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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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Eher mittelböse. Mittelböse mit einem leichten Lächeln. Bier auf leeren Magen ist bei mir offensichtlich aggressionshemmend.
    »Pass auf. Ich bin ja jetzt schon ein paar Tage hier …« Das finde ich eine erstaunlich vage Zeitangabe, zumindest für einen Schweizer, und ich verbessere ihn:
    »Seit zehn Wochen, genauer gesagt.«
    »… Und ich habe nachgedacht. Ich habe vielleicht mit dem Hausverbot eher überreagiert.«
    Ist das eine Entschuldigung? Die werde ich mal nicht so einfach annehmen.
    »Lass gut sein. Ich will sowieso nicht mehr ins Hotel. Ich komm schon klar.«
    »Gut. Ich kann das gut verstehen, dass du auch wütend bist. Aber ich bin eigentlich wegen etwas anderem hier.«
    Was kommt jetzt? Ich überlege kurz, ob ich Michi-Mike absagen kann, weil ich doch noch auf den See raus muss. Oder ob ich David die Fischbestellung, die er jetzt gleich aufgeben wird, einfach mal abschlage, aus Prinzip. Wegen Ätschibätsch.
    »Ich, also, einmal kenne ich einen guten Anwalt. Medienrecht.«
    Er fährt sich durch die dunkelbraunen Haare, obwohl sie perfekt geschnitten sind, ziemlich kurz an den Seiten und ein bisschen länger oben, und mir fallen wieder seine großen Hände auf. Möchte man nicht meinen, wo doch der ganze Kerl so überschlank ist, große quadratische Handteller und lange Finger mit ultrakurzen Nägeln. Ob der auch solche Bilderbuchfüße hat? Ich muss an Michi-Mikes Monsterzehen denken und was ich sage, wenn der jetzt plötzlich in der Tür steht.
    »Anwalt? Schön für dich. Willst du mich jetzt auch noch verklagen oder was?«
    »Unsinn. Ich meine wegen des Beitrags. Da hat dir einer ganz offensichtlich das Wort im Mund umgedreht, und dagegen kann man was machen.«
    »Oh. Wirklich? Ich meine, du denkst, dass ich das nicht so gesagt habe?«
    »Na klar. Die O-Töne waren doch immer mit Bildern untergelegt, alter Trick, um Sätze zusammenzuflicken, das war jetzt nicht so schwer zu erkennen. Und außerdem: Warum solltest du so etwas sagen? Du erscheinst mir zwar durchaus etwas reserviert allem Neuen gegenüber, aber warum solltest du dir so bewusst das Geschäft kaputtmachen?«
    Reserviert allem Neuen gegenüber? Ich fühle mich ertappt und widme mich wieder der letzten Ecke des Etiketts, weil sich das »Bräu« partout nicht von der Flasche lösen will.
    »Oh. Okay. Danke.«
    »Also, ich wollte Dir nur sagen: Ich glaube, da kann man was machen. Gegendarstellung, Schadensersatz, oder so. Da hatte jemand offensichtlich eine Rechnung mit dir offen.«
    Ich kratze. Gleich ist es ab.
    »Ja, der Hubsi. Ich dachte auch, wer an Wochenenden als Elvis auftritt, der muss irgendwie lockerer sein, aber …«
    »Der Elvis?«
    Wieder leichtes Gefunkel.
    »Der Zipfelklatscher, den du bei diesem Kostümfest abgeschleppt hast?«
    Ich bin platt.
    »Was hast du gerade gesagt? Zipfelklatscher? Woher weißt du denn solche Ausdrücke?«
    »Nun, ich bin eben sprachbegabt als Schweizer. Und außerdem habe ich mich schon öfters mit der netten Frau Schöngruber unterhalten, da lernt man so was. Darf ich?«, antwortet David formvollendet und nimmt mir auch die nächste Flasche aus der Hand. Er sieht meinen erschrockenen Blick.
    »Die Frau Schöngruber und ich haben uns nur ganz allgemein unterhalten. Von deinen heimlichen Kostümpartys weiß sie nichts.«
    »Das war kein Kostümfest, das war eine Hochzeit, und nur ich war verkleidet«, erwidere ich ziemlich bockig.
    »Na ja, der Elvis schon auch. Toupet und alles. Hätte ich dir gleich sagen können, dass man einen so narzisstischen Charakter nicht kränken darf.«
    Psychologiestunden hat er auf seiner Academy also auch noch gehabt.
    »Narzisstisch, aha. Und woher weißt du, dass ich das war?«
    »Ja, du hattest diesen Flohmarktanzug an, und ziemlich edle Schuhe, Haute Couture, und diese komische alte Perücke.«
    »Vom König Ludwig!«, ergänze ich und schiebe meinen Hintern auf den Schlachttisch, um es bequemer zu haben. Eigentlich ist es ganz angenehm, sich mit dem Herrn Geschäftsführer zu unterhalten, wenn man dem nichts mehr beweisen muss. »Und du hast mich trotzdem erkannt? Es war doch zappenduster an der Bar!«
    David setzt sich mit einem leichten Sprung neben mich, und legt seine große Hand auf meinen Oberschenkel. Er grinst.
    »Der Winnetou ist schuld.«
    Ich kapiere erst mal gar nichts. »Winnetou?«
    »Der Winnetou Spritz!«
    »Wieso, den hast du mir doch angedreht?«
    »Nein, Madame. Ich habe Ihnen einen Ve-ne-to Sprizz angeboten, Weißwein, Wasser, Aperol.

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