinehunde! Bon Dieu, quelle merde! Heiliger Himmel, was für eine Scheiße! – Hinaus! Hinaus! Hinaus!«
    Die Phalangaria stierte ihn ungläubig an.
    »Wir haben Befehl, diesen Mann unter Bewachung zu halten, bis …«
    »Ihr habt den Befehl, euch schleunigst von hier zu entfernen! Vite! Rasch! Misérable emmerdeuse! Entsetzliche, degoutante Nervensäge, ich pisse auf eure Befehle! Hinaus – und zwar – tout de suite! Sofort! «
    Ich dachte schon, er würde sie höchstpersönlich und mit körperlicher Gewalt aus meiner Zelle werfen. Doch wie es sich zeigte, war das gar nicht nötig. Er scheuchte sie ganz einfach mit einem Hagelsturm, mit einem Gewitter obszöner Flüche und Beleidigungen, die sich aus wüstestem Imperial und Französisch und sogar ein paar Brocken Romansch zusammensetzten, aus meinem Gemach. » Va te faire chier! Geh und wälz dich in Scheiße!«, schrie er. »Verpiss dich, du hässlicher kesser Vater! Kurav tu ando mul! «
    Die Akraki-Kommandeuse floh und nahm ihre verdutzten Leute mit. Und ich, ich brach auf meiner Pritsche zusammen. Ich glaubte schon, es werde hier und jetzt mein letztes Stündlein kommen, dass ich nämlich vor Lachen sterben müsste. Und es dauerte eine ganze Weile, bevor ich wieder Worte aus mir herausbrachte.
    »Weißt du denn wirklich, was das heißt?«, fragte ich Julien. »Kurav tu ando mul?«
    »Aber klar doch, ich weiß, was es bedeutet«, sagte Julien mit immenser Herablassung. »Es heißt – ich werde ihn dir – hmm – ins Maul stopfen. Das Blöde ist nur, dass sie wahrscheinlich nicht wissen wird, was ich ihr da angeboten habe.« Dann schob er die Zellentür zu, wobei er sorgsam darauf achtete, uns nicht einzuschließen, und kam zu mir herüber und setzte sich neben mich. » Ah, mon vieux, so vieles ist geschehen, so sehr vieles! Weißt du, dass ich seit vielen Wochen hier auf Galgala bin? In geheimer Funktion hier, direkt hier in diesem Hause?«
    »Die Speisen, die man mir brachte, trugen

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