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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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zusammen?«
    Florian
fragte sich, ob der Mann einen siebten Sinn hatte, und vage bewegte er ein wenig
den Kopf.
    »Sie können
mit mir zusammen im Dienstwagen in das Café fahren«, sagte Rössner und machte eine
einladende Geste hin zu einem nicht mehr ganz taufrischen Ford, der am Straßenrand
stand.
    »Danke,
ich verzichte auf den Leichenschmaus«, erwiderte Florian und bemühte sich um ein
Lächeln. Um nicht allzu unhöflich zu erscheinen, fragte er: »Sie müssen aus beruflichem
Interesse dorthin?«
    »Nein, ich
bin ausschließlich als Autogrammjäger dort.« Marko Rössner lächelte. »Ihre Mutter
kommt doch auch, oder?«
    Beinahe
hätte er geantwortet: Sie weiß, was sich gehört, aber er konnte sich gerade
noch bremsen.
    Rössner
wurde wieder ernst. »Kommen Sie doch morgen um 10 Uhr zu einer Tasse Kaffee zu mir
ins Büro. Dann können Sie mir ein bisschen was von der Toten erzählen.«
    »Da gibt
es doch sicher genug andere, die Ihnen Auskunft geben können«, erwiderte Florian.
    »Die fragen
wir natürlich auch.«
    »Ich hatte
seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihr. Ich glaube, ich kann keinen großen Beitrag
leisten …«
    »Ach, wissen
Sie, ich versuche, mir ein Bild von der Toten zu machen«, nahm Rössner ihm den Wind
aus den Segeln. »Je mehr ich über sie erfahre, mit umso mehr Menschen ich über sie
spreche, desto eher finde ich eine Spur, die mich zu ihrem Mörder führt. Außerdem
wird mir nicht jeder die Wahrheit sagen, viele werden etwas verschweigen, und so
ist jedes Gespräch wie ein Puzzleteilchen, sei es auch noch so klein.« Er schwieg
einen Moment. »Also, morgen 10 Uhr?«
    »Morgen
ist Samstag«, sagte Florian. Er beabsichtigte, Zicke zu suchen, alle Straßen um
den Chlodwigplatz herum noch einmal zu Fuß abzuklappern, auch wenn die Suche nach
seiner Katze aller Wahrscheinlichkeit nach ergebnislos verlaufen würde. Anschließend
hatte er vor, einkaufen zu gehen, denn er wollte für sich und Jana am Abend etwas
kochen. Seewolf in Salzkruste, dazu Sommergemüse, und als Dessert dachte er an eine
Beeren-Charlotte. Doch er ahnte bereits, dass Rössner nicht locker lassen würde.
    »An einem
Samstag stehen Sie nicht so unter Jobstress, das passt doch ganz hervorragend.«
Rössner verzog keine Miene.
    Wenn der
Kriminalhauptkommissar sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, würde er es auch erreichen.
Florian kannte es aus eigener Erfahrung, doch vielleicht war es gar nicht so schlecht,
mit ihm zu reden. Vielleicht würde er auf diese Weise etwas mehr über Sabrinas Tod
erfahren. »Okay«, erwiderte er. »Aber vor 11 Uhr geht gar nichts.«

Sonnabend, 09. Juli
     
    Nachdem er und Jana von sieben Uhr
bis neun Uhr früh die angrenzenden Straßen und Hinterhöfe rund um die Kurfürstenstraße
nach Zicke abgesucht hatten; nachdem sie unter beinahe jedes Auto geschaut hatten,
nach ihr gerufen und sie ins Blaue hinein mit Leckerchen gelockt hatten, hatten
sie die Suche frustriert abgebrochen. Zicke war und blieb verschwunden, und irgendwann
hatte Jana gesagt: »Ich fürchte, du musst dich damit abfinden, sie nie wieder zu
sehen.« Florian hatte nichts erwidert. Er hatte nur mit den Schultern gezuckt und
gespürt, dass ihre Worte ihm einen schmerzhaften Stich versetzten. Nie hätte er
gedacht, dass ihm ein Tier so sehr ans Herz wachsen könnte. Er hatte noch rasch
einen Latte Macchiato getrunken und dann hatte er sich auf den Weg nach Deutz ins
Polizeipräsidium zu Kriminalhauptkommissar Rössner gemacht.
    Die Grünpflanze
auf der Fensterbank in Marko Rössners Büro schien sich seit Florians letztem Besuch
vor zwei Jahren explosionsartig vermehrt zu haben. Neben dem großen Topf, in dem
die Mutterpflanze wuchs, standen unterschiedlich große und kleine Töpfe, und selbst
die dreistöckige Blumenbank, die Florian heute zum ersten Mal sah, war mit Töpfen,
aus denen die Abkömmlinge der Mutterpflanze ihre Blätter der Sonne entgegen reckten,
überladen.
    Über Geschmack
lässt sich streiten, dachte er und war froh, dass Jana keinen grünen Daumen hatte.
Zum ersten Mal, seit er ihn kannte, fühlte er Mitleid mit Rössner. Die Dekore der
Töpfe waren skurril. Einer war mit einem rauchenden Colt bemalt, ein weiterer sah
aus wie ein umgestülpter Cowboyhut, und noch einer stellte eine Bombe mit Zündschnur
dar. Florian fragte sich, ob der Humor der Kriminalkommissarin erstes Anzeichen
für eine Persönlichkeitsstörung sein könnte, und er nahm sich vor, seine frühere
Therapeutin, die ihn wegen seiner

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