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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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kneift den Schwanz ein und verzieht sich in den Untergrund. Und Naria weiß, wie viele Doppelgänger von Periandros es gibt; er weiß, dass Sunteil mich heute in den frühen Morgenstunden inkognito besuchte. Ich fürchte, Polarca, dass wir mit ihm so umgehen müssen, als wäre er wahrhaftig der Kaiser.«
    »Ja, aber was hast du denn jetzt vor? Wirst du ihn offiziell anerkennen? Und was ist mit Sunteil?«
    »Ja, was ist mit Sunteil?«, fragte ich.
    »Nun, er tut wenigstens so, als möchte er uns als Gleichberechtigte behandeln. Naria behandelt uns, als wären wir Hunde.«
    »Ach, der bequeme Schein ist dir lieber?«
    »Wir leben allesamt vom schönen bequemen Schein«, sagte Polarca. »Und wir tun so, als glaubten wir, dass die Gaje uns achten und schätzen, wo wir doch genau wissen, dass sie nur Angst vor uns haben, weil sie uns brauchen, weil sie von uns abhängig sind. Trotzdem gibt einem ein geheuchelter Respekt ein angenehmeres Gefühl, als die beständige hautnahe Missachtung. Mir ist die Art von Sunteil lieber als die von Naria.«
    »Mir auch«, sagte ich. »Aber möglicherweise bleibt uns keine andere Wahl.«
    »Und du wirst Sunteil Naria ausliefern, wie er es verlangt?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, Polarca. Es ist nicht gerade eine Alternative, die mir besonders großes Vergnügen bereiten würde.«
    Unsere Wagenkolonne hielt. Wir waren vor dem Palast des Königs der Roma an der Plaza der Drei Nebulae angelangt. Urplötzlich überkam mich der tiefe Wunsch, allein zu sein. Eine kurze Sekunde lang wünschte ich mir fast, dass ich wieder auf meinem weißen, glitzernden Totenplaneten Mulano wäre, am Rand des Gombo-Gletschers säße und mit einem Vibrationsnetz auf die Jagd nach türkisblauen Würzfischen gehen könnte. Weit, weit von dem allen hier fort, unbelästigt von all diesen Leuten, diesen geschwätzigen Zungen, dem plärrenden Ehrgeizgehabe, fern von diesen mörderischen Arrangements und Mordplänen, weit, weit weg von dem Lärm, dem Blut, dem Irrsinn.
    Chorian kam mir zur Begrüßung entgegengelaufen. Er war ganz aufgeregt: vor einer halben Stunde sei auf dem Nebengrundstück neben unserem Palast eine Implosionsbombe krepiert. Er zeigte mir die Stellen in den Palastmauern: Da liefen vom Boden bis zur Decke breite hässliche Risse. Heiliger Himmel, dachte ich, diese Irren werden nicht zufrieden sein, ehe sie nicht ihre ganze groteske Hauptstadt in Schutt und Asche gelegt haben. Na gut, sollten sie doch. Na gut … Die Städte und Stätten der Menschheit sind ein vergängliches Ding. Mochten sie also zugrundegehen, auch hier, dachte ich. Sollten die Gaje in ihrem Irrsinn doch alle Welten zerstören und dem Erdboden gleichmachen. Und dann, dachte ich, werden wir uns aus ihrer Mitte heben und zur Sonne der Roma und auf unseren Planeten zurückkehren, um dort in Frieden zu leben. Das heißt, sobald der Ruf an uns ergangen war.
    Sobald der Ruf ergangen war, ja.
    Chorian gab sich große Mühe, mich zu überreden. Seiner Überzeugung nach müsse ich die Capitale sofort verlassen, solange noch Sternenschiffe flögen. Ich sollte mich nach Galgala absetzen, wo ich in relativer Sicherheit den Ausgang des Bürgerkriegs im Imperium abwarten könnte.
    »Junge, Sicherheit gibt es nirgends«, sagte ich zu ihm. »Nein. Ich bleibe hier.«
    Und dann drängten sie sich alle an mich heran und bedrängten mich, und sprudelten die widersprüchlichsten Ratschläge auf mich los, so dass ich sie schließlich alle wegschickte und mich in meine Privatgemächer begab, meine einzige Zuflucht in diesem Durcheinander. Ich musste unbedingt ausruhen, nachdenken, die Alternativen abwägen.
    Aber nicht einmal dort ließ man mich in Ruhe und allein.
    Kaum hatte ich es mir bequem gemacht, da quoll doch die altvertraute Gestalt des Valerian-Gespensts durch die Wand zu mir herein … Er hatte irgendeinen grandiosen roten Pelzfummel mit Hermelinbesatz an, und er knisterte und knatterte in einer derartigen elektrischen Spannung, dass er damit einen halben Planeten hätte erhellen können. In seiner üblichen Valerian-Manier zockelte er unstet in halber Höhe durch die Luft und schwankte mal nach dieser, mal nach jener Seite fransig her und hin.
    Ich war nicht erfreut, ihn zu sehen. »Du? Hier?« Eine bessere Begrüßung brachte ich nicht zustande.
    »Ich musste kommen. Auch wenn du mich nicht hier haben willst. Yakoub, du musst sofort von hier verschwinden! Du bist auf diesem Planeten nicht mehr sicher.«
    »Und ausgerechnet du

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