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Zikadenkönigin

Zikadenkönigin

Titel: Zikadenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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ausgebildeter Ingenieur bin.«
    Sein Großvater starrte den leeren Bildschirm an. Er wirkte plötzlich sehr schwach. Er sprach wieder Chinesisch. »Ist das ein Trick? So redet der Sohn meines Jungen nicht. Was ist das für ein Heulen?«
    Der Film unten erreichte seinen Höhepunkt. Ein böses Knirschen und wilde Schreie. Turner platzte der Kragen. »Wie gefällt dir der Krach, alter Mann? Erinnert er dich an die Bandenkriege der Triade?«
    Sein Großvater erbleichte. »Das war's, Junge. Für dich ist es gelaufen.«
    »Schön«, sagte Turner mit rasendem Herz. »Vielleicht können wir dann endlich einmal offen reden.«
    »Deine Windeln wurden mit meinem Geld bezahlt, Junge.«
    »Fang-pa«, sagte Turner. »Hundekacke. Du hast uns mit deinem Geld das Leben zur Hölle gemacht. Du hast meinen Vater zu einem Alkoholiker und meinen Bruder zu einem Arschlecker gemacht. Das ist Blutgeld von Fixern, und ich will nichts davon haben, selbst wenn du mich bittest, es zu nehmen!«
    »Du schwingst große Reden, Junge, aber du zeigst nicht dein Gesicht«, sagte der alte Mann. Er hob eine verschrumpelte Faust. An seinem bandagierten Unterarm hingen Schläuche. »Wenn du hier wärst, würde ich dir eine Abreibung verpassen.«
    Turner lachte albern. Er fühlte sich wie ein Held. »Du alter Gauner! Mach nur, gib den Kindern meines Onkels das Geld. Sie werden jeden Tag auf deinen Altar pinkeln, du dummer alter Narr.«
    »Sie sind gute Kinder, nicht so wie du.«
    »Sie hassen dich, alter Mann. Komm zu dir!«
    »Ja, sie hassen mich«, gab der alte Mann düster zu. Die Wahrheit schien ihn mit einer grimmigen Befriedigung zu erfüllen. Er schmiegte den Kopf ins Kissen, bis er dalag wie eine Schildkröte im Panzer. »Sie wollen immer nur Geld, immer mehr, immer mehr. Du willst es auch, Junge, lüg mich nicht an.«
    »Ich brauch's nicht«, sagte Turner überheblich. »Die Leute hier benutzen kein Geld.«
    »Barbaren«, sagte sein Großvater. »Aber du brauchst es, wenn du heimkommst.«
    »Ich bleibe hier«, sagte Turner. »Es gefällt mir hier. Ich bin hier frei, verstehst du? Frei vom Geld und frei von der Familie und frei von dir.«
    »Böser Junge«, sagte sein Großvater. »Ich war früher genau wie du. Ich hab böse Sachen gemacht, um frei zu sein.« Er richtete sich mit einem wilden Funkeln in den Augen im Bett auf. »Aber ich habe wenigstens meiner Familie geholfen.«
    »Ich könnte nie so sein wie du«, sagte Turner.
    »Du wirst schon sehen, wie sie dir mit ausgestreckten Händen nachlaufen«, sagte sein Großvater und streckte eine faltige Hand aus. »Du bist nirgends auf der Welt vor ihnen sicher.«
    »Was meinst du damit?«
    Sein Großvater kicherte in gräßlicher Befriedigung. »Ich hinterlasse dir das ganze Geld, Mr. Große Freiheit. Du wirst schon sehen, wie es ist, in meinen Schuhen zu stecken.«
    »Ich will's nicht«, rief Turner. »Ich geb alles an die Wohlfahrt!«
    »Nein, das wirst du nicht«, sagte sein Großvater. »Du wirst dich an deine Pflicht der Familie gegenüber erinnern, wie ich es auch mußte. Von jetzt an bist du für sie verantwortlich, Mr. Streuner, Mr. Supermann und Superklug.«
    »Nein!« rief Turner. »Das kannst du nicht machen!«
    »Jetzt kann ich in Frieden sterben«, sagte sein Großvater und schloß die Augen. Er sank ins Kissen zurück und grinste schwach. »Ich würde gern ihre Gesichter sehen.«
    »Das kannst du nicht mit mir machen!« brüllte Turner. »Ich gehe nicht zurück, verstehst du? Ich bleibe …«
    Die Verbindung wurde unterbrochen.
     
    Turner schaltete sein Telefon aus und verstaute es.
    Er mußte mit Brooke reden. Brooke würde wissen, was zu tun war. Irgendwie würde Turner die beiden alten Männer gegeneinander ausspielen.
    Turners Entsetzen über diese Wendung hielt sich, aber hinter der Verwirrung empfand er eine wachsende Zuversicht. Endlich hatte er sich seinem Großvater gestellt. Danach war Brooke kein Problem mehr. Brooke würde ein Schlupfloch in der bruneiischen Regierung finden, das ihn vor dem Vermächtnis des alten Mannes bewahrte. Turner würde gut aufgehoben in Brunei bleiben. Es war der ideale Ort, um den Banken des Weltnetzes zu entgehen.
    Aber Brooke war noch mit seinem Boot auf dem Fluß.
    Turner beschloß, Brooke sofort bei dessen Rückkehr in den Hafen aufzusuchen. Er konnte es kaum erwarten, Brooke von seiner Entscheidung zu erzählen, für immer in Brunei zu bleiben. Er hatte sein Leben aus dem Programm befreit; jetzt war alles anders. Er sah jetzt alles aus einem

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