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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Absicht, zahlreiche Veränderungen einzuführen, sobald das Imperium jenen glorreichen Zustand von Prosperität und Größe erreicht hat, den Uns die alte Zigeunerhexe prophezeite. Und dazu werden Wir Eure Mitwirkung benötigen, nicht wahr, Yakoub? Der Kaiser und der Zigeunerkönig, wie, einträchtig zum Wohle der Menschheit zusammenwirkend.«
    »Wie zu allen Zeiten, Eure Majestät«, erklärte ich zuvorkommend.
    »Fein. Also, Eure erste Aufgabe ist es, Uns Sunteil zu bringen. Alles übrige ist unwichtig, bis dies vollbracht ist. Also, Ihr könnt nun gehen. Geht, geht gleich!«
    Und mit großartiger – ja, wirklich kaiserlich-gebieterischer – Geste scheuchte er uns aus dem Thronsaal.
    »Ja, ist denn das zu fassen?«, schnaubte Polarca immer wieder, während wir uns vorsichtig durch die in Trümmern liegende Innenstadt einen Weg suchten. Sirenen heulten, sporadisches Gefechtsfeuer, das an unerwarteten Stellen ausbrach. »Der befiehlt dir, was du tun musst, und dann befiehlt er dir, dich zu entfernen. Mit einem kleinen Wackeln des kaiserlichen Fingers … Der behandelt einen König wie einen Stallburschen, dem man sagt, er kann jetzt gehen …«
    Überall gähnten Implosionskrater. Hin und wieder detonierte eine Abschirmbombe und überzog ganze Stadtviertel mit dunklen Wolken von kommunikationsdämpfender Soße. Oder eine hoch oben über uns erfolgende Explosion streute ganze Wolkenbrüche von schimmernden Goldlamettafäden über uns aus, es war beinahe so, als wäre das hier gar kein Krieg, sondern irgendeine grandiose fröhliche Feuerwerksveranstaltung.
    Ich sagte: »König oder Stallbursche – für mich gibt es da keinen großen Unterschied, Polarca.«
    »Aber er behandelt dich geringschätziger als einen Stallburschen! Du würdest doch nicht einmal zu einem Pferdeknecht in einem solchen Ton sprechen!«
    »Das ist wahr. Das würde ich nicht«, sagte ich. »Aber ich bin auch nicht Naria.«
    Die Metallfädchen waren gebündelte Picosensoren: Aufklärungsinstrumente, die bei ihrer Drift durch die Luft Daten in unendlicher Zahl in sich hineinfraßen. Sunteils Minispione? Oder die von Naria? Wer hätte das schon sagen können. Vielleicht hatten die Doppelgänger-Generäle des Doppelgängerkaisers Periandros ihren Abwurf veranlasst.
    Und immer noch flammten die Himmelsfahnen der drei Kaiser flackernd wie Nordlichter über uns. Und am Horizont stand gleichfalls immer noch der flirrende purpurne Lichterzinken, der scharfe Lichtspeer, der das Zeichen des Rom baro ist, und verkündete aller Welt, dass sich diese erhabene Persönlichkeit in eben dieser Stunde in der Hauptstadt der Welten aufhalte. Und das war genau das, was ich allmählich aus tiefstem Herzen gern geändert hätte, wäre es nur möglich gewesen.
    Polarca war noch immer wütend. Er konnte die Geschichte einfach nicht aus den Zähnen lassen.
    »Ja, bist du denn gar nicht verärgert darüber, dass man dich dermaßen scheußlich behandelt, Yakoub?«
    »Verärgert? Was bringt das schon, wenn man sich ärgert? Wird er dadurch höflicher und freundlicher? Nein, Naria handelt so, wie Naria handeln muss. Er kann eben nicht anders.«
    »Das Schwein. Dieser Mistkerl …«
    »Wenn ich mir erlauben würde, ärgerlich zu werden«, sagte ich, »könnte es mir passieren, dass ich vergesse, was für ein furchtbarer Gegner er ist.«
    »Hältst du ihn dafür?«
    »Wie kannst du daran zweifeln?«
    »Aber er ist doch bloß ein aufgeblasener Rotzjunge, dem die eigene Bedeutung in den Kopf gestiegen ist. Wie alt ist er denn schon? Fünfzig? Sechzig? Noch nicht einmal. Und da hockt er sich in diesen Glaskäfig und stellt sich zur Schau, wie wenn er das größte Wunder aller Galaxien wäre. Redet von sich selber im Plural und erteilt gnädig Königen seine Befehle. Lässt sich sogar herab, uns mitzuteilen, was für ein toller Bursche er ist. Und spielt mit dir herum und lässt dich wie einen Tanzbären am Nasenring tanzen. Ich bin ehrlich überrascht, Yakoub, dass du dir so was gefallen lässt.«
    »Er ist Kaiser«, sagte ich.
    »Was? Dieser Pickel? Diese Warze? Diese schillernde Null? Willst du das einen Kaiser nennen?«
    »Er hat den Palast besetzt und kontrolliert die Streitkräfte«, erinnerte ich. »Und er zaudert nicht lang herum, sondern sichert blitzschnell seine Macht ab. Periandros ist tot, und Sunteil, von dem alle annahmen, dass er sich den Thron pflücken würde wie eine reife Frucht, sobald der Fünfzehnte Kaiser seine sterbliche Hülle verlassen hatte, Sunteil

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