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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ganzes Jahr, ehe ich sie wiedersah. Und da begann ich zu verstehen, wie Syluise wirklich war. Nur war es da bereits zu spät.
     
     
    9
     
    Da der Planet Mulano nicht zur Reichsföderation gehört, gibt es hier keinen regulären interstellaren Linienverkehr. Die einzige Möglichkeit, ein- oder auszufliegen, besteht darin, einen Sammler zu erwischen, was ungefähr so ist, als wolltest du dich ins Meer stürzen, mit einer Öse am Hals, und dann beten und hoffen, dass irgendein Riesenvogel angeflogen kommt, dich erwischt und dich genau dahin bringt, wo du hinwillst. Chorian hatte mir Damianos Botschaft überbracht, hatte meine Antwort erhalten und war nun zum Aufbruch bereit, aber er brauchte nahezu eine Woche, um seine Mitfluggeschichte zu arrangieren und endlich abzureisen. Also war er die ganze Zeit über weiter mein Gast. Es war nicht so, dass mich das verärgert oder mich missgünstig gemacht hätte. Zwar war mir inzwischen meine Einsamkeit sehr lieb und kostbar geworden, und ich wünschte sie mir, so rasch wie möglich, wieder zurück; aber – ein Gast ist ein Gast. Kann ja sein, dass die Gaje es fertigbringen, einem der ihren die Tür zu weisen, aber einer von uns Roma tut so etwas nicht.
    Außerdem, es war wirklich gar nicht so unangenehm, den Jungen um mich zu haben. Abgesehen davon, dass der Kleine seine Verehrungsmasche mehr als nur ein bisschen übertrieb – aber dafür konnte er eigentlich nichts; ich war immerhin fünfmal älter als er, und ein König noch dazu, also, jedenfalls doch ein Ex-König, und außerdem eine Art Legende auf fünfzig bis sechzig Welten … nein, der Kleine war schon ein recht angenehmer Hausgast und Gefährte. Und er war keineswegs dermaßen naiv und arglos, wie dies der erste Augenschein nahelegte; was ich für Naivität gehalten hatte, war überwiegend nur sein ganz persönlicher Stil, seine Art von großäugiger kindhafter Unschuld, und die war womöglich nichts weiter als das Kunstprodukt seiner jungen Jahre. Außerdem wäre es nicht gerecht gewesen, ihm seine Jugend als einen Fehler anzulasten. Denn daran war er nun wirklich nicht schuld, und überdies, das würde sich schnell genug verlieren. Und in seinem Herzen, das stark und gut und wahrhaftig romansch schlug, wohnten Freude und Glückseligkeit. Außerdem war er natürlich bestens über den ganzen Hofklatsch informiert. Es überraschte mich, wie sehr ich danach gierte, den allerneuesten Tratsch über sämtliche lächerlichen und trivialen Intrigen aus der Welt der innersten Führungskreise der Hauptstadt zu hören; und Chorian wusste anscheinend höchst genau über alles Bescheid: er kannte die Namen der gerade in Gunst stehenden Mätressen des alten Kaisers, er wusste ebenso, wie hoch in der Gunst des Herrschers die Fürsten Sunteil, Naria und Periandros jeweils gerade standen, und er konnte unter anderem köstliche Einzelheiten über die jüngsten außerkirchlichen Eskapaden des Archimandriten Germanos berichten.
    Ich fragte ihn, wie es überhaupt dazu gekommen sei, dass er in den Reichsdienst ging.
    »Ich wurde dorthin verkauft«, sagte er. »In den Jahren der großen Dürre auf Fenix brach unsere kumpania auseinander, und sie boten mich auf dem Sklavenmarkt an. Ich war damals sieben. Der Phalanxführer Lord Sunteils, Dilvimon, sah mich dort und kaufte mich für fünfzig Cerces. Bis ich siebzehn wurde, war ich Sunteils Sklave, und als er mir meinen Freibrief gab, bot er mir an, im Zivildienst weiterzuarbeiten, und so blieb ich. Er vertraut mir, und er behandelt mich gut. Und ich glaube, es ist für unser Volk nützlich, dass ein Rom sozusagen gleich rechts hinter dem Lord Sunteil steht.«
    Er klang ganz ohne Bitterkeit, als er über seinen Verkauf in die Sklaverei sprach. Und das war auch ganz angemessen; es ist keine Schande, in die Sklaverei verkauft zu werden, jedenfalls keine große, und – wie es mein verehrter väterlicher Freund und Mentor, Loiza la Vakako, ausdrückte, als ich selber zum zweiten Mal als Sklave verkauft werden sollte: Das kann für einen jungen Rom eine höchst nützliche Bildungserfahrung sein. Schwimmen lernt man schließlich nur richtig im Wasser. Aber ich weiß natürlich, dass es Leute gibt, die über diese Einrichtung meine hohe Meinung nicht völlig teilen würden.
    Ich sagte: »Also bist du außen ein Reichling, aber in deinem Herzen noch immer ein Rom?«
    Chorian grinste breit. »Na, was denn sonst? Ein echter Rom, dem Blut nach und bis in die Knochen. Das einzige, was der hohe Herr

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