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Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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müssen sich doch hin und wieder über den Weg laufen?«
    Winter zuckte mit den Schultern. Es war das zweite Mal an diesem Abend. Das gefiel ihm nicht. Er würde es sich abgewöhnen. »Wie ist das denn bei dir?«, fragte er. »Und bei mir? Ich pfeif ehrlich gesagt auf die Leute in Guldheden. Ich würde nicht einmal ein Drittel von ihnen erkennen.«
    »Dabei bist du doch Experte«, sagte Halders.
    Er bog in den Halbkreis um den Hauptbahnhof ein. Die Schlange am Taxistand vor dem Haupteingang war lang. Winter fielen Atemwolken in der Luft auf. So kalt war es geworden. Mist. Bald würde der November kommen und dann Dezember, Januar, Februar, März, der halbe April. Das war der weiße Winter. Dann würde der grüne Winter übernehmen. Sein Vater hatte oft davon gesprochen, diesen Teil der Welt für immer zu verlassen, und dann hatte er es getan, erst kürzlich. Er hatte sein Geld mitgenommen und vergessen, Steuern dafür zu bezahlen. Winter verstand, dass sein Vater in einem sonnigeren Land leben wollte, für alles andere hatte er kein Verständnis. Sie sprachen nicht mehr miteinander. Vielleicht würden sie es irgendwann wieder tun, viel später, doch Winter war sich nicht sicher. Als Erstes würde er eine Erklärung verlangen. Aber das würde nicht reichen.
    »Metzer war keine große Hilfe«, berichtete Halders. »Er hat sich Sorgen gemacht, weil es sich schlimm anhörte, hat er gesagt. Und das war alles.«
    »Kannte er die Leute denn?«
    »Nein.«
    »Hier kennt offenbar keiner den anderen.«
    »So ist es«, sagte Halders.
    »Was machen wir also jetzt?«, fragte Winter.
    »Darauf warten, dass Martinssons sich melden«, schlug Halders vor, »oder gefunden werden, vielleicht nur einer von ihnen.«
    Winter schwieg. Sie hielten bei Rot vor dem Gebäude der Göteborgs-Posten. Vielleicht würde er morgen in der Zeitung lesen können, was in Hisingen passiert war.
    »Wir werden ja sehen, was die Jungs von der Spurensicherung finden«, fuhr Halders fort.
    »Einer der Jungs war ein Mädchen«, sagte Winter.
    »Na ja, sagt man doch so. Wenn die Tussi gut genug ist, gibt sie ’nen prima Kerl ab.«
    Er parkte vor dem Polizeipräsidium. Sie würden hineingehen, ihren Bericht schreiben, und dann war der Tag vorbei.
    »Kommst du nachher mit auf ein Bier?«, fragte Halders.
    »Heute Abend nicht.«
    »Eine Dame?«
    »Ja.«
    »Nimm dich bloß in Acht.«
    »Wovor?«
    »Dass du nicht hängen bleibst. Das geht schneller, als du denkst.«
    »Keine Gefahr«, sagte Winter.
    »Ist sie hübsch?«
    »Das sollte dir doch egal sein, Fredrik.«
    »Ich bin nur neugierig. Wie heißt sie?«
    »Hasse.«
    »Hasse? Willst du mich verarschen?«
    »Sie ist eine von den Jungs.«
    »Haha, nun komm schon, Erik. Wie heißt sie.«
    »Auch das sollte dir egal sein.«
    Angela trat einen Schritt vom Fußgängerüberweg zurück, vielleicht in letzter Sekunde. »Hast du das gesehen?!«
    Winter antwortete nicht. Er versuchte das Nummernschild zu lesen, aber es war zu schmutzig. Es war ein Volvo S 40, ein älteres Modell. Den Fahrer hatte er nicht erkennen können, als das Auto mit fünfundsechzig, siebzig vorbeischoss.
    »Er ist bei Rot gefahren!«, empörte sich Angela.
    Der S 40 bog rechts ab und fuhr gegen die Einbahnstraße weiter, vielleicht auf dem Weg zum Polizeirevier Lorensberg. Winter holte sein Handy hervor, rief sofort an, erklärte rasch.
    »Ja. Ja. Vielleicht ist er gerade auf dem Weg zu dir.«
    Er wartete mit dem Handy am Ohr. Sie standen immer noch am Fußgängerüberweg. Angela hatte zwei Schritte rückwärts gemacht.
    »Ja? Okay. Ach? Aha, da kann man mal sehen. Danke.« Er steckte das Handy in die Tasche. »Sie haben ihn.«
    »Geschieht ihm recht.«
    »Ein Dieb.«
    »Wirklich?«
    »Ein alter Bekannter«, sagte Winter.
    »Und das haben sie so schnell erkannt?«
    »Wir leben in schnellen Zeiten.« Die Ampel sprang auf Grün um. Die Autos hielten, wie es sich gehörte. »Wollen wir uns jetzt rüberwagen?«
    Sie gingen durch den Park zum Salutorget.
    »Ist das Leben nicht immer schnell gewesen?«, fragte Angela nach einer Weile.
    »Was meinst du?«
    »Hast du nicht immer das Gefühl gehabt, es ginge dir zu schnell? Im Leben?«
    »Was ist das für eine Frage?«
    »Kannst du sie nicht beantworten?«
    »Ja … doch, kann ich schon.« Er verlangsamte den Schritt.
    »So ein Gefühl hab ich wohl schon mal gehabt.«
    »Bei uns, zum Beispiel?«
    »Nein, nein, nein.«
    »Wir waren ja auch erst fünf Jahre zusammen, bevor wir zusammengezogen sind«, sagte sie,

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