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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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scheint dort im Gegensatz zu den beiden anderen nie angekommen zu sein.«
    »Haben sie
nichts bemerkt? Jemanden, der Luz angesprochen hat? Einen Autofahrer, Fußgänger,
Radfahrer? Der sie in seinen Wagen gezogen hat? Mit dem sie mitgegangen ist?« Florian
spürte, wie Entsetzen ihn lähmte.
    »Doch. Sie
hat mit jemandem gesprochen und sie schien denjenigen auch gekannt zu haben. Der
Beschreibung der Kinder nach war er groß, hatte mittelbraunes Haar und trug ein
dunkles Jackett. Luz hat den Schulfreundinnen gesagt, sie sollten schon vorausgehen,
sie käme gleich hinterher.«
    Florian
schüttelte verwundert den Kopf. »Und das haben die Freundinnen gemacht? Sie sind
einfach weitergegangen?«
    »Klar, es
schien ja alles in Ordnung zu sein. Luz sei in keiner Weise ängstlich gewesen, behaupten
die beiden«, erläuterte die Kommissarin und erklärte: »Kinder in diesem Alter sind
nur mit sich beschäftigt, außerdem sind sie nach mehreren Schulstunden voller Bewegungsdrang.
Warum hätten sie da stehenbleiben und auf Luz warten sollen? Sie schien den Mann
zu kennen, und so sind die Mädchen nicht auf die Idee gekommen, dass irgendetwas
nicht stimmen könnte. Sie haben ohne Luz den Bus genommen. Wir suchen jetzt an allen
erdenklichen Orten nach ihr und diesem Mann.«
    Die Kommissarin
schob ihm das Glas Wasser hinüber, das die ganze Zeit unberührt mitten auf dem Tisch
gestanden hatte.
    »Lisa, Sabrinas
Schwester, war der Meinung, Luz sei den Nachmittag über bei einer Freundin gewesen«,
erklärte der Kommissar und sagte: »Deswegen hat sie erst gegen Abend damit begonnen,
sich Sorgen zu machen, als Luz nicht nach Hause kam. Die Freundin wohnt ganz in
der Nähe. In letzter Zeit war Luz angeblich öfter bei ihr. Die beiden haben nachmittags
zusammen Hausaufgaben gemacht oder gespielt, so jedenfalls hat Luz es behauptet.
Inzwischen wissen wir aber, dass es nicht stimmt.«
    »Das heißt,
Luz hat Lisa angelogen? Sie hätte demnach auch gestern nicht vorgehabt, zu dieser
Freundin nach Hause zu fahren, sondern sie hatte etwas ganz anderes vor?«, fragte
Florian.
    Sylvia Gerlach
nickte. »Wir fragen uns, ob sie mit dem Mann, der sie angesprochen hat, vielleicht
verabredet war. Und wir fragen uns, was sie an den anderen Tagen gemacht hat, wenn
sie nicht bei der Freundin war. Hat sie sich mit demselben Mann getroffen?«
    »Das darf
alles nicht wahr sein.« Florian stützte seinen Kopf in die Hände. Er fühlte sich
wie ausgehöhlt.
    »Doch«,
erwiderte die Kommissarin. »Es ist wahr.«
    Florian
dachte an Dele und spürte, wie ein ungutes Gefühl ihn beschlich.
    »Wissen
Sie vielleicht, was das Mädchen an all diesen Nachmittagen unternommen hat?« Rössners
Stimme besaß eine auffällige Schärfe, und Florians Gedanken überstürzten sich.
    »Sie wissen,
dass Sie gesetzlich dazu verpflichtet sind, der Polizei ermittlungsrelevante Informationen
mitzuteilen.« Rössner erhob sich und trat dicht vor ihn.
    Florian
sah auf.
    »Im Übrigen
haben Sie uns immer noch keine Rückmeldung gegeben, ob Dele Sanchi bereit wäre,
für uns den Lockvogel zu spielen. Das wird nun immer wichtiger.«
    »Aus einem
einfachem Grund. Ich habe sie nicht angetroffen.« Florians Mundwinkel zuckten. »Ich
habe ihr ausrichten lassen, mich zurückzurufen, aber sie hat es bislang nicht getan.«
    »Kommt Ihnen
das nicht seltsam vor?«, wollte der Kriminalhauptkommissar wissen.
    »Doch.«
    Den Oberkörper
vorgebeugt, stützte Rössner beide Hände auf den Tisch. Völlig unerwartet herrschte
er ihn an: »Verdammt noch mal, reden Sie endlich! Oder denken Sie etwa immer noch,
das hier sei ein harmloses Spiel? Dazu angetan, dass sich ein Redakteur wie Sie
ein paar Lorbeeren hinzu verdient, nur weil er ein öffentlichkeitswirksames Thema
entdeckt hat, mit dem sich Quote machen lässt?« Die letzten Worte schleuderte er
ihm wütend entgegen.
    Florian
spürte, wie seine Gesichtszüge sich verhärteten. Langsam rückte er auf seinem Stuhl
ein Stück zurück, dann erhob er sich ebenfalls zu seiner vollen Größe. Der Stuhl
hinter ihm fiel polternd zu Boden. »Nein«, sagte er, und er bemühte sich darum,
ruhig zu bleiben. »Wenn Sie ernsthaft glauben, dass ich wüsste, wo Luz sich in diesem
Moment aufhält oder wer sie in Händen hat, dann trauen Sie mir zu viel zu. Ich weiß
nicht, wo das Mädchen steckt.« Der Ärger über den verbalen Angriff des Kriminalhauptkommissars
hatte dazu geführt, dass er unbemerkt die Fäuste ballte.
    Beide Männer
starrten sich an.

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