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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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ebenfalls nicht. Warum
sonst hätte sie Jahre später erst, nachdem diese Guatemaltekin aufgetaucht ist,
zu recherchieren beginnen sollen …«
    Florian
spürte den altbekannten Schmerz in seinem Backenzahn.
    »Das Roosevelt
Gymnasium wird insgesamt von 37 Kindern aus Guatemala besucht«, fuhr Sylvia
Gerlach fort und nahm einen großen Schluck Kölsch.
    »Wurden
alle von Help the children aus Cobán vermittelt?«
    »Ja.«
    Florian
rechnete. »Bei einem Preis von ca. 28.000 Dollar pro Kind macht das genau 1.036.000
Dollar gesamt. Susan Gayle ist also eine reiche Frau, auch wenn sie die Einnahmen
teilen muss. Es sind immerhin um die 66.000 Amerikaner in Deutschland stationiert,
und der Markt in Amerika ist riesengroß …«
    Sylvia Gerlach
schüttelte ihre blonden Locken und strich sich eine Strähne hinters Ohr. »Wir warten
nur noch auf den Durchsuchungsbefehl für die Kanzlei und auch für Susan Gayles Haus.
Ihnen habe ich zu verdanken, dass wir so schnell auf die Sache aufmerksam geworden
sind …«
    Florian
brauchte einen Moment, um die Neuigkeit zu verdauen. »Wissen Sie, was ich befürchte?«,
fragte er schließlich und starrte die Kommissarin an.
    »Ja?«
    »Ich befürchte,
dass jemand von Clark & Johnson Luz in den Händen hat. Sie benutzen Luz,
um Dele aus ihrem Versteck zu locken.«
    Die Kommissarin
kniff die Augen zusammen, dann sagte sie langsam: »Natürlich! Dele Sanchi wurde
von ihren Handlangern vergewaltigt und ihres Kindes beraubt, und jetzt will sie
plötzlich ihr Kind zurück. Es besteht die Gefahr, dass sie mit ihrem Wissen an die
Öffentlichkeit geht, so wie es vielleicht auch Sabrina und Sam getan hätten.«
    »Und genau
das ist der Grund, weswegen auch sie aus dem Weg geräumt werden muss.«
    Sylvia Gerlach
erhob sich brüsk, und das Schaben des Stuhls auf dem Holzboden verursachte ein unangenehmes
Geräusch. »Ich schätze, wir haben keine Zeit zu verlieren.«

Sonnabend, 23. Juli, vormittags
     
    Auf dem Zirkusgelände herrschte
gemächliches Treiben, das Team war inzwischen gut auf alle Abläufe eingespielt.
Artisten plauderten miteinander zwischen dem Zelt und den Wohnwagen, die Pressesprecherin
saß wegen der Hitze an einem Tisch im Schatten des Restaurantwagens und unterhielt
sich mit einem Journalisten, und der Direktor probte vor seinem Wagen für die Rolle
als Dummer August eine neue Nummer.
    Deles Augen
nahmen alles auf. Sie spähte durch den schmalen Schlitz zwischen dem Wohnwagenfenster
und der davor angebrachten Spitzengardine, unruhig wanderten ihre Pupillen hin und
her. Draußen auf dem Gelände war alles wie immer. Die Kripo war wieder abgezogen,
nachdem sie am vergangenen Tag ausführlich nach ihr gesucht hatte, weil Luz verschwunden
war. Ihr Kind. Ihr Augenstern. Ihre Hoffnung und ihre Sonne. Dele schloss die Augen.
Und nun glaubten sie, sie habe Luz entführt.
    Gino hatte
sie einer seltsamen Eingebung folgend letzte Nacht bei italienischen Freunden aus
der Maremma untergebracht, die schon seit Jahren in Köln lebten. Er war der Meinung
gewesen, dass sie dort sicherer aufgehoben sei als in seinem Wohnwagen. Seine Angst
um sie war groß. Die Sorge, dass der Fremde wiederkommen könnte, erneut versuchen
würde, ihr etwas anzutun, hatte den Ausschlag gegeben, und so war sie seinem Vorschlag
gefolgt.
    Außerdem
traute Gino Florian Halstaff nicht. Er hatte zwar versprochen, ihr zu helfen, doch
war er Journalist, und wie Journalisten handelten, sei hinreichend bekannt, hatte
Gino gesagt. Sie wusste, dass Florian mehrfach versucht hatte, sie während ihrer
Abwesenheit über Ginos Handy zu erreichen, und sie fragte sich, was er von ihr wollte,
doch Gino hatte ihr geraten, ihn nicht zurückzurufen.
    Seit der
gestrigen Nacht war sie wieder hier, in seinem Wohnwagen. Dele faltete die Hände,
presste sie zusammen, so dass die Knöchel weiß hervortraten, und betete. Padre
nuestro, que estás en el cielo … Bitte, gib mir meine Tochter zurück. Perdona nuestras
ofensas, como también nosotros perdonamos … Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir
vergeben unseren Schuldigern. Bitte, gib mir das Mädchen zurück.
    Sie brachte
das Vaterunser nicht zu Ende, ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Luz zurück.
    Als sie
von Gino erfahren hatte, dass sie verschwunden war, hatte sie in Windeseile ihre
wenigen Sachen gepackt, die sie in einer Plastiktüte mit zu Ginos Freunden genommen
hatte, und war zurück zum Wohnwagen gelaufen. Als sie zitternd vor ihm stand, hatte
Gino sie mit einer Mischung

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