Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
sich hier auf, hier in der Hauptstadt. Und ich dachte mir, vielleicht wisst Ihr zufällig, wo er sich verbirgt.«
    »Eure Majestät, ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Ihr habt nicht einmal ein, zwei unbegründete Hinweise? «
    »Es ist mir zu Ohren gekommen, dass er sich irgendwo im Südteil der City aufhalten soll. Aber mehr könnte ich euch wirklich nicht sagen.«
    Er hatte einen Ausdruck im Gesicht, wie ihn vielleicht eine Bombe haben könnte, die sich nicht im Klaren ist, ob sie zünden soll, oder nicht.
    »Oder sagen wir doch besser: Mehr beabsichtige ich nicht zu sagen?«
    »Wenn der Kaiser glaubt, ich verheimlichte etwas …«
    »Ihr hattet also nicht die geringsten Kontakte bisher zu Sunteil?«
    Dies weitete sich zu einem Verhör aus, und es geriet auf ein neues, recht gefährliches Gleis. Also sagte ich vorsichtig: »Ich habe keine Ahnung, wo Sunteil sein könnte.«
    Und das war sogar die Wahrheit. Allerdings war es auch nicht die Antwort auf die Frage, die Naria mir gestellt hatte.
    Er überging meine kleine Ausflucht kommentarlos. Und indem er sich wieder seiner erhabenen Gottesgnadenstimme bediente, sprach er: »Wenn Sunteil wieder zu Euch kommt, Yakoub, dann werdet Ihr ihn ergreifen und ihn an Uns ausliefern. Haben wir uns da verstanden?« Es war verblüffend. Er hatte mich glatt überrollt wie eine Lawine. »Wir stehen in einem Krieg, und wir können und dürfen uns keinerlei höfliche Rücksichten leisten. Euch wird eine zweite Chance gegeben, ihn zu verhaften. Und diesmal werdet Ihr sie wahrnehmen, diese Chance.« Wenn er wieder zu Euch kommt? Was und wie viel wusste Naria? Ich hörte, wie Polarca bestürzt die Luft durch die Zähne zog. Und ich sah, dass das Lächeln aus Bibi Savinas Gesicht verschwand. Ergreift ihn und liefert ihn uns aus? Und ich hatte mir erwartet, dass Naria um ein Bündnis mit mir betteln werde. Nicht, dass er mir Befehle erteilte.
    Ich stierte vor mich hin und war sekundenlang unfähig, etwas zu sagen. Mir fehlten einfach die Worte – mir!
    Naria sprach ganz gelassen weiter: »Sunteil hat seine Hand wider seinen Kaiser erhoben, und das bedeutet, gegen jeden einzelnen Bürger des Imperiums. Er ist der Erzfeind, der Feind aller, der Feind schlechthin. Er ist genauso der Feind von euch Roma, wie er der Feind ist von … von … wie nennt ihr uns?«
    »Gaje, Eure Majestät.«
    »Ach ja, Gaje.«
    Ich sagte: »Und wieso glauben Majestät, dass ich mit einem erneuten Besuch des Lord Sunteil rechnen kann?«
    »Weil Ihr das so arrangieren werdet.«
    So einfach war das also. Ich würde das arrangieren.
    Yakoubs Antwort besteht darin, dass er das Kinn hängen lässt und töricht den Mund aufreißt. (Selbstverständlich nur bildlich gesprochen!) Äußerlich bin ich absolut ruhig. O ja, bin ich. Ganz ruhig, und nehme das alles ziemlich glatt hin. Der darf nicht merken, wie durcheinander ich bin. Du bist wirklich erstaunlich, Naria …
    »Aha. Weil ich das so arrangieren werde.«
    Ich sagte es sehr leichthin. Wiederholte einfach nur, was ja jedem Schwachsinnigen klar sein musste: Du wirst dir meinen Rivalen anlocken, bis du ihn packen kannst, Yakoub, und dann nagelst du ihn für mich fest. Aber gewiss doch, Majestät … Selbstverständlich, Euer Majestät …
    Er, Naria, sagte: »Man wird ein Treffen an einem sorgfältig ausgesuchten neutralen Ort vereinbaren. Die Einladung dazu ergeht von Euch. An irgendeinem anderen Ort dieses Planeten hier, oder vielleicht überhaupt auf einer ganz anderen Welt. Und dort wollt ihr beide dann die Möglichkeiten einer Allianz zwischen dem Roma-Königreich und einem Imperium unter Sunteils Führung diskutieren. Und, wie Ihr das so gut könnt, werdet Ihr ihn bezaubern. Ihr werdet seinen Argwohn, seine Vorsicht einlullen, und dann werdet Ihr ihn für uns ergreifen und ihn uns überantworten.«
    Fast hätte ich ihm applaudiert. Bravo, Naria!
    Der Mensch sprach zu mir, zu dem König der Roma, als wäre ich nichts weiter als ein Unter-Phalangarius seiner Truppe. Dazu gehörte nun wirklich Mut. Frechheit. Und genuine Dummheit.
    »Und was ist mit Periandros?«, fragte Polarca plötzlich mit einem boshaften Funkeln in den Augen. »Sollen wir den ebenfalls für Eure Majestät einfangen?«
    Naria blieb in seinem Glaskubus so bewegungslos wie bisher die ganze Zeit über, nur seine Augen wandten sich Polarca zu, aber sie blickten nicht im geringsten amüsiert. Mir kam es vor, als wehte auf einmal ein eisiger Wind durch den Ratssaal.
    »Periandros?«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher